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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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zeige dir, wie du dein Apartment sichern kannst. Aber jetzt wollen wir erst einmal essen, und anschließend gehen wir zu den Vögeln. Ich habe ein Vogelhaus.“
Nim machte Rühreier mit kanadischem Schinken und Bratkartoffeln. Außerdem gab es den besten Kaffee an der ganzen Ostküste. Nach dem Frühstück - wir redeten nur wenig - gingen wir durch die Glastür hinaus, und Nim zeigte mir sein Anwesen.
Das Gelände zog sich etwa hundert Meter am Ufer entlang bis zu einer Landspitze. Zwei dichte Hecken trennten es von den Nachbargrundstücken. In dem ovalen Becken mit dem Springbrunnen und dem größeren, dem Schwimmbecken, befand sich noch etwas Wasser. Fässer schwammen darauf, um das Eis zu brechen.
Neben dem Haus stand ein riesiges, weißgestrichenes Vogelhaus mit einer maurischen Kuppel aus Maschendraht. Schnee lag auf den Zweigen der kleinen Bäume, die dort wuchsen. Vögel aller Arten saßen auf den Asten, und große Pfauen zogen die Schleppe ihrer wundervollen Federn durch den Schnee. Wenn sie ihren durchdringenden Schrei ausstießen, klang es, als wurde man jemanden erdolchen. Das Gekreisch zerrte an meinen ohnehin strapazierten Nerven.
Nim öffnete die Maschendrahttür, führte mich unter die offene Kuppel und zeigte mir die verschiedenen Vogelarten, während wir durch das verschneite Labyrinth der Bäume schlenderten.
„Vögel sind oft intelligenter als Menschen“, erklärte er. „Ich halte in einem getrennten Gehege auch Falken. Carlos füttert sie zweimal täglich mit Fleisch. Der Wanderfalke ist mein Favorit. Wie bei vielen anderen Arten auch übernimmt das Weibchen die Jagd.“ Er wies auf einen kleinen gefleckten Vogel, der auf einem Baum an der Rückseite des Vogelhauses saß.
„Wirklich? Das wußte ich nicht“, sagte ich, als wir näher gingen. Der Vogel hatte große schwarze Augen. Ich hatte das Gefühl, daß er uns kritisch musterte.
„Ich fand schon immer“, bemerkte Nim, „daß du den Killerinstinkt hast.“
„Ich? Du machst wohl Witze.“
„Er ist nur noch nicht richtig zum Zug gekommen“, fügte er hinzu, „aber ich habe vor, ihn zu entwickeln. Ich bin der Meinung, er liegt schon viel zu lange brach in dir.“
„Aber man versucht doch, mich umzubringen“, erinnerte ich ihn.
„Es ist wie bei einem Spiel“, sagte Nim. „Du entscheidest dich, auf eine Drohung entweder defensiv oder aggressiv zu reagieren. Warum wählst du nicht letzteres und bedrohst deinen Gegner?“
„Ich weiß nicht, wer mein Gegner ist!“ rief ich gequält.
„Aber natürlich“, erwiderte Nim geheimnisvoll, „du hast es von Anfang an gewußt. Soll ich es dir beweisen?“
„Bitte.“ Ich wurde wieder unruhig, und mir war nicht nach Reden zumute. Wir verließen das Vogelhaus. Er verschloß die Tür und nahm meine Hand, als wir zum Haus zurückgingen.
Er nahm mir den Mantel ab, ließ mich auf einem Sofa vor dem Kamin Platz nehmen und zog mir sogar die Stiefel aus. Dann ging er zu der Wand, wo mein Bild von dem Mann auf dem Fahrrad stand. Er brachte es herüber und stellte es vor mich auf einen Sessel.
„Nachdem du gestern abend ins Bett gegangen bist“, begann Nim, „habe ich mir das Bild sehr lange angesehen. Ich hatte ein Deja-vu-Erlebnis, und es ließ mich nicht mehr los. Du weißt ja, wenn mich ein Problem beschäftigt, muß ich ihm auf den Grund gehen. Heute morgen habe ich es gelöst.“
Er ging zu der Anrichte aus Eichenholz neben den Herden und öffnete eine Schublade. Er nahm ein paar Schachteln mit Spielkarten heraus und setzte sich neben mich auf das Sofa. Er öffnete die Schachteln, suchte jeweils einen Joker und warf ihn auf den Tisch. Ich betrachtete stumm die Karten.
Ein Joker war ein Narr mit einer Narrenkappe auf einem Fahrrad. Der Joker hatte dieselbe Haltung und das Fahrrad dieselbe Stellung wie der Mann und das Rad auf meinem Bild. Hinter ihm stand ein Grabstein mit der Inschrift „Ruhe in Frieden“. Der zweite Joker war ebenfalls ein Narr, doch die Karte war in der Mitte geteilt, und in der unteren Hälfte befand er sich noch einmal spiegelbildlich. Er glich ebenfalls meinem Mann, der über ein Skelett fuhr. Der dritte Joker stammte aus einem Tarotspiel. Er war fröhlich dabei, in einen Abgrund zu fallen.
Ich sah Nim an, und er lächelte.
„Der Joker in den Kartenspielen wird nach alter Tradition mit dem Tod in Verbindung gebracht“, erklärte er. „Aber er ist auch ein Symbol für die Wiedergeburt und die Unschuld der Menschen vor dem Sündenfall. Ich sehe ihn auch als eine Art

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