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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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versuchte sie sich einen Weg durch die Menge zu der Droschke zu bahnen, mit der sie gekommen waren. Sie mußte David finden. Nur David konnte ihnen jetzt noch, helfen.
Die Leute wichen vor etwas zurück, das ihnen entgegenkam. Mireille drückte sich flach an die Gefängnismauer und tastete sich an ihr entlang. Dann sah sie, was es war: Der Pöbel zog die Droschke, mit der sie gekommen waren, durch die schmale Gasse. In den Kutschbock hatte man einen Spieß gerammt, auf dem der abgeschlagene Kopf des Kutschers steckte - die silbernen Haare blutig verschmiert, das alte Gesicht vor Entsetzen verzerrt.
Mireille biß sich in den Arm, um nicht zu schreien. Sie stand wie erstarrt in der tobenden und schreienden Menge. Sie wußte, sie konnte nicht zurück, um David zu suchen. Sie mußte so schnell wie möglich in das Gefängnis. Mireille wußte mit erschreckender Gewißheit, wenn es ihr nicht sofort gelang, Valentine zu finden, dann war es zu spät.
DREI UHR NACHMITTAGS
    Jacques-Louis David ging durch eine Dampfwolke, denn Frauen schütteten eimerweise Wasser auf das glühendheiße Pflaster, um es abzukühlen. Er betrat das Cafe de la Regence.
Im Club schlug ihm eine noch dickere Wolke aus Pfeifen- und Zigarrenrauch entgegen. Seine Augen brannten, und das bis zum Nabel offene Leinenhemd klebte ihm an der Haut, während er sich einen Weg durch den drückendheißen Raum bahnte und Kellnern auswich, die mit beladenen Tabletts über dem Kopf zu den vollbesetzten Tischen eilten. An den Tischen spielten Männer Karten, Domino oder Schach. Das Cafe de la Regence war der älteste und berühmteste Spielclub Frankreichs.
Auf seinem Weg zum Hinterzimmer sah David plötzlich Maximilien Robespierre. Sein scharf geschnittenes Gesicht erinnerte ihn an eine Elfenbeinschnitzerei, während er bewegungslos seine Schachfiguren studierte. Das Kinn ruhte auf einem Finger, das doppeltgebundene Seidentuch und die Brokatweste waren immer noch faltenlos. Er schien den Lärm und die Hitze überhaupt nicht wahrzunehmen. Die kühle, gelassene Haltung verriet, daß er wie üblich an dem, was um ihn herum geschah, keinen Anteil hatte, sondern lediglich als Beobachter oder als Richter anwesend war.
David kannte den alten Mann nicht, der Robespierre gegenübersaß. Er trug einen altmodischen blaßblauen Rock, eine mit Bändern besetzte Hose, weiße Kniestrümpfe und Pumps im Stil von Louis XV. Der alte Herr machte gerade einen Zug, ohne dabei die Schachfigur anzusehen. Seine wäßrigen blauen Augen richteten sich auf David, der an ihren Tisch trat.
„Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihr Spiel störe“, sagte David, „ich möchte Monsieur Robespierre um eine Gunst bitten, die keinen Aufschub duldet.“
„Schon gut“, sagte der alte Mann. Robespierre blickte unverwandt und stumm auf das Schachbrett. „Mein Freund hat das Spiel ohnehin verloren. Matt in fünf Zügen, mein lieber Maximilien. Geben Sie auf. Die Unterbrechung Ihres Freundes kommt im richtigen Moment.“
„Ich sehe es nicht“, erwiderte Robespierre, „aber wenn es um Schach geht, sind Ihre Augen besser als meine.“ Er lehnte sich mit einem Seufzer zurück und sah David an. „Monsieur Philidor ist der beste Schachspieler in Europa. Es ist mir eine Ehre, gegen ihn zu verlieren, wenn ich nur die Gelegenheit habe, an seinem Tisch zu spielen.“
„Sie sind also der berühmte Philidor!“ rief David und drückte dem alten Mann herzlich die Hand. „Sie sind ein großer Komponist, Monsieur. Als Kind habe ich eine Neuaufführung von Le Soldat Magicien gesehen. Ich werde den Abend nie vergessen. Erlauben Sie mir, daß ich mich vorstelle. Ich bin Jacques-Louis David.“
„Der Maler!“ sagte Philidor und erhob sich. „Ich bewundere Ihr Werk wie alle Bürger Frankreichs. Aber ich fürchte, Sie sind der einzige Mensch in diesem Land, der sich an mich erinnert, obwohl meine Musik einmal in der Comédie Française und in der Opéra Comique erklungen ist. Ich muß jetzt wie ein dressierter Affe in aller Öffentlichkeit Schach spielen, um mich und meine Familie zu ernähren. Robespierre war so freundlich, mir einen Paß ausstellen zu lassen, damit ich nach England reisen kann, dort wird man mich für diese Art Spektakel sehr viel besser bezahlen.“
„Genau denselben Gefallen möchte auch ich von ihm erbitten“, sagte David, als Robespierre nicht länger auf das Schachbrett blickte, sondern sich ebenfalls erhob. „Die politische Lage in Paris ist inzwischen sehr gefährlich. Und diese höllische

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