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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Stelle erschossen hat!“
„Machen Sie keine Witze!“ rief Germaine. „Ich besitze diplomatische Immunität. Das wäre gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung an Schweden! Diese Leute müssen verrückt sein, wenn sie glauben, sie können mich zum Bleiben zwingen!“ Aber ihre Selbstsicherheit schwand, als sie Camilles nächste Worte hörte.
„Wissen Sie denn nicht, was in diesem Augenblick gerade geschieht? Wir befinden uns im Krieg und werden bereits angegriffen ...“ Er senkte die Stimme, als ihm bewußt wurde, daß diese Nachricht sich noch nicht überall verbreitet hatte und zweifellos allgemeine Panik auslösen würde. „Verdun ist gefallen“, flüsterte er.
Germaine starrte ihn fassungslos an. Plötzlich begriff sie den Ernst ihrer Lage. „Nicht möglich“, murmelte sie. Als er nachdrücklich nickte, fragte sie: „Wie weit von Paris ... Wo stehen sie jetzt?“
„Ich vermute, selbst mit ihrer gesamten Artillerie brauchen sie weniger als zehn Stunden. Man hat bereits den Befehl gegeben, auf jeden zu schießen, der sich den Stadttoren nähert. Ein Versuch, Paris jetzt zu verlassen, würde zwangsläufig zu einer Anklage wegen Hochverrat führen.“ Er sah sie ernst an.
„Camille“, stieß Germaine schnell hervor, „wissen Sie, weshalb ich zu meiner Familie in die Schweiz möchte? Wenn ich mit meiner Abreise noch länger warte, werde ich nicht mehr reisen können. Ich bekomme ein Kind.“
Er sah sie ungläubig an. Aber Germaines Selbstsicherheit war zurückgekehrt. Sie nahm seine Hand und drückte sie auf ihren Leib. Durch die Falten des Stoffs hindurch spürte er, daß sie die Wahrheit sprach. Er lächelte sie wieder jungenhaft an und wurde sogar rot.
„Madame, mit etwas Glück wird es mir vielleicht gelingen, daß Sie noch heute in die Botschaft zurückkehren können. Selbst ein Gott könnte nicht durch das Stadttor fahren, ehe wir die Preußen geschlagen haben. Ich werde die Sache mit Danton besprechen.“
Germaine lächelte ihn erleichtert an. Und als Camille ihr die Hand drückte, sagte sie: „Wenn mein Sohn in Genf gesund zur Welt gekommen ist, soll er Ihren Namen tragen.“
ZWEI UHR NACHMITTAGS
    Valentine und Mireille näherten sich dem Tor des Gefängnisses L'Abbaye in einer Droschke, die sie nach der Flucht aus Davids Haus gemietet hatten. Eine große Menschenmenge lief in der engen Straße zusammen. Mehrere andere Droschken waren bereits vor dem Gefängnistor angehalten worden.
    Der zerlumpte Pöbel der Sansculotten fiel mit Besen und Schaufeln über die Kutschen her, hämmerte mit Fäusten und Stöcken gegen die Türen und Fenster. Das Gebrüll der wütenden Menge hallte durch die schmale Gefängnisgasse, während Gefängniswachen auf den Wagendächern versuchten, die Menge zurückzudrängen.
    Der Kutscher von Valentines und Mireilles Droschke beugte sich vom Kutschbock zu ihnen hinunter und sagte:
„Näher kann ich nicht heranfahren, sonst geraten wir in den Stau, und ich kann nicht mehr wenden. Außerdem gefällt mir dieser Haufen nicht.“
In diesem Augenblick entdeckte Valentine in der Menge eine Nonne im Benediktinerhabit der Abbaye-aux-Dames von Caen. Valentine winkte aus dem Droschkenfenster, und die ältere Nonne erwiderte den Gruß, aber sie konnte sich in der Menschenmasse nicht von der Stelle rühren, die sich jetzt Kopf an Kopf in der schmalen alles zwischen den hohen Mauern drängte.
„Nein, Valentine!“ rief Mireille, als ihre Cousine den Wagenschlag öffnete und auf die Straße sprang.
„Bitte, Monsieur“, flehte Mireille den Kutscher beim Aussteigen an, „können Sie hier warten? Meine Cousine ist gleich wieder da.“ Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß es so sein möge, und ließ Valentine nicht aus den Augen, die im Menschengetümmel verschwand und sich zu Schwester Claude hindurchkämpfte.
„Mademoiselle“, erwiderte der Kutscher, „ich muß die Droschke sofort wenden. Wir sind hier in Gefahr. In den Wagen, die man dort festhält, sitzen Gefangene.“
„Wir wollen hier eine Freundin treffen“, erklärte Mireille, „und kommen sofort mit ihr zurück. Monsieur, ich flehe Sie an, warten Sie auf uns.“
„Diese Gefangenen“, sagte der Kutscher mit einem Blick über die Menge, „sind Priester, die sich weigern, dem Staat die Treue zu schwören. Ich fürchte um ihr Leben, aber auch um unser Leben. Holen Sie Ihre Cousine, ich wende inzwischen die Droschke. Beeilen Sie sich!“
Der alte Mann sprang vom Kutschbock, nahm das Pferd am Halfter und zog es

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