Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
einschließlich des frisch renovierten Wohnzimmers. Der Raum war mit seiner rot gestreiften Tapete, einem naturfarbenen Teppich mit diagonalem hellgrünem Rankenmuster und den vielen, mit Baumwollstoff überzogenen Sitzgelegenheiten recht gemütlich geworden.
Die große Auswahl an Polstermöbeln bescherte Katie viele weiche Plätze, wo man hervorragend schlafen, aber auch gut beobachten und sich verstecken konnte.
Ihr Lieblingsplatz war ein grüner Sessel, in dem sie oft schlief. Ihr Kopf hing dann immer nach unten, während sie leise schnarchte. Verboten war die weiße, mit Seide bezogene Couch, das wusste sie, auch wenn es sie nicht davon abhielt, es immer wieder einmal zu versuchen.
»Katie, NEIN !«, rief ich, wenn ich sie wieder einmal dort ertappte. Und sofort sprang sie herunter, schuldbewusst den Schwanz gesenkt.
Manchmal, wenn die Sonne hereinschien, fand ich sie auf dem Teppich am Fenster auf dem Rücken liegend, die Beine ausgestreckt wie beim Sonnenbaden. Manchmal lag sie auch faul auf dem kühlen Boden in der Diele.
Manchmal fand ich sie nirgends und musste etwas genauer hinsehen.
Dann begab ich mich auf die Suche und entdeckte sie schließlich unter dem Tisch, wobei nur ihre schwarze Schnauze unter dem Tischtuch hervorlugte. Das wurde zu einem richtigen Spiel. Ich sagte: »Katie! Wo steckst du?« Nichts rührte sich. Schließlich: »Katie – ich wette, du bist hungrig?«
Und wie eine Rakete schoss sie unter dem Tisch hervor, trabte schwanzwedelnd in die Küche, setzte sich hin und wartete auf ein Leckerli.
Wenn Besuch kam, lief sie ins Wohnzimmer und legte sich unter den schwarz lackierten, chinesischen Beistelltisch, um alles gut im Blick zu haben. Dort nagte sie dann an einem ihrer Kauknochen herum. Wenn der Knochen verputzt war, lief sie in die Küche und kratzte an der Schranktür, hinter der sich der Knochenvorrat verbarg.
Bald wusste sie, wo sich alles befand.
Ich fragte sie gar nicht besonders laut: »Willst du raus?« Und schon sprang sie mit einem langen Satz vom Bett und rannte zur Tür. Sie holte die Leine vom Türknauf und setzte sich hin, bis ich sie angeleint hatte, dann eilte sie durch den Flur zum Lift und wartete geduldig, bis die Tür aufging.
Sie war zwar schlau und wendig, doch manchmal konnte sie körperlich nicht mit ihren entschlossenen Vorsätzen mithalten. Am frustrierendsten fand sie es, dass sie nicht ohne meine Hilfe auf mein Bett springen konnte, selbst wenn sie es versuchte. Sie nahm Anlauf, schaffte es aber wiederholt nicht aufs Bett und plumpste zurück auf den Teppich, wo sie dann dasaß und überrascht und verwirrt aussah.
Aber wir fanden eine Lösung. Wenn ich »los« sagte, sprang sie, und ich gab ihr von hinten Hilfestellung mit den Händen und hob sie aufs Bett. Innerhalb von acht Monaten beherrschte sie diese Bewegung. Alles in allem stand sie zu der Zeit kurz davor, meinen gesamten Haushalt eigenpfotig zu beherrschen.
Nun war es an der Zeit, sie ein bisschen arbeiten zu lassen.
6
Der Nachrichtenhund
I m Herbst 1988, als Katie die Kommandos »sitz«, »komm« und »bleib« übte und mit ihrem blauen Lieblingsgummiball durch den Gang flitzte, suchte ich eifrig nach einer Festanstellung als Gesellschaftsreporter, weil ich nicht mehr so isoliert zu Hause arbeiten wollte.
An einem winterlichen Tag Mitte November hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei CNN, und aus einer Laune heraus beschloss ich, Katie mitzunehmen, da Pearl an diesem Tag ebenfalls unterwegs war und ich den Hund nicht allein lassen wollte. Außerdem dachte ich, dass ein junger Hund vielleicht das Eis brechen könnte.
»Wow!«, staunte der Produzent, Scott Leon, über Katies lange Ohren. »Sie sieht aus wie Susi aus Susi und Strolch .« Daran hatte ich nie gedacht, aber es stimmte. »Ich wette, sie ist sehr fotogen.« Katie schüttelte die Ohren und legte sich gehorsam für ein kleines Nickerchen unter Scotts Schreibtisch, während wir uns unterhielten.
Das Gespräch verlief recht angenehm, aber letztlich dachte Scott wohl, dass der Hund vor der Kamera besser aussehen würde als ich, denn ich bekam den Job nicht. Aber immerhin kam mir eine gute Idee.
Von da an nahm ich Katie zu all meinen Vorstellungsgesprächen mit. Es konnte nicht schaden. Und da es immer kälter wurde, steigerte ich ihren Unterhaltungswert, indem ich sie schick anzog: Meist verpasste ich ihr ein marineblaues Strickmäntelchen mit Messingknöpfen, manchmal bekam sie auch noch ein rotes Strickmützchen aufgesetzt,
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