Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
Fingerbewegung nach unten und der verbale Befehl, und Katie saß da wie ein kleiner Soldat, die braunen Augen starr auf den Käse gerichtet, und wartete auf ihre Belohnung. Allmählich entwöhnten wir sie, und sie setzte sich auch ohne Käse hin.
Als Nächstes arbeiteten wir an »Bleib!« und »Komm!«. Den langen Gang mit dem roten Teppich vor meiner Tür nutzten wir als Trainingsgelände. Dieser Gang war der perfekte »Hinterhof«, um Dinge zu holen, herumzutoben und zu spielen. Wenn Jonathan ihr ein Stückchen Käse entgegenstreckte, rannte Katie bei dem Befehl »Komm!« schon bald quer durch den Korridor und holte sich triumphierend das Leckerli. »Guuutes Mädchen!«, riefen wir dann beide.
Besonderes Geschick entwickelte Katie beim Pfötchengeben, einem ihrer Lieblingsbefehle. Anfangs hob sie nur zögernd die rechte Pfote und dann die linke, aber sobald sie den Dreh heraushatte, brauchte man sie nur mit einem Hundekeks in Versuchung zu führen, und sofort bot sie eifrig abwechselnd wie beim Backe-backe-Kuchen-Spiel beide Pfoten an, bis sie bekam, was sie wollte.
Zum Schluss kam das Schwierigste, die Unterscheidung zwischen »Sitz« und »Platz«. Bei »Platz!« musste sich Katie flach auf den Boden legen und durfte sich nicht bewegen, bis man es ihr befahl. Nach wenigen Wochen, in denen der Käsevorrat nicht ausgehen durfte, hatte Katie alles gemeistert – bis wir zu einem Probelauf nach unten gingen.
Im Vertrauen, dass sie mir folgen würde, versuchten wir es in der Lobby ohne Leine. Doch als ein Mitbewohner die Eingangstür öffnete, schlüpfte Katie hinaus, und weg war sie. Sie flitzte schnell wie ein Wiesel davon, quer über die kreisförmige Zufahrt, auf der ein Auto sie hätte überfahren können. Und schon rannte sie weiter durch die benachbarte Grünanlage.
In meiner Naivität hatte ich von so einem jungen Hund keinen derartigen Energieausbruch erwartet.
»Katie! Katie, komm!«, brüllte ich aus Leibeskräften. Sie ignorierte mich: kein Käse, keine Ergebnisse. Schließlich holte ich sie doch ein, hob sie hoch und brachte sie nach Hause, wobei ich kein Hehl aus meinem Missmut machte.
Aber sie grinste nur spitzbübisch, die Zunge hing ihr aus dem Maul, während sie vor Erschöpfung wohlig hechelte. Sie war sehr zufrieden mit sich.
Wie ein kleines Kind durchlief auch Katie die Trotzphase. Wenn sie ihren Lieblingskauknochen nicht bekam, begnügte sie sich mit einem Turnschuh. Auch Schnürsenkel fand sie unterhaltsam. Und aus einer schwarzen Strickmütze ließ sich ein nettes Mittagessen machen. Ihren großen braunen Augen entging nichts.
Einmal ließ ich nach dem Einkaufen eine Schachtel Müsliriegel herumliegen und ging nach unten in den Waschraum. Bei meiner Rückkehr stellte ich fest, dass die grünen Plastikhüllen fehlten und jeder einzelne Riegel halb aufgefressen war. Katies Gesicht war mit den Resten verschmiert.
»Haben wir uns nicht oft genug über deine Manieren unterhalten?«, rief ich. Dieser Satz sollte in den folgenden Jahren noch recht häufig fallen. Sie sah mich nur an, die vorwitzige schwarze Schnauze hochgereckt, die Rute gesenkt, dann trottete sie davon, weil ihr mein Ton nicht gefallen hatte.
Eines Abends hatte ich meinen Freund Michael, den Innenarchitekten, zum Spaghettiessen eingeladen. Er saß im Wohnzimmer, einen Teller auf den Knien balancierend und von Katie interessiert beäugt. Als Michael eine Sekunde den Blick abwandte, schlug Katie zu und stürzte sich kopfüber in die Pasta.
»Nein, nein, nein!«, rief ich und zog sie an ihrem roten Halsband vom Teller weg. Sie schleckte sich genüsslich die Tomatensoße von den Lefzen.
Michael war entsetzt. »Du hast sie ja überhaupt nicht im Griff«, fauchte er.
Ich verbannte sie in ihre Box, obwohl ich zugeben muss, dass sie wirklich süß aussah, besudelt, wie sie war. Wir strichen das Spaghettiessen, und ich lud Michael ins Restaurant ein.
»Ich habe dir gesagt, dass das passieren würde, wenn du sie so maßlos verwöhnst«, bemerkte Joe am nächsten Tag, sehr zufrieden, dass sich Dinah solche Unarten nie erlauben würde.
»Du musst deinen Hund auch mal bestrafen«, mahnte er. Aber ich hatte nicht vor, Katie zu schlagen oder zu ängstigen, mir war die langsame, stete, positive Verstärkung lieber. Es gab viel Schmelzkäse und viele »Nein!«, doch insgeheim musste ich über Katies Welpenstreiche oft schmunzeln.
Sobald Katie stubenrein war, durfte sie in ihr erweitertes Revier – meine gesamte Wohnung
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