Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
wiederzuerkennen mit der rosafarbenen Satinschleife, die man ihr um den Hals gebunden hatte. Ihr Fell war kurz geschoren und wirkte leicht gebleicht, jedenfalls gleichmäßig blond. Betty hatte einen witzigen Pony wie Augenbrauen über ihren Augen stehen lassen. Sie sah aus wie ein Filmstar der Stummfilmzeit, mit stolz erhobenem Kopf präsentierte sie sich reglos wie eine Statue in ihrem neuen Look. Ihr Fell war so perfekt, dass sie fast wie ausgestopft wirkte, doch ihr vergnügt wedelnder Schwanz sagte mir, dass sie durchaus lebendig war und es in vollen Zügen genossen hatte, so verwöhnt zu werden.
Als ich sie von der Theke heben wollte, trat Betty hinter mich und sprühte etwas in unsere Richtung. »Das ist ein hübsches Hundeparfum, das wir hier gern verwenden«, sagte sie.
»Richtig«, fügte De De eifrig hinzu, »ein florales Bouquet mit sanftem Puder-Vanille-Hintergrund, genau das Richtige für Weibchen.« Ich habe es trotzdem nicht gekauft und hätte es auch nie benutzt, denn mir war der saubere, frische Geruch des Shampoos viel lieber.
Betty drückte einen Abschiedskuss auf Katies feuchte Schnauze. »Bis zum nächsten Mal, Schwester«, meinte sie.
Unterwegs begegnete uns nicht ein Einziger, der sich nicht nach uns umgedreht oder uns angesprochen hätte. Katie war einfach unwiderstehlich.
5
»Löwin« im Käfig
T rotz des Besuchs im Schönheitssalon roch meine Wohnung innerhalb weniger Wochen nach Hund – eine Mischung aus Welpenfutter, nie tadellos sauberem Fell und den Unfällen in der Küche. Überall lagen Katies Spielsachen und ihre Hundesachen herum. Ich hatte das Gefühl, meine gesamte Existenz wäre aus den Fugen geraten – aber ich war glücklich.
Obwohl ich anfangs versuchte, Katie nachts in ihrer Box zu lassen, die ich neben mein Bett gestellt hatte, wollte sie nicht darin bleiben und jammerte, bis ich sie herausholte und aufs Bett setzte.
Das erzählte ich Joe natürlich nicht, denn er hielt ganz und gar nichts von Hunden im Bett. Ich hingegen fand es ziemlich lustig, wie mein Welpe es schaffte, sich immer den perfekt warmen Ort zu suchen.
Sie schlüpfte unter die Decke und wanderte Richtung Süden zu meinen Füßen. Schließlich legte sie den Kopf auf meine Zehen.
Im Lauf der Nacht wanderte sie dann wieder Richtung Norden und kuschelte sich an mich, meine ganz persönliche kleine Heizdecke. Am Morgen lag ihr Kopf auf meinem Kissen, die langen Ohren um ihr Gesicht gewickelt.
Tagsüber gehörte das Sockenspiel zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Katie klaubte eine Socke vom Boden auf und brachte sie mir. Ich hielt an einem Ende fest, sie am anderen, und es folgte ein heftiges Tauziehen. Sie knurrte, warf den Kopf hin und her und zog an der armen Socke, bis sie sie zerfetzt hatte.
Manchmal ließ ich sie gewinnen. Das genoss sie sichtlich und trabte triumphierend mit den Resten im Maul ins andere Zimmer. Immer wieder warf sie den Kopf hin und her, als habe sie eine köstliche Beute erjagt. Aber wenn ich gewann und ihr die Socke aus dem Maul zog, verfolgten mich ihre Blicke, bis ich die Socke wieder quer durchs Zimmer warf. In dieser Zeit war mein Sockenverschleiß immens.
Innerhalb einer Woche herrschte in meiner Wohnung ein Riesenchaos, weil ich mich nur noch mit meinem Welpen beschäftigte. Es war höchste Zeit, wieder einmal richtig sauber machen zu lassen.
Das nächste »erste Mal« auf unserer Liste war es, meinen jungen Hund Ramon vorzustellen. Er hielt seit vielen Jahren meinen Haushalt in Ordnung, und außerdem war er einer meiner besten Freunde und Vertrauten, ein vitaler, unglaublich optimistischer Mensch, eine richtige Stimmungskanone.
Ramon kam immer am Dienstagvormittag. In der ersten Woche war er entsetzt, als Katie in der Küche herumtobte, am Türgitter hochsprang und es kaum erwarten konnte, ihn zu begrüßen. Er hatte Angst vor Hunden. Als ich ein paar Monate zuvor erwähnt hatte, dass ich mir vielleicht einen Hund zulegen würde, hatte mir der sonst so zugängliche Ramon erklärt: »Ich hasse Hunde. Wenn du dir einen besorgst, komme ich nicht mehr.«
Aber ich hatte seine Warnung in den Wind geschlagen. Diesen ersten Dienstag werde ich nie vergessen. Ramon warf einen Blick auf Katie und meinte: »Vergiss es!« Er sammelte seine Sachen ein und wollte gehen. Ich flehte ihn an zu bleiben. »Ich verspreche dir, sie ist völlig harmlos. Ich sperre sie in ihre Box, sie wird dich nicht behelligen.«
Ramon dachte über mein Angebot nach und starrte in die Box, als
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