Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
einer dieser Gruppen, die mir unschätzbare Dienste leistete, um mich aus meiner Depression zu holen und wieder mit meinen Mitmenschen in Kontakt zu bringen. Die Leute redeten über alles, was sie bewegte – Finanzen, Beruf, das Auf und Ab in Beziehungen, familiäre Probleme, Gesundheit und Sucht.
An einem eiskalten Tag im Februar nahm ich Katie mit, denn Hunde waren dort ebenfalls willkommen. Wir hielten uns im Eingangsbereich auf und freuten uns an der Parade von Leuten, die dort ein und aus gingen.
Unter all den Erwachsenen flitzte ein kleiner Junge umher, er drehte große Kreise, kreischte und kicherte lauthals, während er uns umrundete. Er war ein ausgesprochen süßes Kind mit einem braungoldenen Pony, der ihm in seine betörenden braunen Augen fiel, und sein rundes kleines Gesicht leuchtete auf, wenn er breit grinste.
Er trug ein Mickey-Mouse-T-Shirt, eine blaue Cordhose und schwarz-weiße Turnschuhe, die beim Herumrennen rot aufblinkten. Unwillkürlich erinnerte er mich an Dennis, die Nervensäge – ein Junge mit guter Laune und dem Kopf voller Streiche.
Katie, die normalerweise vor Kindern und lauten Geräuschen Angst hatte und es nicht gern sah, wenn sich jemand in ihr Territorium vorwagte, sprang aus meinen Armen und stand stocksteif wie eine Statue da, die Beine kampfbereit gespreizt, während sie diesen ausgelassenen Jungen beobachtete.
»Hab keine Angst, der tut dir nichts«, beruhigte ich sie, tätschelte ihr Hinterteil und schob sie ein wenig vor, weil ich sie zum Spielen ermuntern wollte.
Aber Dad , schien sie zu sagen, ich bin mir nicht so sicher. Dieses Kind sieht gefährlich aus. Aber wie er da so herumrennt, sieht lustig aus. Ich renne auch gern herum .
»Dann renn doch ein bisschen!«, meinte ich aufmunternd und machte sie von der Leine los.
Und tatsächlich vergaß Katie alle Vorsicht und rannte hinter dem ausgelassenen Kind her. Als sie ihn eingeholt hatte, blieb sie zögernd stehen und beschnüffelte seine Beine, aber bald rannte sie wieder hinter ihm her.
Der Junge wurde noch lebhafter, die Freude über einen Spielgefährten machte ihn noch schneller. Gemeinsam veranstalteten sie eine wilde Jagd. Katies Schwanz ragte freudig in die Höhe. Der Kleine schrie auf, als ob er sich von ihr bedroht fühlte, aber es war klar, dass er wusste, dass ihm keine Gefahr drohte.
So etwas war noch nie vorgekommen. Katie hatte Kinder immer tunlichst gemieden, doch jetzt war sie richtig begeistert. Sie sprang an dem Jungen hoch und versuchte, ihn zu umarmen, sie bot ihm die Pfote an und grinste breit. Ihre Zunge hing ihr aus dem Maul, sie war atemlos vor Freude.
»Hallo!«, meinte der Kleine lächelnd und blieb kurz stehen, um sie zu streicheln, doch gleich schrie er wieder: »Weiter geht’s!« Und schon sausten beide los. Geschickt wich der Kleine den Leuten aus, die einen Becher Kaffee in der Hand hielten, und flitzte ununterbrochen quer durch den Raum.
»Wer ist dieser kleine Kerl eigentlich?«, fragte ich mich halblaut und wunderte mich, dass sich hier offenbar niemand um ihn kümmerte.
»Das ist Ryan, und ich bin sein Vater, John«, erklärte ein blonder Mann Ende dreißig, der hinter mich getreten war.
Ich hatte John schon einmal in unserer Gruppe gesehen, er war sehr zugänglich gewesen, freundlich, redselig und entspannt. Seine blauen Augen lagen hinter einer Brille, und er lächelte viel.
An diesem Tag trug er ein kariertes Flanellhemd, eine Cordhose und einen dick wattierten Anorak. Er wirkte bodenständig und auch sehr jungenhaft – ein Mensch mit festen Werten, jemand, an dem nichts Gekünsteltes oder Gespieltes war. Ich fühlte mich gleich wohl bei ihm.
In der Gruppe hatte ich erfahren, dass er alleinerziehend war. Er hatte von den Herausforderungen, aber auch von den Freuden eines solchen Lebens gesprochen. Als einer von drei Männern gehörte er auch der Alleinerziehergruppe in diesem Zentrum an. Eines war bei ihm immer ganz deutlich geworden – er liebte seinen Sohn abgöttisch.
»Ryan ist zweieinhalb, und er liebt Hunde«, erklärte mir John und zog sich einen Stuhl heran. »Wie Sie sehen, geht er nie ohne einen Hund aus dem Haus.« Und tatsächlich entdeckte ich ein ziemlich mitgenommenes Stofftier, das Ryan sich unter den Arm geklemmt hatte, einen Golden Retriever.
»Das da ist Puppy«, sagte John. »Aber offenkundig hat Ryan einen echten Hund als Spielgefährten gefunden.«
»In gewisser Hinsicht bin ich auch alleinerziehend«, scherzte ich. »Das dort drüben ist
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