Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
ihn anfeuerte und Katie um ihn herumsprang, erfreut, dass sie endlich mitmischen durfte.
An den Wochenenden lud Ryan oft Freunde ein. Die Jungs konnten toben und brüllen, so viel sie wollten, Katie ließ sich nicht einschüchtern. Sie jagte die Fünftklässler quer durch den Gang, ohne Ryan aus den Augen zu lassen. Wenn einer der Jungs ihren Schützling niederringen wollte, knurrte sie.
Doch Ryan brachte nicht nur mit seinen Fußballfertigkeiten und seiner Energie das Haus zum Beben, er war auch ein wissbegieriger, sensibler Junge; ein aufgeweckter Dampfplauderer, der für sein Alter sehr erwachsen wirkte.
Naturwissenschaften und Mathematik interessierten ihn zwar nicht besonders, dafür Erdkunde, Geschichte und Englisch umso mehr. Computer aber und technische Spielereien waren seine Leidenschaft.
Da er mit einer ausgezeichneten Augen-Hand-Koordination gesegnet war, interessierte er sich vor allem für Videospiele. Das tut er übrigens heute noch.
Er konnte sich stundenlang mit seinem Gameboy beschäftigen, was sich zu einer richtigen Sucht entwickelte. Nie ging er ohne Gameboy aus dem Haus, selbst zu Pearl nahm er ihn mit. Darüber war Granny natürlich nicht begeistert.
»Leg das Ding weg, solange du isst!«, war immer wieder zu hören, wenn Ryan seinen Gameboy unter dem T-Shirt an den Esstisch geschmuggelt hatte und wiederholt daraufblickte. Manchmal schaltete er ihn allerdings auch freiwillig aus, wenn er wusste, dass sein Lieblingsschokoladenkuchen auf ihn wartete. Diesen Kuchen buk Pearl nämlich nur, wenn sie ihm eine besondere Freude machen wollte.
Selbstverständlich war John auf dem Laufenden, da er sich häufig mit Pearl beriet.
Pearl bewunderte Johns Fähigkeit, die Arbeit mit seiner Elternarbeit auszubalancieren. Er nahm an jedem Elternabend teil, half als Trainer in der Fußballmannschaft aus, arrangierte Treffen mit Spielkameraden und ging mit Ryan ins Kino und in den Zoo.
Er respektierte auch Ryans Privatsphäre und klopfte stets an, bevor er dessen Zimmer betrat. So höflich war Katie natürlich nie. Wann immer sie konnte, drängte sie sich in Ryans Zimmer, sprang ihm auf den Schoß und lenkte ihn von den Hausaufgaben ab.
Ich hörte Ryan liebend gern zu, wenn er mir von der Schule erzählte, oder beobachtete ihn, wenn er in meinem Wohnzimmer saß und las. Katie saß unweigerlich neben ihm, den Kopf auf seinen Schoß gelegt. Ich hatte meinen Fotoapparat immer griffbereit und machte Hunderte von Schnappschüssen. Katie schaute wie immer souverän direkt in die Kamera.
Einmal erklärte ich Ryan in meinem Arbeitszimmer die Computertastatur. Katie sah aufmerksam zu, sie saß neben uns auf einem Schreibtischstuhl und starrte auf die Tasten.
Als Ryan aufstand, sprang Katie sofort auf den freien Stuhl, und als ich wenig später in mein Büro zurückkam, saß sie da und bearbeitete die Tasten mit ihren Pfoten. Gleichzeitig starrte sie auf den Bildschirm und beobachtete die Parade von Buchstaben, ahmte also wie immer Ryan nach.
»Vielleicht kann sie ja dein nächstes Buch schreiben«, witzelte Ryan.
Als Pearl von Katies neuester Kapriole erfuhr, lachte sie. »Jetzt kann sie schon die Fernsehprogramme wechseln und tippen. Vielleicht solltest du sie bei Ripley’s unglaubliche Welt auftreten lassen.«
In diesen Jahren lernten John und ich Pearl noch mehr schätzen, wenn wir uns um unsere »Homebase«, ihren Esstisch, versammelten und die lebhaften Gespräche und das gute Essen in 3C genossen.
Obwohl uns vierzig Jahre trennten, war »Pa-Re-El« immer über alles im Bilde, ob es nun um Tennis, Golf oder Baseball ging, um Klatsch aus der Unterhaltungsbranche oder um die Börse. Sie hörte sich jeden Abend die Nachrichten an und sprach auch gern über die Wunder des Internets oder die Magie der neuen Kommunikationsformen.
Außerdem war sie eine ausgezeichnete Kritikerin. »Oprah trifft jedes Mal den Nagel auf den Kopf«, verkündete sie. »Aber Geraldo sollte aufhören.« In ihrem Denken war sie modern, doch sie war nicht daran interessiert, die neuen Techniken in ihrem Haushalt aufzunehmen. Sie besaß weder ein Handy noch einen Computer.
Da John ein großer Computerfan war, versuchte er, Granny dazu zu bringen, sich damit zu befassen. Doch sie winkte nur ab. »Wozu brauche ich einen Computer? Meine Rezepte hebe ich in meinem Karteikasten auf, und wenn ich mit jemandem in Verbindung treten möchte, greife ich zum Telefon oder schreibe einen Brief.« Damit war die Sache für sie erledigt.
»Sie
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