Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
sprang aufs Bett und drückte sich an mich.
John, der gearbeitet hatte und nicht ins Krankenhaus hatte kommen können, kam nun mit Ryan vorbei. Beide betrachteten mich besorgt.
»Du siehst übel aus, wie Monster Man«, rief Ryan, der von meinem geschwollenen Gesicht fasziniert war, wie es nur ein Kind sein konnte. Er war jedoch völlig unbeeindruckt und legte sich munter neben mich aufs Bett, zusammen mit Katie.
»Pip«, meinte John, der mich manchmal so nannte, »in nächster Zeit wirst du dich wohl nicht verabreden können.«
An diesem Abend wurden die Oscars verliehen. Michael schaltete den Fernseher ein, und wir sahen zu, wie Mira Sorvino den Oscar für die beste Nebenrolle in Geliebte Aphrodite bekam.
Als ich von allen umringt im Bett lag, senkte sich ein tiefer Frieden über mich. Außerdem wusste ich, dass ich mich glücklich schätzen konnte. Der ganze Tag war eine Lektion zum Thema Dankbarkeit gewesen. Der deprimierte Mensch von heute Morgen war verschwunden. Vielleicht liegt das in der Natur des Menschen: Man weiß nie, welches Glück man hat, bis alles bedroht ist, was man für selbstverständlich gehalten hat.
Deshalb war der Unfall ein Geschenk: Er bescherte mir eine Erkenntnis, die mich buchstäblich aus meiner Undankbarkeit und Depression riss. Er zwang mich, die Dinge zu erkennen, mit denen ich beschenkt worden war – die Menschen und den Hund in meinem Leben.
In jener Nacht schätzte ich wieder einmal ganz besonders, wie sehr Katie uns alle liebte, was sie auch damit zum Ausdruck brachte, dass sie ständig über den Flur flitzte, um uns alle zusammenzutreiben.
Ich dachte daran, wie frohgemut sie immer herumsauste, ich dachte an ihre Neugierde, an ihr ausgelassenes Lächeln und ihre Zunge, die ihr immer aus dem Maul hing, wenn es ihr besonders gut ging.
Wieder einmal, sogar in der Notaufnahme, hatte sie mich durch eine schwierige Zeit begleitet, sie hatte mich getröstet, mich unterhalten und unser aller Leben bereichert.
Vor dem Einschlafen brachte mir Granny noch ein Glas Apfelsaft und einen Strohhalm und setzte sich wortlos neben mich. Sie sah aus dem Fenster auf den Fluss und streichelte Katies Kopf.
Bald kehrte sie wieder in ihre Wohnung zurück, doch vorher hatte sie John noch gebeten, in der Nacht gelegentlich nach mir zu sehen.
Die Heizung war hochgestellt, Katie lag neben mir, wie sie es auch am Morgen getan hatte, und ich schlief ein und beendete meinen Tag an einem Ort, der viel besser war, als ich es mir je hätte vorstellen können.
15
Partygänger
D ie nächsten fünf Jahre vergingen rasch, es gab viele gemeinsame Abendessen, viele gemeinsam verbrachte Feiertage und viele Meilen quer durch den Korridor. In dieser für uns alle sehr glücklichen Zeit festigte sich unsere kleine Familie, wir freuten uns aneinander und fühlten uns tief verbunden.
Ryan wurde größer und immer schneller, inzwischen schlug er Katie häufig bei den Wettrennen, auch wenn sie ihr Bestes gab.
»Jawohl! Sieg!«, rief er, machte einen Luftsprung und klatschte mich ab, während Katie ihn hechelnd umkreiste und es gleich noch einmal versuchen wollte.
Ryan hatte sich zu einem lebhaften, sportlichen Elfjährigen entwickelt, der in der Little League Baseball spielte und ein begeisterter Fußballer war. Stolz rannte er in seiner Sportkleidung – schwarzen Shorts und einem orangefarbenen Trikot – zu Pearl. Er konnte es kaum erwarten loszuziehen.
»Komm schon, Graaaanny!«, flehte er sie an. Mittlerweile dehnte er ihren Spitznamen genauso wie ich. »Heute Mittag spielen wir, du musst unbedingt zuschauen.«
Pearl ließ alles stehen und liegen, setzte ihre rote Baseballmütze und die Sonnenbrille auf und machte sich auf den Weg zu dem etwa eine Meile entfernten Spielfeld, um ihrem Jungen zuzuschauen. Und dann stand sie am Rand neben John und mir und feuerte ihn begeistert an. Katie war natürlich auch mit von der Partie und versuchte, sich von ihrer roten Leine loszureißen.
Mein frustrierter Hund hätte alles getan, um mitspielen zu können, doch stattdessen musste sie am Rand sitzen bleiben und neidisch zuschauen. Ihre feuchte schwarze Nase zuckte, während sie die Spieler mit Blicken verfolgte.
Ab und zu sah sie mich aufgeregt an, als wolle sie sagen: Dad, lass mich los! Ich muss zu Ryan. Das Kid braucht mich .
Anschließend war Ryan noch immer so aufgedreht, dass er den Fußball unseren vierzig Meter langen Gang hinabschoss und seine geschickte Beinarbeit unter Beweis stellte, während Granny
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