Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
tauchte unter einem rosafarbenen Handtuch Katie auf! Pearl hatte sie an den Schwestern vorbei ins Krankenhaus geschmuggelt, und zwar mithilfe derselben Technik, die ich vor Jahren benutzt hatte, um Katie ins Gebäude der Daily News zu schleusen.
»Sie war mucksmäuschenstill, als ich es ihr befohlen habe«, erklärte Pearl stolz und setzte Katie auf mein Bett. »Das Gehorsamkeitstraining hat sich offenbar bezahlt gemacht.«
Noch nie war ich so glücklich über meinen Hund gewesen wie an jenem Tag. Katie wollte mir das Gesicht abschlecken, aber das ging natürlich nicht. Granny hielt sie fest, und bald versteckte sie sich unter der Decke und schlief ein. Kein Arzt hatte etwas bemerkt.
Während Pearl und ich uns leise unterhielten, hielt Michael nach Ärzten oder Schwestern Ausschau, die den Eindringling bestimmt sofort des Hauses verwiesen hätten. Katie entging dem Rausschmiss, indem sie brav unter der Decke blieb oder in die Tasche versteckt wurde, wobei Granny leise auf sie einredete. Falls jemand sie dabei sah, hielt er sie wahrscheinlich für senil, weil sie offenbar Selbstgespräche führte.
Die segensreichen Geschehnisse häuften sich: Zuerst der Mann, der mich nach dem Sturz auf dem Boden entdeckt hatte; dann die Tatsache, dass der Krankenwagen so schnell gekommen war; dann die Schwestern, die sich hervorragend um mich kümmerten; und jetzt waren auch noch zwei meiner besten Freunde da und saßen an meiner Seite.
Als Nächstes tauchte ein junger Facharzt für plastische Chirurgie auf und lächelte mich freundlich an. »Wir werden Sie hinkriegen, ohne dass Narben zurückbleiben«, versicherte er mir. Auf das, was nun kam, war ich allerdings nicht vorbereitet. Nachdem man mir das Gesicht gesäubert und die Schnitte genäht hatte, erklärte mir der Arzt, dass er mir die Nase ohne Betäubung gerade rücken würde.
»Aber warum das denn?«, fragte ich, in böser Vorahnung neuer Schmerzen.
»Wir können nicht mit einer Narkose arbeiten, wenn wir glauben, dass der Patient eine Gehirnerschütterung oder sogar eine Nackenverletzung erlitten haben könnte. Sie müssen also die Zähne zusammenbeißen und mir vertrauen. Wir bringen es rasch hinter uns, das verspreche ich Ihnen.«
Er begann, sich mit seinen Instrumenten an meiner Nase zu schaffen zu machen. Plötzlich krachte es laut, als er den Knochen wieder einrichtete. Einen derartigen körperlichen Schmerz hatte ich noch nie erlebt. Zu allem Übel spritzte auch noch mein Blut auf die Wand.
»Als der Arzt dir die Nase gerichtet hat, hast du geschrien wie ein Wahnsinniger«, meinte Michael. »Solche Schmerzen kann man sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen.«
Doch eine Stunde, nachdem mein Gesicht verbunden und meine Nase mit Tampons zugestopft worden war, erklärte mir der Chirurg sehr zu meinem Erstaunen: »Sie können jetzt nach Hause.«
»Wohin kann er?«, fragte Michael ebenso erstaunt wie ich.
»Wir können ihn nicht im Krankenhaus behalten. Er ist so weit wieder in Ordnung. Wenn seine Nase in der Nacht wieder zu bluten beginnt, müssen Sie den Notarzt rufen.«
Um neun Uhr, sechs Stunden nach meinem Unfall, wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, auch wenn ich nur mit der Unterstützung von Michael und Pearl laufen konnte. Eine Sekunde, bevor die Tür hinter uns zuging, sprang Katie aus der Einkaufstasche, und das Letzte, an das ich mich erinnere, ist der schockierte Gesichtsausdruck einer Krankenschwester. Zu spät!
Die Taxifahrt nach Battery Park City verlief sehr still, jeder war in seine Gedanken vertieft. Michael und Pearl erwiesen mir in jener Nacht unschätzbare Dienste. Sie waren nicht nur meine Freunde, sie waren wie eine richtige Familie.
Und es lag nicht nur daran, dass sie gekommen und bei mir geblieben waren. Das hätte jeder tun können. Nein, ich bedeutete ihnen wirklich etwas. Das habe ich ihnen nie vergessen.
An jenem Abend, an dem ich so dünnhäutig war, merkte ich, wie sehr ich sie liebte und wie bereitwillig diese Liebe erwidert wurde. Ein Gefühl der Dankbarkeit stieg in mir auf. Endlich verstand ich, was ich vor langer Zeit gelesen hatte: Ein dankbares Herz kann niemals deprimiert sein. Diese beiden Empfindungen schließen einander aus.
Mich an Michael und Pearl klammernd schlurfte ich langsam den Gang entlang zu meiner Wohnung.
Die Freundschaftsdienste rissen nicht ab. Michael streifte mir vorsichtig mein blutbesudeltes T-Shirt über den Kopf. Pearl schlug die Decke zurück und schüttelte ein paar Kissen auf. Katie
Weitere Kostenlose Bücher