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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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mich gedrückt, und die komisch langen Spanielohren waren um meinen Arm drapiert.
    Ich wurde es nie leid, sie neben mir zu haben. Neben Katie aufzuwachen war selbst nach so langer Zeit unglaublich tröstlich. Ihre bloße Anwesenheit – der Puderduft ihres warmen kleinen Bauchs – vertrieb schlechte Träume oder beständige Sorgen.
    Doch an diesem Tag ging es mir einfach nur schlecht, mir graute vor dem, was er bringen würde. Katies vertraute Anwesenheit war bittersüß. Die Vorstellung, wieder mit ihr zum Tierarzt zu gehen, war grässlich. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen, dass es an diesem Tag passieren sollte, doch ich war mir noch immer nicht hundertprozentig sicher. Als ich versuchte, mich damit vertraut zu machen, dass dies der letzte Morgen von Katies Leben war, das letzte Mal, dass wir gemeinsam aufwachen würden, stieg wieder Panik in mir auf.
    An so manchem Morgen hatte Katie mich aufgeweckt, besonders wenn sie bei einem glücklichen Hundetraum heftig mit dem Schwanz gewedelt und mich damit am Bauch gekitzelt hatte, die von langen blonden Wimpern gerahmten Augen selig geschlossen.
    Doch jetzt konnte sie sich nicht mehr bewegen, weil ihre Gelenke so steif waren.
    »Na komm schon, Katie«, flüsterte ich und stupste sie sanft an. »Gehen wir raus?«
    Solange sie noch gesünder gewesen war, hatte sie mich oft geneckt: ein Auge geöffnet, dann gleich wieder geschlossen. Ihr Entschluss war festgestanden. Keine Chance, Dad. Ich brauche meine Ruhe! , hatte sie mir damit wohl sagen wollen. Und dann war sie weiter nach unten gerobbt, den Kopf in Richtung meiner Füße.
    Doch jetzt bewegte sie sich überhaupt nicht, auch wenn sie friedlich atmete.
    Katie war immer ein majestätischer Hund gewesen, eigenwillig und gebieterisch. Sie so schwach und verletzlich zu sehen, das war herzzerreißend. Doch ich wusste, dass sie hinausmusste, um ihr Geschäft zu machen. Obwohl ich vorhatte, sie zu tragen, musste ich ihr erst ein Mäntelchen anziehen, weil es draußen ziemlich kalt war. Wieder versuchte ich, sie dazu zu bringen, sich wenigstens aufzurichten, und erhöhte meine Stimmlage. Früher hatte diese Verführung stets gewirkt.
    »Na koooomm schon, mein süßer Hund. Du schaffst es.«
    Kurz schlug sie die Augen auf, doch dann verzog sie sich weiter unter die Decke. Nein !
    Schlafen war inzwischen ihre größte Freude. Um sie aufzuwecken, hätte ich jetzt einen ganzen Kuchen gebraucht und nicht nur einen Keks.
    Schließlich streckte sie doch die Schnauze unter der Decke hervor, rekelte sich ein wenig und schleckte mir die Nase ab. Dann gähnte sie träge, das Maul weit aufgerissen, als wollte sie sagen: Dad, lass mich in Ruhe. Ich bin zu müde, um mich zu bewegen. Ich schaffe es einfach nicht .
    Doch dann tat sie mir doch den Gefallen, braves Mädchen, das sie nun einmal war, setzte sich auf und wartete, dass ich sie zum Gassi gehen bereit machte. Sie hob eine Pfote nach der anderen, steckte sie in die Löcher ihres rosafarbenen Wollmantels und schickte sich in den unvermeidlichen Ausflug nach draußen, mit Paul als Begleiter.
    Ich hob sie hoch und trug sie nach unten. Dann gingen wir in den grauen, kalten Tag hinaus. Sanft setzte ich sie auf dem Pflaster ab. Doch sie erstarrte einfach nur, sie konnte sich überhaupt nicht bewegen. Reglos wie eine Statue stand sie da, zitterte und starrte vor sich hin, ohne den Versuch zu machen, sich zu erleichtern. Ihr benommener, desorientierter Gesichtsausdruck schien zu sagen: Ich kann nicht laufen. Ich kann es einfach nicht .
    Natürlich wusste ich, dass sie in sehr schlechter Verfassung war, doch so etwas war noch nie passiert. Ich bückte mich und streichelte ihren Kopf. »Na komm schon, Katie, du schaffst es. Nur zu!«
    Im Lauf der Zeit war die Aufforderung »nur zu!« zu einem Mantra geworden, das ich Hunderte von Malen wiederholt hatte. Es war ihr Stichwort, sie hatte stets darauf reagiert und ihr Geschäft gemacht, doch jetzt tat sie nichts.
    Sie sah mich nur zögernd an, ihre Augen waren verschleiert, sie war so verletzlich – und so vertrauensvoll. Bitte, bring mich nach Hause .
    Ich hob sie sanft hoch.
    Ich wusste, dass ich nach meinem gestrigen Gespräch mit Paul die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Das war das Ende.

    Bevor wir uns auf den Weg machten, trug ich Katie ein letztes Mal in Grannys Wohnung. Ich hatte meinen Wunsch, diesen Abschied zu vermeiden, noch einmal überdacht, auch wenn ich wusste, dass er grässlich werden würde. An der Ecke des Ecktisches

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