Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
wartete kein Toast auf Katie wie sonst. Naia war beim Einkaufen, und Pearl lag im Bett unter der braun-orangefarbenen Decke, die ihre Mutter vor Jahrzehnten für sie gehäkelt hatte.
Ich hob Katie hoch und setzte sie auf Granny. »Wie geht es meinem süßen kleinen Mädchen?«, fragte Pearl und gurrte wonnig, obwohl sie wegen der anhaltenden Bauchbeschwerden geschwächt war.
»Nicht gut, Älteste«, antwortete ich. »Katie ist heute schrecklich schwach. Sie kann nicht laufen, sie kann kein Häufchen machen, sie kann gar nichts machen ...« Ich verstummte. In der Hoffnung, dass sie mich nicht hören würde, fuhr ich fort: »Ich glaube, es ist Zeit ...«
Selbst mit neunzig Jahren war Pearl eine robuste, praktisch denkende Frau. Ich hatte sie nur ein einziges Mal weinen sehen – auf Arthurs Beerdigung vor acht Jahren. Doch jetzt liefen ihr die Tränen übers Gesicht, während sie Katies Kopf streichelte und sie an sich drückte.
»O nein ... das kannst du nicht tun ... bitte nicht mein Mädchen ...«, wisperte sie. Ich wandte mich ab, kurz davor, die Fassung zu verlieren. Die letzten gemeinsamen Momente der beiden waren schlimmer, als ich befürchtet hatte. Die zwei waren Seelengefährtinnen, sie waren beinahe fünfzehn Jahre zusammen gewesen.
Katie kuschelte sich an Granny, sie hatte die Augen geschlossen und freute sich, ihr nah zu sein.
Ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte, Katie mitzunehmen. Ich konnte die beiden nicht gewaltsam trennen.
Granny sagte nichts mehr. Wir saßen schweigend da, weinten und hielten beide den Hund fest, der uns zusammengebracht und all die Jahre zusammengehalten hatte.
Doch schließlich hob ich Katie hoch. »Warte«, befahl Pearl, »lass mich sie küssen.« Als ich mich mit Katie im Arm zu ihr hinabbeugte, schleckte Katie ein letztes Mal Grannys Gesicht ab.
Paul wartete draußen auf uns, und ich übergab ihm Katie, um ein letztes Foto von ihr zu machen. Sie sah unglaublich süß und verletzlich aus. Ihr Gesicht wirkte schmal, fast eingefallen, doch trotzdem war sie noch schön. Trotz ihrer Schmerzen spürte ich, dass sie mir einen Trost zu geben versuchte, den nur Hunde spenden können. Dad, mach dir keine Sorgen, du hast dich wirklich hervorragend um mich gekümmert. Jetzt bin ich so weit , schien sie zu sagen.
Als wir im Taxi zur Tierarztpraxis fuhren, schlief sie friedlich in meinen Armen.
Der Tierarzt hatte sich viel Zeit für uns genommen. Er erklärte mir gewissenhaft, dass er Katie erst eine Beruhigungsspitze geben würde, um sie in einen Dämmerschlaf zu versetzen, in dem sie entspannt und ruhig sein würde.
Katie zitterte und sah mich bekümmert an.
Dad, was ist los?
Ich flüsterte ihr etwas ins Ohr, was ich ihr jahrelang gesagt hatte: »Du bist ein braves Mädchen, ein sehr, sehr braves Mädchen. Alles wird gut.« Ich küsste sie auf die Schnauze und umarmte sie.
Nach der ersten Spritze schlief Katie tatsächlich sofort in meinen Armen ein wie zuvor im Taxi. Ich atmete tief ihren vertrauten süßen Duft ein. Mein Baby schlief friedlich.
Dann trug ich sie in den Raum, in dem sie bisher immer untersucht worden war. Der stählerne Untersuchungstisch kam mir jetzt wie ein Hinrichtungsblock vor. Die Oberfläche war grässlich hart und kalt. Ich hätte ein weiches Handtuch oder ein Kissen mitbringen sollen, dachte ich.
Als ich Katie auf den Tisch legte, versprach mir der Tierarzt, dass ihr das Mittel, mit dem er sie einschläfern würde, keine Schmerzen bereiten und es innerhalb von sechs bis zwölf Sekunden wirken würde.
Bevor er ihr die Spritze gab, legte ich die linke Hand unter Katies warmen Bauch und die rechte auf ihr Herz. Ich beugte mich zu ihr hinab, als die Nadel in ihre Vene drang. »Braves Mädchen ...«
Katie atmete tief ein. Ich spürte ihren Herzschlag, doch nach wenigen Sekunden setzte er aus, und ihre Brust bewegte sich nicht mehr.
Ich hatte sie viele Jahre lang atmen hören, doch jetzt hörte ich nichts mehr. Katies früher so lebhaftes, bis zum Schluss schönes Gesicht war jetzt tatsächlich seltsam eingefallen und starr.
»Ich lasse Sie ein paar Minuten allein«, flüsterte der Tierarzt und schloss die Tür hinter sich.
Darüber war ich sehr froh. Ich zitterte am ganzen Leib, drückte mein Gesicht an Katie, streichelte ihren Rücken und sagte ihr immer wieder, wie brav sie stets gewesen war und wie sehr ich sie liebte.
Der Körper meines kleinen Hundes war noch warm ... aber sie war tot. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich
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