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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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in denen sie fröhlich mit dem Schwanz gewedelt und ihre Spielsachen herausgekramt hatte, Tauziehen mit mir gespielt hatte und dann vergnügt die Zunge aus dem Maul hatte hängen lassen, waren vorüber. An manchen Tagen blieb sie sogar ihrem Fressnapf fern.
    Bei all ihren körperlichen Gebrechen wurde sie immer trauriger. Ihre wundervollen braunen Augen waren geschwollen, weil sich Flüssigkeit im Gewebe staute. Sie sah nur noch verschwommen und lief immer wieder gegen die Wand. Es war erbärmlich. Und ihr schlechtes Gehör verstärkte ihre Probleme noch.
    Wenn sie mich nicht hören konnte, es sei denn, ich stand direkt vor ihr, sah es aus, als sei sie in einem Nebel gefangen. Sie schleppte sich ziellos in meiner Wohnung herum und drehte sich oft im Kreis.
    Allerdings ließen sie ihr Geruchssinn und ihr Gedächtnis nicht im Stich. Wenn Naia einen Kuchen glasierte, lag sie geduldig auf dem Küchenfußboden und wartete darauf, dass sie den Löffel abschlecken durfte. Dieses Vergnügen war ihr immerhin noch vergönnt.
    Leider war sie inzwischen kaum noch in der Lage, ihre Ausscheidungen zu kontrollieren. Ich wusste, dass sie diese unwürdige Situation hasste. Sie hatte sich immer beherrschen können und war extrem sauber gewesen. Nun klemmte sie nach jedem Missgeschick den Schwanz ein und ließ niedergeschlagen den Kopf hängen.
    Sie verlor zunehmend das Interesse am Leben und gab sich damit zufrieden, den lieben langen Tag zu schlafen. Ich wusste, was uns bevorstand, auch wenn ich nicht darüber nachdenken wollte.
    Der Tierarzt hatte mich in den vergangenen Monaten häufig auf die Möglichkeit hingewiesen, Katie einschläfern zu lassen, doch ich hatte mich gesträubt. Es wäre mir lieber gewesen zu warten, bis Katie eines natürlichen Todes starb. Doch viele Leute sagten mir, das sei nicht human, wenn ein Hund ständig Schmerzen habe und immer kränker werde. Einerseits sah ich ein, dass ich dem Elend meines Hundes ein Ende setzen sollte, andererseits fand ich, dass man der Natur ihren Lauf lassen müsste. Schließlich hatte Katie keine tödliche Krankheit, auch wenn ihr die Arthritis manchmal ziemlich schlimme Schmerzen verursachte.
    Selbstverständlich hatte ich so oft wie möglich mit Pearl darüber gesprochen. Granny war allerdings strikt dagegen, Katie einschläfern zu lassen. »Sie ist noch nicht so weit«, meinte sie immer wieder mit angstvoller, tieftrauriger Miene. Manchmal fragte ich mich, ob sie von sich oder von Katie sprach. Ich glaube, sie verstand, dass Katie bereit war zu gehen, doch sie konnte sich nicht von ihr verabschieden.
    Im November aber musste ich eine Entscheidung treffen, denn Katie konnte sich kaum noch bewegen und schien keinerlei Interesse mehr am Leben zu haben. Auch wenn mir davor graute, rang ich mich schließlich doch dazu durch, ihrem Leiden ein Ende zu setzen.
    Der Morgen des 19. November war kalt und stürmisch. Granny hatte eine Schlaftablette genommen, weil sie in der Nacht nicht zur Ruhe gekommen war. »Sie kann nicht aufstehen«, meinte Naia. Ich war erleichtert, weil ich den Abschied zwischen Granny und Katie tunlichst vermeiden wollte.
    Am Abend zuvor hatte Katie es sehr genossen, bei Pearl zu sein. Sie hatte von ihrem Teller gefressen und ihr immer wieder das Gesicht abgeschleckt. Ich dachte, vielleicht sei es am besten, Granny die triste Nachricht später schonend beizubringen, und ihr den Schmerz des endgültigen Abschieds zu ersparen.
    Deshalb bat ich Lee, uns zum Tierarzt zu begleiten. Ich konnte es zwar immer noch nicht recht fassen, dass ich jetzt kurz davor war, diesen Schritt zu tun, aber ich wusste, allein würde ich es nicht schaffen.
    Lee war bleich, als wir ins Taxi stiegen, und ihre Augen waren feucht. Sie war gegen meine Entscheidung, auch wenn sie sie respektierte. Später sagte sie mir: »Auf dem Weg zum Tierarzt hattest du Katie auf dem Schoß und hast ebenfalls geweint. Ich wusste nicht, was du tun würdest.« Um ehrlich zu sein – ich wusste es auch nicht.
    Im Taxi schlief Katie in meinen Armen und bekam von ihrer Umgebung nichts mit.
    »Sie hat ziemlich abgenommen«, stellte der Tierarzt fest. »Beim letzten Mal hat sie zwölf Kilo gewogen, jetzt wiegt sie nur noch neuneinhalb. Das ist ein großer Gewichtsverlust.« Sie war so schwach, dass sie auf dem Untersuchungstisch kaum stehen konnte. Der Tierarzt hielt sie sanft auf den Beinen, als er ihr Herz abhörte. Dann erklärte er mir, wie das Einschläfern vonstatten gehen würde. Ich wollte nicht zuhören

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