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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Psychiater verschrieb ihr ein Beruhigungsmittel, ein Antidepressivum und Tabletten gegen Ängste. Nun war sie zwar nicht mehr so erregt oder panisch, doch die Tabletten machten sie so träge, dass sie kaum noch aus dem Bett kam und die meiste Zeit schlief oder döste.
    Naia pflegte Pearl weiterhin aufopferungsvoll und sorgte professionell für die richtige Medikamentengabe. Oft zerkleinerte sie die Tabletten und mischte sie ins Essen, da Pearl das Schlucken schwerfiel.
    »Körperlich ging es ihr besser als geistig«, stellte Naia fest. »Sie hatte noch immer eine fantastische Haltung. Ich beneidete sie um ihre Stärke.«
    Für Katie spielte Grannys geistige Verfassung natürlich keine Rolle. Sie war glücklich, wenn sie ihr nah sein und sie wärmen konnte.
    Nach und nach verbrachten Granny und Katie immer mehr Zeit im Bett und verschliefen den Tag. Die langen Nachmittagsschläfchen zogen sich bis zum frühen Abend hin. Es war ergreifend, sie so zu sehen – beide wurden immer älter und immer kränker, doch beide fühlten sich einander noch immer stark verbunden.
    Katie sah und hörte zunehmend schlechter und wurde immer kraftloser, doch ihre Liebe zu Granny und zu mir verlor sie nie.
    Dank der Medikamente stabilisierte sich Grannys Stimmung im Herbst auf einmal wieder, und ihre Lebensgeister kehrten langsam zurück. Wir wurden alle wieder fröhlicher. Wie immer kam Lee täglich vorbei, und Pearl genoss ihre Besuche. Sie konnten stundenlang miteinander reden, entweder in Pearls Schlafzimmer oder in einem kleinen Café einen Block entfernt von unserer Anlage.
    Obwohl Pearl so alt war, dass sie Lees Mutter hätte sein können, verkehrten sie wie Gleichaltrige miteinander. Manchmal war Pearl zwar verwirrt, doch sie hatte noch immer eine ausgeprägte Meinung zu allem und teilte sie auch allen mit.
    »Warum laufen die jungen Mädchen mitten im Herbst halbnackt herum?«, lautete eine Frage, die Pearl häufig stellte, wenn sie die Heerscharen der jungen Jogger auf der Esplanade beobachtete. »Zu meiner Zeit waren selbst Nutten ordentlicher gekleidet. Weiß denn keiner mehr, was sich gehört?«
    »Das kann ich dir leider nicht sagen«, erwiderte Lee lachend.
    Einmal stellte Pearl fest: »George Bush ist plötzlich ein Held, aber ich finde, er ist nach wie vor eine Null.« Ihre Einschätzung wurde von vielen politischen Experten untermauert.
    Im Frühherbst kramte ich einmal eine alte Donald-Duck-Mütze heraus, die ich zwölf Jahre zuvor in Disney World für Pearl erstanden hatte.
    »Erinnerst du dich noch an die?«, fragte ich Granny und drückte ihr die Mütze in die Hand.
    Sie setzte sie unbekümmert auf, auch wenn sie absolut lächerlich damit aussah, und plauderte weiter ungezwungen mit Lee, bevor sie zu kichern begann. Katie sah hoch und wunderte sich wohl über das seltsame Ding auf Grannys Kopf.
    »Ich habe schon schlimmere Hüte gesehen, auch wenn ich in ihnen besser ausgesehen habe«, bemerkte Pearl und zog eine Grimasse, als ich ein paar Fotos von ihr machte. Später erinnerten mich die Fotos daran, dass Granny sogar in ihrem geschwächten Zustand noch scherzen konnte und geistreiche Kommentare abgab. Auch in ihren schlimmsten Zeiten war sie lustiger als so mancher in seinen besten.
    Eines Abends plauderte sie mit einem meiner Bekannten, der ständig gegen sein Übergewicht kämpfte. »Du siehst dünner aus«, stellte sie fest.
    Als ich in den Raum kam, wandte er sich fröhlich an mich und meinte: »Granny hat gesagt, ich bin dünn.«
    Pearl warf ihm einen verschmitzten Blick zu, dann konterte sie: »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, du siehst dünner aus.«
    So etwas war typisch für unsere Granny.

23
    Nocturne
    E nde 2002, als der Altweibersommer in Battery Park City zum Herbst wurde, ging es Katie immer schlechter. Eigentlich war es seit dem 11. September mit ihr bergab gegangen, und ihre Lust an Streichen und ihr Elan waren zunehmend geschwunden. Auf unseren Spaziergängen am Fluss zitterte sie häufig, selbst wenn es gar nicht kalt war, und fing an zu hecheln. Und auch an Vögeln oder Eichhörnchen hatte sie nicht mehr das geringste Interesse.
    Ich fand es schrecklich, wenn sie mühsam neben mir herhumpelte und sich trotz der Schmerzen in ihren Beinen und ihres mangelnden Seh- und Hörvermögens anstrengte, zu laufen. Wir kämpften beide gegen das Unausweichliche.
    Monatelang hatte ich versucht, ihr noch einmal einen richtig guten Tag zu schenken, doch es wollte mir nicht mehr gelingen. Die Zeiten,

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