Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
küsste sie auf die Nase und streichelte ein letztes Mal ihren wunderschönen Kopf, der jetzt auf ihren Pfoten ruhte.
Ich wollte sie nicht auf diesem schrecklichen Tisch zurücklassen. Doch nach fünfzehn Jahren war es so weit – ich würde Katie nie mehr wiedersehen. Ich hatte das Gefühl, sie im Stich zu lassen.
Ein paar Minuten streichelte ich noch sanft ihren Rücken, dann zwang ich mich zu gehen. Auf dem Weg hinaus fragte ich mich, ob ich einen Fehler gemacht hatte. Hätte ich diesen Tag nicht doch noch ein wenig hinauszögern sollen? Diese Frage verfolgte mich noch viele Jahre.
Das Eine kann ich Ihnen sagen: Wenn ich die Uhr zurückstellen und Katie noch einmal eine Woche, einen Tag oder sogar nur eine Stunde bei mir haben könnte, würde ich alles dafür tun. Alles.
Nachdem ich Katie verlassen hatte und zum Empfang gegangen war, holten mich die beiläufigen Gespräche der Sekretärinnen und das Klingeln des Telefons in die Realität zurück.
Wie seltsam. Ich hatte soeben meinen Hund verlassen, und nun stand ich da und reichte jemandem meine Scheckkarte, um die Gebühr zu entrichten. Welch ein surreales Gefühl!
Ich bat den Tierarzt und seine Assistentin, sanft mit Katies Körper umzugehen und sie erst wegzunehmen, wenn ich das Gebäude verlassen hatte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was sie nun mit ihr tun würden.
Ich hatte mich entschlossen, sie einäschern zu lassen, hatte es jedoch abgelehnt, die Asche an mich zu nehmen. Mein Gefühl sagte mir, dass mir die Urne keinen Trost spenden würde. Eine Urne war wahrhaftig nicht dasselbe wie Katie. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Urne einige Jahre später doch gern bei mir gehabt hätte. Nun habe ich nur Dutzende von Notizbüchern und Hunderte von Fotos, um mich an sie zu erinnern.
Die Heimfahrt im Taxi mit Paul war trostlos. Ich saß da, Katies rotes Halsband, ihre Leine und ihr Namensschildchen in der Hand.
»Ich kann gut verstehen, wie schmerzhaft es für dich ist, Katie zu verlieren«, sagte Paul. »Aber ich denke in solchen Momenten immer daran, dass unsere Hunde wollen, dass wir glücklich sind. Dafür leben sie. Ich glaube, in diesem Wissen liegt die Kraft, den Verlust zu akzeptieren.«
Paul hatte recht, und in den nächsten Monaten fielen mir seine Worte immer wieder ein und halfen mir, mich zu erholen.
Als ich Pearl berichtete, was passiert war, schloss sie die Augen, seufzte schwer und kehrte mir den Rücken zu.
Am Abend wurde sie wieder etwas lebhafter, als sie hörte, dass John und Ryan zum Abendessen kommen und ein gegrilltes Hühnchen mitbringen wollten. Seltsam, sogar in den traurigsten Momenten unseres Lebens haben wir Hunger.
Wir setzten uns zusammen und zählten auf, was wir an Katie am meisten geliebt hatten. Ich werde nie vergessen, wie Ryan die Hand tröstend auf meine Hände legte und dann seine Wange an meine schmiegte und mich lange umarmte.
»Ist er nicht ein guter Junge!«, rief Granny stolz.
Ein paar Meter entfernt standen Katies Wasser- und Fressnapf auf der Walt-Disney-Plastikunterlage. Wir beließen es einfach so.
Später hatten Paul und ich noch einen guten Einfall: Wir nahmen uns vor, Katie zu Ehren auf dem Klavier ein Gedenkkonzert zu geben. Ich wusste, es würde mir helfen, mich auf so ein Projekt zu konzentrieren.
In den nächsten Tagen verschickte ich Einladungen per E-Mail, rief Freunde an, gab Bestellungen bei einem Catering Service und einer Bäckerei auf und beauftragte Leo, der mir immer gern zur Seite stand, das Ganze zu koordinieren.
In der Zwischenzeit übte ich wie wild auf meinem Klavier. Ich brachte meine steifen, aus der Übung geratenen Finger in Form und versuchte, die Muskelreflexe wiederzubeleben, die für ein Nocturne von Chopin und zwei Sätze aus seinem Trauermarsch nötig waren. Paul, der stets bereit war, vor Publikum zu spielen, wollte etwas von Mozart, Debussy und Chopin zum Besten geben.
Katie hatte viele Freunde gehabt – im Lauf der Zeit hatte sie eine bunte Mischung von Menschen kennengelernt –, sodass wir schließlich zwei Musikabende planten und je dreißig Leute einluden: Nachbarn, Freunde und Verwandte. Alle verfügbaren Stühle, Kissen und Fensterbretter waren besetzt.
Eine unserer Nachbarinnen aus unserem Stockwerk, Geraldine, eine warmherzige, charmante Irin, stellte uns die Stühle aus ihrem Wohnzimmer zur Verfügung. Der Raum war mit Kerzen erleuchtet, auf dem Klavier stand mein Lieblingsfoto von Katie, das sie in ihrem paillettenbestickten Umhang und
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