Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
der Bücher und Unterlagen zu helfen. »Ich sollte Ihnen das mit Mr.
Lansing wohl erklären«, sagte er.
»Mit wem?«
»Mit dem Mann, der gerade hier war. Wahrscheinlich haben Sie ihn als Frosch gesehen.«
Ich biss mir auf die Zunge, damit ich nicht herausplatzen konnte, ich hätte gar keinen Frosch gesehen.
»Er ist der Leiter der Abteilung Forschung & Entwicklung. Vor einigen Jahren hatte er einen Betriebsunfall. Er kommt selten aus seinem Büro, weil es ihn sehr anstrengt, eine Illusion aufrechtzuerhalten. Aber er hat das Gefühl, als Frosch nicht besonders viel Respekt entgegengebracht zu bekommen.«
»Verstehe«, sagte ich und nickte. Ausnahmsweise war ich mal froh über den hoffentlich vorübergehenden Ausfall meiner Immunität. Ich hätte mich bestimmt fürchterlich erschreckt, wenn ein Frosch in den Raum gehüpft gekommen wäre und angefangen hätte, Fragen zu stellen. »Aber kennen Sie denn nicht Mittel und Wege, den Froschzauber zu brechen?«
»Glauben Sie mir, er hat schon die halbe Stadt geküsst. Und wir haben wirklich alles probiert. Es war ein ganz schön teuflischer Zauber. Ich weiß nicht mal genau, wie das passiert ist, aber wir arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, den Zauber zu brechen. Wir sprechen allerdings nur selten darüber. Ich versuche normalerweise, ihm aus dem Weg zu gehen.« Er sammelte noch ein paar Papiere zusammen und fragte dann: »Wollten Sie aus einem bestimmten Grund zu mir?«
Jetzt brauchte ich wohl schon Ausreden für meine Ausreden!
Dann fiel mir etwas ein. »Haben Sie eigentlich jemals herausgefunden, wohin die versteckte Kamera ihre Signale sendete?«, fragte ich.
»Leider nein«, erwiderte er seufzend. »Das Kabel lief unter der Decke lang, endete auf der Hälfte des Flurs jedoch plötzlich. Es muss irgendjemandem gelungen sein, es zu kappen, bevor ich der Sache nachgehen konnte. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das alles weniger der Spionage dient als dazu, Chaos zu verbreiten. Das würde gut zu Phelan Idris passen. Und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass er genauso ratlos ist wie wir. Wenn er zu dieser Art von Benehmen Zuflucht nimmt, hat er bestimmt nichts Substanzielles in petto. Sonst würde er sich viel stärker darauf konzentrieren, uns auf dem Markt Konkurrenz zu machen.«
»Dann ist es doch bestimmt die beste Strategie, wenn wir es ignorieren und hoffen, dass es vorbeigeht.«
»Er verschwindet vielleicht irgendwann. Aber sein Spion wohl kaum.«
»Ja, jeder, der bereit ist, Spionage zu betreiben, hat wahrscheinlich persönliche Gründe dafür. Womit ich wieder am Anfang stehe.«
»Tut mir leid, dass ich nicht weiterhelfen konnte.«
»Und mir tut es leid, dass ich nichts tun konnte, um das hier zu verhindern.« Ich stand auf und klopfte mir den Staub von den Knien. »Ich sollte jetzt wohl besser wieder an die Arbeit gehen. Lassen Sie es mich wissen, wenn Ihnen irgendetwas Interessantes auffällt.«
Mit dem Gefühl, eine absolute Null zu sein, ging ich Richtung Ausgang. Ich enttäuschte sie alle. Als ich an Aris Labor vorbeikam, rief sie: »Und, wie sieht’s aus?«
Ich drehte mich noch einmal um und stellte mich in die Tür zu ihrem Labor. »Das Übliche. Absolutes Chaos.«
»So unordentlich, wie er ist, bemerkt er doch sicher gar keinen Unterschied, wenn mal ein paar Bücher und Unterlagen mehr bei ihm rumfliegen. Er sieht ja eigentlich aus, als wäre er superordentlich, aber er hat so einen fürchterlichen Sammeltick.«
Plötzlich spürte ich ein Kribbeln zwischen meinen Schulterblättern. Niemand hatte ihr erzählt, wie es in Owens Labor aussah, woher wusste sie es dann also?
Gesprächsfetzen, Gesichtsausdrücke und seltsame Zufälle schossen mir durch den Kopf – Ari am Telefon, kurz vor dem letzten Angriff auf mich; ihre offenbar fruchtlosen Versuche, bei Owen zu landen; die Tatsache, dass sie mich ständig piesackte wegen ihm; ihre neugierigen Fragen darüber, was ich sah und was ich nicht sah; das Kamerakabel, das auf halbem Wege im Flur, also direkt vor ihrem Labor, gekappt worden war.
Nein, das konnte nicht sein. Die oberflächliche Ari konnte nicht der Spion sein. Aber sie hatte Zugang zur Abteilung. Sie besaß Informationen. Sie hatte sogar ein Motiv, wenn ihre Gefühle für Owen tiefer waren, als sie zugab. Ich hatte allerdings keinen echten Beweis, lediglich eine Vermutung. Das reichte nicht, um unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen, indem ich sie meldete. Ich musste mehr wissen.
Ich versuchte, mir nichts
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