Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Weihnachtsfeier am Freitagabend. Glauben Sie mir, nach ein paar Stunden passieren auf unseren Partys immer die merkwürdigsten Dinge.« Er begann zu grinsen. »Und ich habe sogar schon eine Idee.«
Ich fand seine Idee wunderbar – und auch wieder nicht. Sie gab mir alles, was ich mir wünschen konnte, aber leider wusste ich ja, dass es sich dabei nur um eine Vorspiegelung falscher Tatsachen handelte.
Als er mich schließlich mit den Schneestiefeln seiner Nachbarin und einem alten Mantel aus seinem eigenen Bestand ausgestattet und mich nach Hause begleitet hatte, verfügte ich über eine Verabredung für die Firmenweihnachtsfeier und über einen Vorwand, mein neues Kleid auszuführen. Außerdem hatte ich einen genaueren Eindruck davon gewonnen, wie verschlagen dieser Mann mit dem Engelsgesicht sein konnte. Sein Widersacher tat mir schon fast leid dafür, dass er so dumm gewesen war, sich ausgerechnet Owen als Gegner auszusuchen.
Montag früh wartete er bereits vor meiner Haustür.
Er hatte meinen Mantel über dem Arm und einen Becher von Starbucks in der Hand. Da ich seine Anweisung befolgt und sogar zum Zähneputzen nur Mineralwasser aus der Flasche genommen hatte, lechzte ich förmlich nach Kaffee. Aber ich übte mich in Geduld und ließ mir erst von Owen in den Mantel helfen, bevor ich ihm den Kaffee aus der Hand riss.
Dabei fiel mir auf, dass seine Fingerknöchel teilweise blau angelaufen waren. Ich hatte so eine vage Ahnung, dass dieser Umstand irgendwie damit im Zusammenhang stand, dass er meinen Mantel bei Rod abgeholt hatte.
Auf dem Weg zur U-Bahn ließ ich zwischen den einzelnen Kaffeeschlucken unseren Plan noch einmal Revue passieren. »Also ich versuche mich so zu verhalten, als würde ich alles, was mir passiert, für bare Münze nehmen, und als ob das für mich völlig in Ordnung sei, richtig?«
»Genau. Das müsste sie eigentlich wahnsinnig machen vor Wut, vor allem, wenn sie vorhatte, Ihr Leben zu ruinieren.«
»Und dann tun Sie Ihren Teil, um sie verrückt zu machen. Obwohl ich irgendwie bezweifle, dass zu ihrer Intrige gehört, mich in Ihre Arme zu treiben.«
Das war der Teil des Plans, den ich zugleich gut und schlecht fand. Ich hatte so eine Ahnung, dass Ari am Ende der Woche nicht die Einzige sein würde, die Anzeichen von Wahnsinn zeigte.
Der Plan trat in Aktion, sobald ich mein Büro betrat. »Hattest du ein schönes Wochenende?«, fragte Trix.
Ich brauchte nur an diesen Kuss zu denken, und ich war mir sicher, dass ich prompt den passenden verträumten Gesichtsausdruck bekam. »Es war sogar besser als erwartet«, antwortete ich. »Und wie war dein Date mit Ethan?«
»Es war sehr nett. Aber ich will hören, was du erlebt hast. Soll ich unsere Mittagsrunde zusammentrommeln?«
»Klar. Ich müsste eigentlich Zeit haben.« Von meinem Arbeitsplatz aus schickte ich Owen umgehend eine E-Mail: »Auftrag ausgeführt!« Mein Wichtelpartner hatte eine Pralinenschachtel auf meinem Schreibtisch hinterlassen, und ich war in Versuchung, eine davon auf meinen Erfolg zu probieren.
Doch dann fiel mir Owens Warnung wieder ein, und ich schob die Schachtel in die hinterste Ecke meines Schreibtischs, damit ich nicht aus purer Vergesslichkeit etwas daraus nahm.
Als es Zeit für die Mittagspause war, schnappte ich mein für alle Fälle von zu Hause mitgebrachtes Essen und versammelte mich in einem Konferenzraum mit Ari, Trix und Isabel. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich Trix und Isabel an der Nase herumführen musste, aber ich war mir sicher, dass sie es verstehen würden. »Raus mit der Sprache«, begann Trix, »was war denn nun los an deinem Wochenende, dass du so verträumt aussiehst?«
»Du bist doch mit Rod ausgegangen, oder?«, fragte Ari.
»Schon. Aber am Ende des Abends war ich mit einem ganz anderen zusammen.« Mit Vorbedacht biss ich in mein Sandwich, und alle lehnten sich erwartungsvoll nach vorne.
»Mit wem denn nun?«, fragte Isabel.
Ich kaute zu Ende, schluckte und nippte an meinem Getränk. »Nun, ich hab mich von Rod ziemlich früh verabschiedet, und auf dem Heimweg traf ich zufällig Owen. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Außerhalb der Firma ist er erheblich entspannter.«
»Owen?«, platzte Ari heraus. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzulachen. Sie hatte den Köder geschluckt.
»Ja, das war echt verrückt. Hier in der Firma ist er immer so schüchtern und zurückhaltend, aber am Freitagabend, na ja, da war er ganz, ganz anders. Ich weiß nicht,
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