Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
den Flur hinausging, lehnte ich mich ans Sofa und fragte mich, was als Nächstes passieren würde. Ich hoffte, dass er die Schuhe für meinen Heimweg nicht deshalb erwähnt hatte, weil er mich loswerden wollte. Diese Wohnung fühlte sich für mich schon jetzt mehr wie ein Zuhause an als meine eigene. Vielleicht war es der offene Kamin, vielleicht der Weihnachtsbaum, womöglich aber auch die Katze, die von ihrem Platz am Kamin aufstand und sich auf meinen Schoß setzte. Dann kam Owen zurück, und mir wurde schlagartig klar, weshalb ich mich hier wie zu Hause fühlte: wegen des Mannes, der hier lebte.
Schon bei dem bloßen Gedanken kam ich mir wie eine Verräterin vor. Meine Mitbewohnerinnen und ich waren schon so lange befreundet, aber seit ich bei MMI arbeitete, war Owen in vielerlei Hinsicht mein bester Freund geworden. Er war der einzige Mensch, vor dem ich nichts verstecken musste, vor allem jetzt, wo ich ihm alle meine Geheimnisse erzählt hatte – das heißt, alle bis auf das eine große Geheimnis: was ich für ihn empfand. Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte.
»Sie haben einen schönen Weihnachtsbaum«, bemerkte ich, als er sich neben mich setzte.
Er nahm einen hübschen Roséton an. »Ach, der. Gloria hat mich Thanksgiving beim Dekorieren helfen lassen, und als ich nach Hause kam, wirkte das Zimmer irgendwie leer und nüchtern. Normalerweise stelle ich keinen Weihnachtsschmuck auf.«
»Bei uns ist dafür einfach kein Platz.« Ich ließ meine Blicke durch das geräumige Wohnzimmer schweifen, das so groß war wie unsere ganze Wohnung. »Das ist so ein schönes Haus.«
»Danke. Ich hatte Glück, dass ich es gefunden habe. Wenn Sie es jetzt schon groß finden, stellen Sie sich nur vor, dass es ursprünglich als Einfamilienhaus gebaut worden ist. Jetzt sind es zwei Wohnungen, eine pro Etage. Das Haus gehörte meiner Nachbarin von unten. Als ihr Mann gestorben ist, habe ich es ihr abgekauft und vermiete ihr jetzt einen Teil von ihrem eigenen Heim.«
Wie ich ihn kannte, vermietete er an sie für einen Bruchteil dessen, was er von jedem anderen Mieter bekommen hätte. Versuchte er, mich für sich einzunehmen? »Ich finde immer noch, dass Sie eigentlich zu gut für die Welt sind«, sagte ich.
Er stöhnte auf. »Fangen Sie bitte nicht wieder damit an. Ich benehme mich nur gut, wenn Sie dabei sind.«
Sein Tonfall gefiel mir, auch wenn ich bezweifelte, dass er mir damit irgendetwas sagen wollte. Ich spielte mit den Fransen des Orientteppichs, auf dem wir saßen. »Und was jetzt? Wir haben eine Verdächtige, und wir haben Beweise. Lassen wir sie auffliegen, oder was?«
»Ich glaube nicht. Jedenfalls noch nicht. Wir haben nur den Beweis, dass sie es auf Sie abgesehen hatte. Dass sie die Spionin ist und für Idris arbeitet, ist zwar wahrscheinlich, aber noch nicht erwiesen.«
»Wir müssen ihr eine Falle stellen«, dachte ich laut. »Wir müssen sie anstacheln, in Aktion zu treten.«
»Jetzt, wo wir wissen, wer es ist, können wir sehr viel zielgerichteter planen, wie wir das anstellen können«, nickte er zustimmend.
»Wir müssen uns etwas Gutes einfallen lassen.«
Er sah mich an. »Haben Sie heute schon was vor?«
Konnte er Gedanken lesen? Mir fiel für einen verschneiten Sonntag nichts Schöneres ein, als den ganzen Tag lang mit einem Mann, nach dem ich verrückt war, vor dem offenen Kamin zu kuscheln und Strategien zur Rettung der Firma zu entwickeln. Zugegeben, das mit dem Kuscheln war eher unwahrscheinlich. Abgesehen von Extremsituationen achtete er sehr darauf, mich nicht zu berühren. Aber man durfte ja wohl noch hoffen!
Während er das Frühstücksgeschirr spülte und ich abtrocknete, dachte er laut nach. »Ich glaube, Sie sollten besser nicht zu erkennen geben, dass Ihre Immunität wiederkommt, wenn es so weit ist. Lassen Sie sie in dem Glauben, dass Sie immer noch beeinträchtigt sind.« Er reichte mir einen Teller zum Abtrocknen. »Meinen Sie, Sie können ihr vorspielen, dass Sie nicht immun sind, aber vorgeben, es zu sein? Die meisten von uns haben Sie bisher ja ganz gut getäuscht.«
»Vielleicht muss ich es nicht einmal vortäuschen.
Wer weiß, wie lange meine Immunität braucht, um zurückzukommen.«
»Und Sie sollten auf keinen Fall erkennen lassen, dass Sie über die Schuhe Bescheid wissen.«
»Ja schon, aber wie sollen wir es dann hinkriegen, dass mir alle Männer nachlaufen und völlig verzückt tun?«
»Das ist einfach. Wir stellen unsere Falle während der
Weitere Kostenlose Bücher