Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
gekittet ist, aber bis dahin badet sie in Selbstmitleid. Sie meinte, ihre Augen wären zu rot und geschwollen, als dass sie zur Arbeit kommen könnte.«
»Die Arme. Ich sollte wohl mal bei ihr anrufen.«
»Ach, das wird schon wieder. Ich bin nicht sicher, ob sie schon drüber reden will. Wenn sie wieder ins Büro kommt, wird sie allerdings alles haarklein erzählen, also spar’s dir bis dahin auf.«
»Sieht so aus, als hätte Merlin eine Zeit lang keinen wichtigen Termin, dann können wir wohl gehen«, stellte ich fest und stand auf. »Ich sag ihm Bescheid, dass ich weg bin. Brauche ich einen Mantel?«
»Nein, wir haben uns einen Konferenzraum unter den Nagel gerissen und können dir was herbeizaubern.«
Ich steckte meinen Kopf in Merlins Büro und sagte: »Ich bin mal für ein Weilchen in der Mittagspause. Ist das okay?«
Er blickte von dem Buch auf, das er gerade las – Die Mäuse-Strategie für Manager. Veränderungen erfolgreich begegnen. Wenn jemand lernen musste, mit großen Veränderungen klarzukommen, dann Merlin. »Klingt nach einer glänzenden Idee«, sagte er. »Ich nehme an, Sie essen zusammen mit Kollegen?«
»Ja, tue ich.« Mir dämmerte, dass ich mit diesem neuen Auftrag niemals wirklich außer Dienst sein würde. Selbst wenn ich mit meinen Freundinnen in der Mittagspause saß, würde ich meine Augen und Ohren aufhalten müssen.
Wir trafen uns mit einem anderen Mitglied unserer Gruppe, Isabel, Sekretärin in der Personalabteilung, in einem leeren Konferenzraum. Isabel umarmte mich zur Begrüßung, als hätten wir uns Monate nicht gesehen. Sie presste mich so fest an sich, dass sie mir die Luft und das Blut abdrückte. Isabel war eine ziemliche Wuchtbrumme – da sie wahrscheinlich teilweise von einem Riesen abstammte. »Was essen wir denn zu Mittag, Katie?«, fragte sie.
»Das Übliche«, erwiderte ich und setzte mich.
Es machte puff! , und schon standen ein Sandwich, eine kleine Tüte Chips und ein Becher Dr. Pepper light vor mir auf dem Tisch. Dann machte es noch zweimal puff! , und die anderen hatten sich ihr eigenes Essen zusammengestellt.
Für ein magisches Unternehmen zu arbeiten brachte einige Vorteile mit sich. Das Mittagessen à la carte bestellen zu können, war einer davon. Wenn bei MMI einer sagte, er würde mir mal schnell einen Lunch zaubern, dann war nicht von der Mikrowelle die Rede.
Ich bereitete mich innerlich darauf vor, über mein Date mit Ethan ausgequetscht zu werden, doch Ari überraschte mich mit der Frage: »Was wollte Owen denn heute Morgen? Er ist aus der Abteilung rausgerannt, als wäre irgendwas passiert. Ich nehme mal an, dass er nach oben zum Chef gelaufen ist.«
Die ersten Gerüchte kursierten also bereits. Ich hatte mir ja schon gedacht, dass Owens Aktionen nicht unbemerkt geblieben waren.
Ich zuckte gelassen, wie ich hoffte, die Schultern.
»Wer weiß? Er wollte bloß mit dem Chef sprechen.
Du kennst ja Owen. Wahrscheinlich hat er irgendwas Aufregendes übersetzt und musste es sofort der einzigen Person erzählen, die es wahrscheinlich genauso spannend fand wie er.«
Ari schüttelte den Kopf. »Nein, das war nicht seine ›Eureka‹-Miene. Er sah aus, als wäre er sauer.
Aber beim Chef ist er also gewesen?«
Verdammt. Das hatte ich bestätigt. So vage meine Aussage auch geblieben war, sie war doch nicht vage genug gewesen. »Ja, aber er wirkte so, als wäre alles in Ordnung, als er wieder ging.«
»Interessant«, sagte Ari und biss in ihr Sandwich.
»Ihr kriegt all die interessanten Sachen mit«, seufzte Isabel. »In der Personalabteilung passiert nie irgendwas Nennenswertes.« Was nichts anderes bedeutete, als dass Isabel tagsüber jede Menge Zeit hatte, mit anderen zu plaudern. Und da sie sämtliche Personalunterlagen verwaltete, kannte sie jeden in der ganzen Firma. Jetzt, wo sie über Owens Panikanfall vom Morgen Bescheid wusste, würde die Geschichte bis zum Abend schon endlos durchgekaut sein.
Ich würde Owen bitten müssen, sich diskreter zu verhalten. Das Problem war nur, dass er sich im Allgemeinen so selten etwas anmerken ließ, ganz egal was, dass schon die kleinste Gefühlsregung von seiner Seite ausreichte, um die Gerüchteküche anzuheizen. Wenn er nur leicht die Stirn gerunzelt hätte und ein kleines bisschen schneller gegangen wäre als sonst, hätten seine Kollegen es bereits bemerkt.
»Und wie war dein großes Date?«, fragte Isabel.
»Es war nett. Wir waren bei einem Wein-Dinner.
Sehr schick.« Dass wir dort einen magischen
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