Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Entwicklung einschleichen wollte – stand ich ganz gut da. Doch das verdankte ich vor allem meiner Immunität gegen Magie und der Tatsache, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort aufgetaucht war. Schließlich war ich keineswegs auf der Jagd nach unsichtbaren Eindringlingen gewesen. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich erfolglos geblieben wäre, hätte ich gezielt nach einem gesucht.
Was Überwachungsstrategien und Vernehmungen und all das anging – Instrumente, die mir zum Aufspüren eines Maulwurfs unerlässlich erschienen –, war ich vollkommen unbeleckt. Ich war nicht verschlagen genug, um jemandem einen Schritt voraus zu sein, der verschlagen genug war, in unserer Firma Spionage für den Feind zu betreiben, und dabei auch noch stets aus der Deckung heraus zu agieren. Es überforderte mich ja schon fast, meinen Job vor meinen Mitbewohnerinnen zu verheimlichen. Ich war nicht sicher, ob ich bei all den Geheimnissen, die ich ohnehin schon bewahren musste, noch eine Lage obendrauf packen konnte.
»Aber Sie sind scharfsinnig. Sie haben eine Begabung dafür, die Wahrheit zu erkennen, egal ob magisch oder nicht. Und ich vertraue Ihnen vollkommen. Ich kann ja schlecht jemanden damit beauftragen, den Spion zu finden, wenn er selbst der Spion sein könnte, oder?«
»Da haben Sie recht«, gab ich zu. »Aber die Tatsache, dass Sie mir vertrauen, qualifiziert mich ja noch nicht unbedingt für diesen Job.«
»Was meinen Sie denn, wen ich sonst mit dieser Aufgabe betrauen sollte?«
»Nun ja, es gibt doch Sam und seine Sicherheitstruppe. Wäre das nicht eigentlich deren Job?«
»Aber jeder weiß doch, dass sie genau dafür zuständig sind. Menschen benehmen sich anders, wenn sie wissen, dass sie unter Beobachtung stehen. Mr. Palmer ist nicht gerade in der besten Position, die Ermittlungen zu leiten, da er ja offenbar das Ziel ist. Aber er könnte Ihnen sicherlich behilflich sein.«
Ich wusste, wann ich geschlagen war. Ich konnte entweder den ganzen restlichen Tag weiterdiskutieren oder sofort einwilligen, das Ergebnis würde gleich ausfallen. »Haben Sie denn einen Verdacht, wer es sein könnte?«, fragte ich, blieb stehen und verschränkte meine Arme vor der Brust.
»Jeder in dieser Firma ist potenziell verdächtig, bis Sie einen Beweis dafür haben, dass er es nicht ist.«
»Selbst Sie?«
»Wenn Sie etwas Belastendes gegen mich finden, wäre es mir lieb, wenn Sie es nicht einfach von der Hand weisen würden, ohne der Sache weiter nachzugehen.«
Ich schluckte. Ich war nicht ganz sicher, wie viele Angestellte MMI insgesamt hatte, und bezweifelte, dass ich auch nur der Hälfte von ihnen jemals persönlich begegnet war. Meine Arbeit als Assistentin des Geschäftsführers und Leiterin der Marketing-Aktivitäten bot mir zwar so manchen Anlass, die anderen Abteilungen aufzusuchen, das unauffällig zu tun würde jedoch eine echte Herausforderung werden.
»Also gut«, lenkte ich ein. »Dann gehe ich wohl am besten mal an die Arbeit.«
»Viel Erfolg. Ach, und Miss Chandler? Es wäre mir lieb, wenn es unter uns bleiben könnte, dass wir einen Spion haben. Vielleicht bringt es uns einige Vorteile, wenn diese Person nicht weiß, dass er oder sie entdeckt wurde.«
»Ich schweige wie ein Grab.«
Während ich an Trix’ Schreibtisch zurückkehrte, dachte ich darüber nach, dass Merlin offenbar nicht ahnte, was für eine Gerüchteküche MMI darstellte.
Irgendjemand hatte ganz bestimmt beobachtet, wie Owen wutschnaubend aus seinem Büro gestürmt war. Über die Gründe würde ausgiebig debattiert und spekuliert werden, bis die Schlüsse, die am Ende gezogen wurden, in der ganzen Firma kursierten. Ich schätzte, dass sie mir noch vor Büroschluss zu Ohren kommen würden.
Doch wie sich herausstellte, hatte ich den Flurfunk unterschätzt.
Kaum saß ich wieder auf Trix’ Schreibtischstuhl – der für jemanden, der nicht schwerelos darüber schwebte, nicht allzu bequem war –, da ich wurde von einer Stimme überrascht. »Kommst du mit in die Mittagspause?«, fragte sie.
Als ich aufsah, fiel mein Blick auf Ari. »Klar. Eine Sekunde noch. Ich schaue besser erst mal nach, ob der Chef noch einen Termin hat.«
»Du springst wohl für Trix ein, was?«
»Ja. Weißt du, was sie hat oder wie es ihr geht?«
»Liebeskummer«, antwortete sie und verdrehte die Augen. »Sie und dieser Ranger aus dem Central Park, Fippin, haben sich am Wochenende verkracht.
Ich vermute mal, dass die Sache bis zum nächsten Wochenende wieder
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