Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Betrug verhindert hatten, erwähnte ich nicht. Das hätte die Geschichte allzu interessant gemacht. Ein ereignisloses Date hatte dagegen weniger das Zeug dazu, zum Lieblingsthema des Flurfunks aufzusteigen.
»Oha, da mag dich aber jemand«, sagte Ari. »So was ist nicht billig. Der hat bestimmt ganz schön was berappt für diesen Abend.«
Das nahm ich auch an, aber ich wollte Männer nicht daran messen, wie viel sie ausgaben. »Dann war das wirklich nett von ihm«, erwiderte ich neutral, bevor ich in mein Sandwich biss.
Ari amüsierte uns die restliche Mittagspause hindurch mit Geschichten von ihrem Wochenende.
Kaum zu glauben, wie sie bei all diesen Aktivitäten auch noch einen Besuch bei Bloomingdale’s hatte einschieben können, um mich beim Einkaufen aufzustören. Aber ich hatte eben nicht so viel Energie wie Ari.
Während ihrer Erzählungen versuchte ich, meine Freundinnen als mögliche Verdächtige einzustufen.
Mir war zwar sehr unwohl dabei, aber ich wusste, ich würde mich besser fühlen, sobald ich sie von der Liste gestrichen hätte. Ari arbeitete in der Forschung & Entwicklung. Auch wenn sie in der Abteilung für Praktische Magie und nicht in der Theoretischen Magie arbeitete, hatte sie immerhin Zugang zum gesamten gesicherten Bereich. Nach meinem Eindruck war sie scharf auf Owen, doch er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er ihr Interesse erwiderte. Sie neigte zur Unaufrichtigkeit und war genau die Person, mit der man raffinierte Rachepläne schmieden konnte, wenn man sich von einem Freund betrogen fühlte. Für den Fall, dass sie versucht hatte, sich an Owen heranzumachen, und er sie zurückgewiesen oder es – was noch wahrscheinlicher war – nicht einmal bemerkt hatte, konnte man nie wissen, was sie tun würde, um ihm eins auszuwischen.
Aber sie war auch einigermaßen flatterhaft – und das nicht bloß, weil sie Flügel besaß. Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass sie sich genügend über ihn aufregte, um auf solche Ideen zu kommen, wie Betriebsspionage zu betreiben. Sie betrachtete ihre Arbeit einfach nur als eine Möglichkeit, Geld zu verdienen und es sich gut gehen zu lassen. Ihr fehlte es an Motivation und Entschlossenheit, um herumzuspionieren. Allenfalls konnte ich mir vorstellen, dass sie in Owens Büro einbrach, um sich persönliche Informationen zu verschaffen und damit ein Date zu erpressen. Ich durfte sie also nicht gänzlich von der Liste der Verdächtigen streichen, aber sie stand darauf nicht allzu weit oben.
Isabel war zugleich die perfekte und die denkbar schlechteste Spionin. Sie kannte jeden in der Firma und wusste über alles Bescheid, was dort passierte.
Andererseits konnte sie nicht widerstehen, jedem alles zu erzählen, was sie wusste. Hätte sie in Owens Büro spioniert, wäre es ihr im Gespräch sofort herausgerutscht, weil sie unbedingt hätte loswerden müssen, welche interessanten Dinge ihr währenddessen sonst noch untergekommen waren. Außerdem hatte sie die Figur eines Football-Profis, war also nicht gerade unauffällig.
Während Isabel die verbliebenen Verpackungen und Becher wegzauberte, wurde mir allmählich klar, dass Grübeleien mich nicht weiterbrachten. Wenn ich keinen Grund fand, mich frei durch die Firma zu bewegen und dabei herauszufinden, was vor sich ging, würde sich mein Verdacht allein aus persönlichen Zu- oder Abneigungen speisen.
Kaum war ich wieder an meinem Schreibtisch angelangt, als Rod Gwaltney, der Leiter der Personalabteilung und Owens bester Freund seit Kindertagen, mit der Rolltreppe nach oben gefahren kam. Er trug einen Stapel Papiere unter dem Arm. »Hallo«, begrüßte ich ihn. »Sie sind ein paar Minuten zu früh, aber ich kann mal nachsehen, ob er schon fertig ist.«
Rod ließ sich in den Sessel vor Trix’ Schreibtisch fallen und legte ein Bein lässig über die Armlehne.
»Ist nicht schlimm, wenn ich warten muss. Dann können wir uns noch ein bisschen unterhalten.«
»Über was denn?«
»Ich wollte bloß mal hören, ob Sie irgendwas Interessantes gehört haben. Es wird gemunkelt, irgendwer hätte übers Wochenende Owens Schreibtisch aufgebrochen.«
Also wirklich. Die CIA hätte bei MMI ihre Mitarbeiter rekrutieren sollen. Einen Spion in einer Firma zu finden, die voll von Spionen war, würde so gut wie unmöglich sein. Mit schlechtem Gewissen versuchte ich, Rod als verdächtig einzustufen. Andere zu täuschen musste ihm doch inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen sein. Schließlich trug er permanent einen
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