Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Zauber, der ihn für alle, die nicht immun gegen Magie waren, unglaublich gut aussehen ließ, während er auf sein wahres Erscheinungsbild keine Mühe verwandte. Allerdings stufte ich das eher als harmlosen Spleen ein. Auch wenn er womöglich jeden Mitarbeiter dieser Firma kannte, hatte er nicht zu allen Räumen Zutritt. Andererseits ärgerte er sich häufig genau darüber und zeigte Anzeichen von Eifersucht auf Owen.
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?«, fragte ich beiläufig und mit der, wie ich hoffte, genau richtigen Prise Neugier. Verdächtig hin oder her, er war eine gute Informationsquelle für alles, was mit der Firma zusammenhing.
Er wedelte mit der Hand durch die Luft. »Ach, irgendwo aufgeschnappt.«
»Wurde denn was gestohlen?«
»Das wollte ich eigentlich Sie fragen.« Er schenkte mir ein Lächeln, das ihn sogar trotz seiner fettigen Haare, seiner schlechten Haut und seiner nicht gerade vorteilhaften Gesichtszüge attraktiv aussehen ließ.
Hätte er etwas wegen der Haare und der Haut unternommen und häufiger dieses Lächeln aufgesetzt, wäre er mit seinem echten Gesicht vielleicht sogar noch erfolgreicher bei den Frauen gewesen als mit seinem schönen Trugbild und seinem Anziehungszauber.
Oder doch nicht? Er hatte im Durchschnitt drei Dates pro Wochenende; das war schwer zu toppen. Ich persönlich hätte ihn ohne die Fassade attraktiver gefunden, selbst wenn ich immer nur den wahren Rod sah, ganz gleich, was er anstellte. Aber solange ich wusste, dass er sich versteckte, fiel es mir schwer, ihn als Mann ernst zu nehmen. Sein spektakuläres Privatleben deutete jedoch darauf hin, dass es nur ein kleines Häufchen von Frauen gab, die gegen seinen Zauber immun blieben.
»Woher sollte ich irgendetwas darüber wissen, wenn in Owens Büro eingebrochen wurde?«, fragte ich mit meinem ganz eigenen Versuch, ein Trugbild der Unschuld auf mein Gesicht zu zaubern. Da ich nicht auf magische Kräfte zurückgreifen konnte, fürchtete ich jedoch, dass es nicht allzu überzeugend war.
»Weil ich hörte, er wäre hierher gekommen, um mit dem Chef darüber zu sprechen, was bedeutet, dass er auch mit Ihnen gesprochen haben muss.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich hab nichts zu erzählen. Vielleicht sollten Sie Owen selbst fragen.«
Er lachte. »Wir reden doch über denselben Owen, oder? Aus dem kriegt man nichts raus, was er einem nicht erzählen will. Er zieht sich nur noch mehr in sein Schneckenhaus zurück. Ich kenne ihn schon, seit er vier Jahre alt war, und er war schon immer so. Ich weiß nur, dass er einige Wachmänner vor seinem Büro platziert hat, die sogar noch stärker sind als die davor. Es kommt niemand mehr da rein, der nicht gefilzt wurde. Demnächst nimmt er noch von jedem, der die Abteilung betritt, eine DNA-Probe.«
»Klingt doch nach einer vernünftigen Vorsichtsmaßnahme in diesen Zeiten.«
Er beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf Trix’ Schreibtisch und bedachte mich mit einem Dackelblick, der in Kombination mit seinem Lieblings-Anziehungszauber sicherlich überaus effektiv war.
»Kommen Sie schon, Katie, Sie wissen doch bestimmt irgendwas. Owen redet doch sogar manchmal mit Ihnen, was mehr ist, als er jedem anderen von uns angedeihen lässt.«
Zum Glück für mich und zu seinem Pech war ich sowohl gegen den Zauber als auch gegen den Dakkelblick immun. »Tut mir echt leid«, erwiderte ich achselzuckend.
»Wahrscheinlich leiten mich alte Instinkte. Ich hab schon früher immer versucht, Owen zu beschützen, und tue es noch, obwohl er prima auf sich selbst aufpassen kann. Um ehrlich zu sein, war das damals auch schon so. Größere Kinder haben sich mit ihm immer nur einmal angelegt.«
»Ich glaube, wir sollten in diesen Zeiten tatsächlich aufeinander aufpassen.«
»Da haben Sie wohl recht. Sie sagen mir also Bescheid, wenn Sie irgendwas hören?«
Das konnte ich nicht versprechen, ohne Merlin gegenüber wortbrüchig zu werden. »Ich halte Sie auf dem Laufenden«, sagte ich stattdessen und hoffte, das war vage genug, um mir kein schlechtes Gewissen zu bereiten. Ich hasste es, Geheimnisse vor anderen zu haben, aber ich bekam allmählich Übung darin. Wenn man vor dem Rest der Welt verbergen kann, dass es Magie gibt, fällt es auch nicht mehr ganz so schwer, das ein oder andere vor den Kollegen zu verheimlichen.
Merlin kam aus seinem Büro. »Oh, gut, dass Sie hier sind, Mr. Gwaltney. Kommen Sie doch bitte herein.«
Rod sammelte seine Papiere zusammen, zwinkerte mir zu und ging in
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