Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Marcia an. »Ihr seht so glamourös aus, ihr Mädels!
Ihr passt richtig in die Großstadt.« Dann legte sie ihren Arm um meine Schulter. »Aber ich bin froh, dass Katie noch immer die Alte ist. Du hast dich kein bisschen verändert.«
»Mom!«, protestierte ich, doch vergeblich. Sie war nicht mehr zu bremsen.
»Es könnte nicht schaden, wenn du auch mehr Make-up auflegen würdest, um deine Erscheinung ein wenig aufzupeppen. Vielleicht solltest du mehr Lippenstift tragen oder zumindest einen dunkleren.
Ich habe ein paar Proben mitgebracht, die dir bestimmt gut stehen.«
Um diese Tageszeit war ich schon froh, wenn ich überhaupt noch irgendwo anders als auf den Zähnen Lippenstift trug. »Mom, die Frauen in New York tragen einfach nicht so viel Make-up«, wandte ich ein.
»Das stimmt«, unterstützte Gemma mich. »Der natürliche Look ist angesagt.«
Meine Mutter, die niemals das Haus verließ, ohne ihre gesamte Mary-Kay-Produktlinie aufgetragen zu haben, schaute entsetzt in die Runde. »Wirklich? Na, so was, wer hätte das gedacht, Katie? Dein Styling ist topaktuell.«
»Katie sieht gut aus, finde ich«, warf Dad ein, ohne seine Speisekarte sinken zu lassen.
»Natürlich tut sie das. Aber ein bisschen mehr Pep würde eben auch nicht schaden. Wir wollen doch nicht, dass unsere kleine Landmaus vor dem Hintergrund der großen Stadt verblasst.«
»Mom, ich habe einen Freund. Ich glaube, ich sehe ganz okay aus«, wandte ich ein und versuchte möglichst gelassen zu klingen. Ich fühlte mich schon häufig genug wie eine graue Maus, auch ohne dass sie mich noch mit der Nase darauf stieß. Dann fiel mir plötzlich auf, wie leicht mir das Wort »Freund«
über die Lippen gegangen war. Hoffentlich hatte ich nicht zu hoch gegriffen, was unser Verhältnis anging.
Gemma kam mir, Gott sei Dank, zu Hilfe. »Wie auch immer. Ich finde, wir klären jetzt mal, wie es diese Woche weitergeht«, warf sie ein. »Ich gehe morgen extra früh ins Büro und zeige Ihnen dann am Nachmittag die Stadt. Das ist bestimmt ein prima Tag, um das Empire State Building zu besichtigen.
Ich kenne jemanden, der dort arbeitet und uns an den üblichen Menschenmassen vorbeischmuggeln kann.«
»Mein Chef hat mir den Mittwoch freigegeben«, verkündete ich. »Donnerstag und Freitag sind ohnehin frei wegen Thanksgiving, und dann ist Wochenende.« Und mit ein bisschen Glück erreichten wir den Sonntagabend, ohne dass ich jemanden hatte umbringen müssen oder vor Scham gestorben war.
Andererseits war Scham, verglichen mit allem anderen, was passieren konnte, noch recht harmlos. Das wurde mir schlagartig klar, als ich aufschaute und einen Mann durch das Restaurant auf uns zukommen sah. Es war kein Geringerer als Phelan Idris. Ich hatte ihn noch nie getroffen, ohne Owen an meiner Seite zu haben. Und ich hätte auch gut und gern darauf verzichten können, obwohl ich ja wusste, dass seine magischen Tricks bei mir nicht verfingen und ich ihm körperlich bestimmt einigermaßen gewachsen war – vor allem wenn meine Freunde und Eltern mich unterstützten. Ich schaute mich rasch im Restaurant um, da ich hoffte, einen Gargoyle oder eine Fee zu erspähen, fand jedoch nichts dergleichen.
Jetzt blieb mir nur noch die Chance, dass sich unter all den menschlichen Gästen ein Zauberer befand.
Ich hielt den Atem an und wünschte mir von ganzem Herzen, dass Idris mich nicht erkennen und einfach weitergehen würde, doch dieses Glück war mir nicht beschieden. Mit einem Grinsen, das man nur als fies beschreiben konnte, kam er direkt an unseren Tisch, legte seine Hand auf die Rückenlehne meines Stuhls und beugte sich zu mir herab. »Wenn das nicht Katie Chandler ist«, sagte er. »Ich hätte Sie fast nicht erkannt, wo Ihr Freund diesmal gar nicht bei Ihnen ist.«
Ich hätte mir schon einen launigen Spruch ausdenken sollen, solange er noch auf dem Weg zu uns war, aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Alle flotten Retourkutschen, die mir einfielen, bezogen sich irgendwie auf Zauber und Magie und waren daher tabu. Also saß ich wortlos da, während meine Freunde und Eltern mich erwartungsvoll ansahen.
Und er wusste genau, in welche Lage er mich brachte, das sah ich ihm an. Selbstgefällig grinsend fuhr er fort: »Alle Achtung! Dieser Mann weiß wirklich, wie man Frauen beeindruckt. Er holt sie jeden Morgen zu Hause ab und bringt sie abends wieder nach Hause. Ich wusste ja schon immer, dass er ein Langweiler ist, aber dass es so schlimm um ihn steht, ahnte ich
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