Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
zusammen. Ethan, das sind meine Eltern, Frank und Lois Chandler.«
Ethan reichte ihnen die Hand. Meine Mutter ergriff sie mit beiden Händen und sagte: »Das ist ja so nett von Ihnen, dass Sie angeboten haben, uns abzuholen. Sie müssen ja wirklich ein ganz besonders guter Freund von unserer Katie sein.«
Ein ungeduldiger Taxifahrer, der darauf wartete, seine Fahrgäste ausladen zu können, ersparte mir weitere Peinlichkeiten, indem er auf die Hupe drückte. Wir mussten alle schnell einsteigen, damit Ethan weiterfahren konnte. Doch der Aufschub von Peinlichkeiten erwies sich als sehr vorübergehend, denn als wir einmal auf der Straße waren, gab es kein Ausweichen vor meiner Mutter mehr. Ihr Hochzeitskandidat-für-meine-einzige-Tochter-Radar arbeitete auf Hochtouren. Wahrscheinlich würde sie Gemma dazu überreden, die Sightseeingtour zu streichen, um stattdessen mit ihr nach passenden Kleidern für die Mutter der Braut zu suchen.
»So, Ethan«, sagte sie, »dann erzählen Sie uns doch mal, was Sie machen.«
»Ich bin Rechtsanwalt.«
»Und Sie arbeiten mit Katie zusammen?«
»Ja, sozusagen. Ich habe meine eigene Kanzlei, aber Katies Firma ist einer meiner Klienten.«
»Und dort haben Sie dann Katie kennen gelernt?«
Ich musste an mich halten, um nicht laut aufzustöhnen. Ich hatte nicht daran gedacht, mir vorher eine unverfängliche Geschichte zu diesem Thema zurechtzulegen.
»Eigentlich wäre das ja naheliegend, aber nein. Ich bin ein Freund von Jim, Connies Ehemann. Connie kennen Sie doch?«
»Natürlich. Katie hat die Mädels früher, als sie noch aufs College gingen, immer am Wochenende mit nach Hause gebracht.« Connie war meine andere Freundin aus dem College, die mit Gemma und Marcia zusammen nach New York gezogen war. Als sie heiratete und deshalb in der Wohnung ein Platz frei wurde, hatten sie mich überredet, zu ihnen nach New York zu kommen.
»Jim hat mich ursprünglich mal mit Marcia verkuppeln wollen, aber wir haben uns nicht so gut verstanden. Katie und ich dagegen schon.«
Ich musste mich gar nicht zum Rücksitz umdrehen, um das zufriedene Lächeln meiner Mutter vor mir zu sehen. »Also geht ihr zwei zusammen aus?«
»Ja.« Er sagte es, als wäre er stolz darauf, und mich durchrieselte ein warmes Gefühl der Befriedigung.
Hätte ich Gedanken lesen können, hätte ich ganz bestimmt gehört, wie meine Mutter die Rede probte, die sie zu Hause ihren Freundinnen halten würde: »Ach ja, und unsere Katie geht mit einem sehr bekannten Anwalt aus Manhattan aus. Er fährt einen Mercedes, müsst ihr wissen.«
»Wir sind erst zweimal zusammen ausgegangen«, sagte ich, bevor sie sich ausmalen konnte, wie sie ihren Freundinnen erzählte, dass jetzt täglich mit meiner Verlobung zu rechnen sei. Und um das Thema zu wechseln, fügte ich hinzu: »Ich hab euch ein Zimmer in einem Hotel reserviert, das in derselben Straße liegt wie unsere Wohnung. Damit wir uns leicht treffen können.«
»Ich hoffe, du hast dir nicht zu viele Umstände gemacht«, sagte Mom.
»Unsere Rechnung zahlen wir aber selbst«, dröhnte Dad sofort.
»Es war gar kein Problem«, gab ich zurück. »Ich wünschte, wir hätten genug Platz, um euch bei uns unterzubringen, aber in einem Hotel habt ihr’s viel bequemer, das könnt ihr mir glauben. Es ist dasselbe Hotel, in dem Gemmas und Marcias Eltern auch übernachten, wenn sie kommen.«
»Dann bin ich sicher, dass es ganz prima ist«, sagte Mom.
Ein Blick über meine Schulter zeigte mir, dass sie beide aus dem Fenster schauten. Aber da es bereits dunkel war, gab es gar nicht viel zu sehen. Was wahrscheinlich auch ganz gut war. Dieser Teil von Queens war nicht gerade die reizvollste Gegend New Yorks und deshalb bestimmt auch nicht die beste Einführung in die Stadt. »Da vorn könnt ihr gleich die Skyline sehen«, erklärte ich. »Von der Triboro Bridge aus, die wir jeden Moment überqueren, hat man einen tollen Blick.«
Damit hatte ich die persönlichen Fragen für eine Weile abgestellt, denn jetzt hielten sie nach Wahrzeichen Ausschau. Ethan sah mich grinsend an und zwinkerte mir zu, und ich zwinkerte zurück.
Wir kamen über den Franklin Delano Roosevelt Drive rasch voran zur Vierzehnten Straße, sodass meine Eltern gar nicht mehr groß zu den wirklich persönlichen Fragen ansetzen konnten. »Ich bringe Sie zu Ihrem Hotel, damit Sie Ihr Gepäck ausladen können«, sagte Ethan, »und dann mache ich mich auf den Weg nach Hause, damit Sie Ihre Tochter ein bisschen für sich
Weitere Kostenlose Bücher