Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
zum Union Square. »Heute ist der Markt viel größer«, bemerkte Mom, als wir am Park vorbeikamen. »Lass uns mal nachsehen gehen, ob dieser nette Mann wieder da ist, der mir gestern die Kürbisse verkauft hat. Ich hab ihm gesagt, ich hätte eine Tochter hier, die Single sei und die er unbedingt kennenlernen müsse.« Bevor ich sie bremsen konnte, steuerte sie schon auf den Markt zu. Ich musste mich beeilen, um hinterherzukommen. »Seltsam, dass er heute gar nicht da ist.
Man sollte doch meinen, ein Kürbisverkäufer würde hier am Tag vor Thanksgiving seine Geschäfte machen wollen.«
Die inzwischen vertraute Übelkeit stellte sich wieder ein. Sie hatte recht. Jeder normale Kürbisverkäufer hätte sich an diesem Tag auf den Markt gestellt.
Aber meine Mom konnte doch unmöglich am Vortag den magischen Markt besucht haben. Oder etwa doch?
»Lois«, meldete sich mein Vater mit einem drohenden Unterton zu Wort. »Du wolltest doch zu Macy’s und zum Times Square.«
»Ach ja, richtig! Ich hab ja schon Kürbisse. Wir haben für so was jetzt eigentlich gar keine Zeit. Aber sieh zu, dass du das nächste Mal, wenn du hier bist, nach ihm Ausschau hältst, Katie. Ich bin ziemlich sicher, er ist unverheiratet. Und er lebt auf einer Farm. Er wäre der perfekte Mann für dich.«
»Mom, ich habe einen Freund, vergiss das nicht.
Weißt du noch? Ethan? Der Mann, der euch in seinem Mercedes am Flughafen abgeholt hat?«
Sie lachte. »Ja, stimmt ja! Das hatte ich völlig vergessen. Tut mir leid, Schatz. Alte Gewohnheiten legt man nicht so leicht ab. Ich hab mich so daran gewöhnt, dass du allein bist. Aber es schadet ja trotzdem nicht, diesen Farmer im Hinterkopf zu behalten, für den Fall, dass es nichts wird mit euch. Man kann ja nie wissen.«
Schließlich gelang es mir, die beiden in den Bus nach Uptown zu bugsieren, dann liefen wir durch die Stadt zu Macy’s, wo meine Mutter förmlich eine religiöse Offenbarung erlebte, bis sie angesichts der Preisschilder beinahe in Ohnmacht fiel. Das Einzige, was sie kaufte, war eine Einkaufstüte mit dem Firmenschriftzug drauf, die sie ihrer Schwester schenken wollte. Danach schoben Dad und ich sie erfolgreich aus der Tür.
»Es ist nicht mehr weit bis zum Times Square«, sagte ich, als wir wieder draußen auf dem Gehsteig standen, »aber lasst uns trotzdem die U-Bahn nehmen. Irgendwie gehört es dazu, direkt am Times Square von unten wieder ans Tageslicht zu kommen.« Das hatten Gemma und Marcia auch mit mir gemacht, als ich zum ersten Mal in New York war.
Mom hielt ihre Handtasche fest an ihre Brust gedrückt und schaute alle Leute böse an, die ihr in der U-Bahn-Station nahe kamen. Selbst mein Dad rückte näher an mich heran als sonst. Ich war sicher, dass ich mich bei meiner ersten U-Bahn-Fahrt genauso gefühlt hatte, aber inzwischen gehörte das Bahnfahren so zu meinem Alltag, dass ich gar nicht mehr darüber nachdachte. Ich war höchstens immer besorgt, irgendwelche gestörten Zauberer oder andere magische Kreaturen könnten uns auf den Fersen sein.
Obgleich sowohl Owen als auch Sam mir eine Extra-Bewachung versprochen hatten, war mir bislang noch nichts und niemand aufgefallen, der so aussah, als könnte er uns beschützen.
Ein Zug kam, und wir stiegen ein. »Wir brauchen uns gar nicht erst hinzusetzen«, sagte ich zu meinen Eltern. »An der nächsten Haltestelle steigen wir schon wieder aus.« Wir stellten uns um eine Stange herum auf, und Mom schaute sich ängstlich im Wagen um.
»Machst du das jeden Tag?«, fragte sie.
»So schlimm ist es gar nicht. Man gewöhnt sich daran.« Mein gewohnter Begleiter war auch nicht übel, aber das ließ ich lieber unerwähnt.
Als wir an der Haltestelle Zweiundvierzigste Straße ankamen, quetschten wir uns an den anderen Fahrgästen vorbei aus der Bahn und liefen auf den Ausgang zu. »Wenn alle schön der Reihe nach aussteigen würden, wäre es einfacher«, maulte meine Mutter. »Diese Drängelei muss doch nicht sein!«
»Das gehört hier einfach dazu, Mom«, sagte ich grinsend. »Jetzt kommen wir direkt am Times Square raus. Abends ist er noch beeindruckender, aber tagsüber ist es hier auch sehr spannend.«
Obwohl ich inzwischen an New York gewöhnt war, verspürte ich doch immer wieder dieses aufgeregte Kribbeln im Bauch, wenn ich zum Times Square kam. Das war das laute, chaotische New York, das Außenstehende normalerweise mit dieser Stadt identifizierten. In meinem eher ruhigen Viertel konnte man hingegen leicht vergessen,
Weitere Kostenlose Bücher