Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
auf Ethan bezogen, als er von »meinem Freund« sprach. Das lag zwar nahe, war aber trotzdem ein Missverständnis wie aus einer schlechten Sitcom, und ich wusste mir keinen Rat, wie ich da heil wieder rauskommen sollte. Meine größte Sorge war seit Tagen, wir könnten in magische Probleme verwickelt werden; aber dass meine Mutter aus der Begegnung mit Idris neues Material schöpfen könnte, um sich in mein Beziehungsleben einzumischen, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
Mom, die sich meines Unbehagens nicht im Geringsten bewusst war, fuhr fort: »Ich weiß doch, dass du Katie mehr bietest, als sie jeden Tag zur Arbeit und wieder nach Hause zu begleiten. Ich bin sicher, dass du sie in schicke Restaurants ausführst. Dieser Typ war einfach nur ungehobelt.«
An Ethans Blick konnte ich ablesen, dass ihm etwas dämmerte. Er hatte begriffen, wen Idris gemeint hatte, als er von meinem Freund sprach. Ich wünschte, ich könnte die Situation cool überspielen, aber ich spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen.
Ethan runzelte die Stirn und nickte, und ich war sicher, dass ihm meine Verlegenheit aufgefallen war.
Auch wenn er keine magischen Kräfte besaß, fühlte ich mich, als könnte er direkt durch mich hindurchsehen.
Aber er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um sich zu fangen. »Wenn er der war, von dem ich vermute, dass er es war, können Sie getrost alles ignorieren, was er gesagt hat. Ich hab ihn mal in einer schwierigen Verhandlung geschlagen, und das kann er einfach nicht verwinden.« Dann wechselte er abrupt das Thema.
»Was halten Sie denn bislang von New York?«
Ich hätte ihn küssen mögen. Ich wollte ihn ohnehin küssen, trotz allem, was er in diesem Moment gedacht haben mochte, aber die Art, wie er mir beisprang, verstärkte meinen Wunsch nur noch.
»Die Stadt ist interessant«, erwiderte Dad nickend.
»Ich würde mir diesen Park gern mal genauer ansehen. Ich hab da so ein neues Düngemittel, das dort eine Menge ausrichten könnte. Ich frage mich ja, welches sie im Augenblick verwenden.«
»Ist die Stadt denn so, wie Sie sie sich vorgestellt haben?«, präzisierte Ethan seine Frage.
»Ich wusste ja, dass sie ziemlich durchgeknallt sein würde«, sagte Mom und senkte ihre Stimme dann zu einem Flüstern: »Aber mit all diesen Leuten, die einen alternativen Lebensstil pflegen, habe ich dann doch nicht gerechnet.«
»Alternativer Lebensstil?«, fragte Gemma. »Katie, du hast deine Eltern doch wohl nicht mit ins West Village genommen, oder?«
»Nein, nur zum Times Square«, antwortete ich und versuchte, nicht die Zähne zusammenzubeißen.
»Wir haben da diese Frau gesehen, die in der Öffentlichkeit Feenflügel trug«, erzählte Mom. »Sehr exaltiert.«
»Nein, exaltiert wäre es gewesen, wenn ein Mann Feenflügel in der Öffentlichkeit getragen hätte«, sagte Gemma lachend. »Vorzugsweise mit rosafarbenen Strumpfhosen und einem Tutu.«
»Oh, so einen haben wir auch gesehen!«, rief Mom. »Allerdings ohne Strumpfhose und Tutu. Aber mit Flügeln!«
»Ich konnte an dieser Frau nichts Ungewöhnliches finden«, schaltete Dad sich ein. »Lois glaubte einfach, eine Straßenkünstlerin vor sich zu haben, und versuchte, ihr Geld zuzustecken. Und der Mann im Park war ein Ranger mit einem Rucksack auf dem Rücken. Der hatte gar keine Flügel.«
»Frank, diese Frau hatte Flügel und ist über dem Boden geschwebt.«
»Sie war groß. Das hast du dir eingebildet. Sie war nicht mal das Merkwürdigste in diesem Teil der Stadt.«
»Erzähl du mir doch nicht, was ich sehe oder nicht sehe! Wenn du mir keinen Respekt entgegenbringst, sprich besser gar nicht erst mit mir.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte meinem Vater den Rücken zu.
»Möchte jemand Kürbiskuchen?«, fragte ich und stand auf. Ich hatte gedacht, das größte Problem wäre es, meine Mutter nach Hause zu verfrachten, bevor sie mitbekam, dass es Magie gab. Dass meine Eltern sich darüber in die Wolle kriegen könnten, was Mom gesehen hatte oder nicht, hatte ich gar nicht bedacht.
Das Letzte, was ich brauchte, war, dass meine Eltern sich der Magie wegen entzweiten.
Später an diesem Nachmittag erledigte ich mit Ethan den Abwasch, während die anderen Fußball guckten. »War doch gar nicht so schlimm, oder?«, fragte er leise, während das Wasser lief.
»Nicht so schlimm wie beim ersten Mal, als mein ältester Bruder über den Feiertag eine Freundin mit nach Hause brachte«, gab ich zu. »Aber sie reden noch immer
Weitere Kostenlose Bücher