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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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kleinen Vögel. Daheim in der Küche weinte ich so laut wie damals, als mein Großvater gestorben war. Oma Habenicht holte Schüssel und Seifenlappen, wusch mir die Tränen und den Schmutz aus dem Gesicht und drückte mich an ihre große Brust, bis ich mich beruhigt hatte und wieder sprechen konnte.
    »Das zahl ich ihr heim.«
    Meine Großmutter sagte: »Sabrina ist verwöhnt. Sie bekommt alles, was sie sich wünscht. Und sie ist ein bißchen dumm. Sie hat nicht übersehen können, was geschieht, wenn sie die kleinen Vögel stiehlt.«
    Eine Viertelstunde später klopfte Herr Teichmüller an.
    »Bitte herein«, sagte meine Großmutter.
    Er nahm die Sonnenbrille ab, stellte das eine Bein nach vorn, verschob die Hüfte und streckte seinen Hintern raus. Im Museum hab ich mal ein nacktes Denkmal gesehen, das sich so angeberisch hingestellt hatte. Er hielt das Vogelnest in der Hand. Es war mit Marzipaneiern gefüllt, alle in Goldpapier eingewickelt.
    Herr Teichmüller lächelte. Er sagte: »Sabrina hat eine Dummheit gemacht. Es tut uns leid. Nimm das als Entschädigung.«
    Ich sagte: »In dem Nest haben lebendige Vögel gehockt. Jetzt sind sie tot. Ich will keine goldenen Eier dafür.«
    Herr Teichmüller stand nicht mehr lässig da, sondern so, als hätte er gerade ein Lineal verschluckt. Er sagte: »Katja ist schlecht erzogen. Die Eltern kümmern sich nicht, und Sie lassen dem Kind zu viel durchgehen, Frau Habenicht. Ihren frechen Tieren übrigens auch. Es geht nicht an, daß sich der Kater Moritz auf unserer neuen Hollywood-Schaukel aalt. Neuerdings gesellt sich dieser schmutzige Zottelhund dazu. Unterbinden Sie das bitte.«
    »Aber ich kann die Tiere nicht einsperren.«
    »Das werden Sie wohl tun müssen«, rief Herr Teichmüller. »Oder es gibt Ärger.«
    Dann ging er mit seinen goldenen Eiern, und ich hatte bald noch größeren Ärger wegen Sabrina.
    Sie hatte kein schlechtes Gewissen wegen der gestohlenen Vögel, sondern stand schon am nächsten Tag an der Gartentür und jammerte mich an: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Ich hob die Nase hoch und sagte: »Ich hab keine Zeit, mit dir zu spielen. Ich muß Moritz und Zottel spazierenführen, sonst liegen sie womöglich auf eurer Hollywoodschaukel herum.«
    »Darf ich mitkommen?« fragte Sabrina. »Ich weiß ja sonst nicht, was ich machen soll.«
    »Meinetwegen.«
    Wir zogen los.
    Sabrina trug ein blau kariertes Dirndlkleid mit einer roten Schürze, und ich dachte mir gleich, daß etwas schiefgehen würde, als ich sie so aufgeputzt sah.
    Großmutters Haus ist das letzte und das kleinste in der Straße. Dann ist das Dorf zu Ende, und dahinter kommt schon der Moddergraben. Es führt eine Brücke darüber.
    Über eine Brücke zu gehen und in einen Bach zu spucken, ist wirklich kein Kunststück, deshalb lockte ich Sabrina bis zu dem Baumstamm, den der Sturm über den Graben geworfen hatte. Zuerst lief Moritz mit aufgerecktem Schweif von einem Ende zum anderen und maunzte auffordernd. Zottel folgte. Danach tastete ich mich mit ausgebreiteten Armen über den Stamm. Sabrina stand auf der anderen Seite, machte X-Beine, als ob sie pullern müßte, und jammerte.
    Ich schrie: »Komm rüber oder hau ab!«

    Kann sein, daß sie wirklich etwas dumm ist. Sie hat beim Balancieren die Augen zugemacht wie eine Mondsüchtige und ist in den Moddergraben abgestürzt. Er ist nicht sehr tief, aber Sabrina schrie, als müßte sie ersaufen, schlug mit den Händen wild um sich und hat sich über und über mit Modder bespritzt. Sogar ihre Dauerwelle war eingedreckt, und sie roch nicht gut, als ich sie aufs Trockene zog.
    Sie klagte wegen ihrer feinen Kleider, die verdorben waren, und mir wurde mulmig. Ich dachte, hätte ich bloß nicht geschrien: »Das zahl ich dir heim!« Teichmüllers werden denken, ich hätte Sabrina absichtlich über den Abgrund gelockt. Und meine Oma Habenicht wird mich aus den Augenwinkeln ansehen, wie immer, wenn sie mir nicht traut.
    »Wir müssen dich säubern, Sabrina.«
    Zum Glück war ein heißer Tag und der Pälitzsee rasch zu erreichen. Am Strand zog ich mich splitternackt aus und verlangte von Sabrina das gleiche. Sie zickte herum, sie hätte den Kinderbikini leider nicht dabei. Da habe ich sie mitsamt ihren Sachen in den See gestaucht und sehr gründlich ausgewaschen. So war Sabrina noch nicht baden gegangen.
    Sie prustete und quietschte vor Vergnügen, als ich ihr den Modder aus der Dauerwelle spülte. Leider hatten wir keine Handtücher dabei, aber im

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