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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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weil sie nun auf dem Lande lebten.
    Meine Großmutter sagte: »Die Leute sind so vermögend, daß sie gar nicht mehr arbeiten müssen. Ich bin eine alte Habenicht, und sie wollen mir für das Ende vom Grasgarten, das ich ihnen verkaufe, ein schönes Stück Geld geben.«
    »Etwa eine Million?« flüsterte ich aufgeregt.
    Meine Oma lachte. »Ein paar Tausend sind es schon. Ich will auch mal ‘ne richtige Heizung im Hause haben und eine Wasserspülung. Und der Zirkus steht nur vorübergehend, nämlich so lange, bis das Sommerhäuschen gebaut ist. Sie nennen es einen Bungalow.«
    Zuerst ging alles gut. Frau Teichmüller kam zu uns auf den Hof und führte das Mädchen an der Hand. Es hatte ein nagelneues Dirndlkleid an. Der Rock stand steif um sie herum. Frau Teichmüller fragte: »Katja, möchtest du gern mit Sabrina spielen?«
    Ich hatte dreckige Hände, und Sabrina sah so fein aus, daß ich mich nicht getraute, sie anzufassen. Und was man nicht anfassen mag, das kann man auch nicht leiden. Ich antwortete nicht.
    Sabrina jammerte: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Aber natürlich wird meine Enkeltochter mit dir spielen«, rief meine Großmutter und fragte so scharf: »Nicht wahr, Katja Henkelpott?«, daß ich mich nicht getraute, nein zu sagen.
    »Macht euch bitte nicht schmutzig«, sagte Frau Teichmüller, ehe sie verschwand.
    »Willst du dich setzen?« Ich deutete auf den Haustritt vor der Hintertür, der mit etwas Dreck bekrümelt war.
    Sabrina hatte Angst um ihr neues Kleid.
    »Warte, ich bring dir ein Kissen«, sagte meine Großmutter.
    Dann nahm Sabrina endlich Platz.
    Nun klagte sie wieder: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Ich sagte: »Schau dir den schönen Ausblick an. Hinter der Bleiche beginnt das Feld, und hinter dem Feld steht der Wald, und hinter dem Wald fängt der Himmel an, der spannt sich auf wie ein riesengroßer Schirm.«
    Sabrina sagte: »Ich sehe lieber Sesamstraße. Aber im Fernsehen läuft nichts, und nun weiß ich nicht, was ich machen soll.«
    Ich sagte: »Wir könnten ein paar Frösche fangen und die Krönleinnatter aus dem Rhabarber locken. In unserem Garten wohnt nämlich eine Schlange, die eine Krone trägt.«
    Sabrina sagte: »Wir haben zwei siamesische Kater, die kastriert sind, damit sie nicht jeder dreckigen Katze nachlaufen. Sie heißen Trolli und Molli und sind bestimmt teurer als eine Natter.«
    Ich lachte frech.
    Sabrina quietschte: »Du hast ja nicht mal alle Zähne. Aber ich habe schon eine Dauerwelle.«
    »Und eine Meise hast du auch«, schrie ich und tippte mir ein paarmal an die Stirn.
    Sabrina heulte auf wie eine Sirene bei Feueralarm. Ich mußte sie beruhigen.
    »Ist ja gut«, sagte ich. »Ihr habt mehr Geld als wir. Bei euch ist alles teurer als bei uns, aber wir haben etwas, was ihr bestimmt nicht habt.«
    Sie hörte sofort auf zu plärren. »Was ist es?«
    »Meine Oma meint, es sei ein Wunder der Natur.«
    »Zeig es mir.« Nun wußte sie endlich, was sie machen sollte.
    Ich führte sie zur Treppe vor dem Stall. Dort hatte sich auf einem Eisenträger, den keine Katze ersteigen konnte, ein Rotschwänzchenpaar sein Nest erbaut. Wir hörten es piepsen, und als wir uns auf die Zehenspitzen stellten, sahen wir die weit aufgerissenen Gierschlünde der jungen Vögel, die nach Futter japsten. Die Eltern schwirrten um die Treppe herum und trugen fünf Schnaken auf einmal in ihren Schnäbeln.
    Als wir beide noch staunten, beugte sich meine Großmutter aus dem Küchenfenster und rief: »Katja Henkelpott, trag mir bitte die Kartoffelschalen zum Komposthaufen.«
    Ich gehorchte aufs Wort.
    Als ich zurückkam, war das Vogelnest verschwunden. Sabrina auch. Ich erblickte gerade noch einen Zipfel des rot karierten Dirndlkleides und rannte hinterher. Sabrina war schon in der Nähe des Wohnmobils, als sie spitzbekam, daß ich sie verfolgte. Sie rief: »Du kriegst sie nicht!« Sie stolperte und kippte die kleinen Vögel aus dem Nest.
    Trolli und Molli waren so fett wie Möpse, aber satt waren sie nicht und verschlangen die junge Brut.
    Mir spritzten vor Wut die Tränen aus den Augen. Ich schrie: »Du hast die Vögel totgemacht. Das zahl ich dir heim!«
    Frau Teichmüller trat vor die Tür. Sabrina blökte: »Katja will mich hauen.«

    Ich wollte mir die Tränen abwischen, und weil ich schmutzige Hände hatte, verschmierte ich mir vor Kummer das Gesicht.
    Frau Teichmüller sagte: »Igitt, was bist du für ein garstiges Kind.«

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