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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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und ich ärgerte mich, weil sie mich nicht mitgenommen hatten. Ich saß auf dem Tritt vor der Hintertür in der Sonne und leistete meiner Großmutter Habenicht Gesellschaft. Sie strickte aus Wollresten einen Pullover für mich. Ich hatte die Farben aussuchen dürfen und mir Streifen in Gelb und Braun gewünscht, weil ich gerne mal als Biene Maja herumlaufen wollte.
    Da sah ich den Frosch mit einem Riesensatz aus dem Salatbeet springen. Eine Schlange verfolgte ihn. Sie schnellte voran, und schon hatte sie ihn bei den Hinterbeinen gepackt. Er zappelte und schrie, so laut er konnte. Sie hat ihn trotzdem in einem Stück hinuntergewürgt. Ich griff nach einem Holzscheit und wollte auf die Schlange los. Meine Oma hielt mich am Arm zurück.
    »Vorsicht, Katja Henkelpott.«
    Ich schrie: »Sie ist widerlich!«
    »Sie kann ihre Beute nicht anders fangen«, sagte meine Großmutter. »Die Natur hat ihr weder Hände noch Füße mitgegeben. Sie ist gezwungen, auf der Erde herumzukriechen, und du mußt lernen, die Kreatur so zu akzeptieren, wie sie nun einmal geschaffen ist.«
    Die Schlange hatte sich inzwischen wie eine riesige Lakritzenspirale zusammengerollt und lag zwei Schritte von uns entfernt auf den Feldsteinen, mit denen unser Hof gepflastert ist, um ihre Mahlzeit zu verdauen.

    »Es ist eine ungefährliche Ringelnatter«, sagte meine Großmutter. »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dich mit ihr bekannt zu machen. Letzten Herbst war mir eines Abends fröstlich. Ich ging mit dem Korb zum Schuppen hinüber und wollte ein paar Scheite holen, um mir ein Feuerchen zu machen. Da fand ich die Schlange im Holz, halb erstarrt, denke dir. Ich habe Stroh vor den Stapel gepackt, damit sich die Natter nicht verkühlen sollte beim langen Winterschlaf. Seitdem ist sie ans Haus gewöhnt und bringt mir Glück, glaube ich.«
    Dann erzählte sie die Geschichte von der Krönleinnatter und schwor darauf, sie hätte sich genauso zugetragen, vor langer Zeit, in Pälitzhof.
    Damals lebte die Schlangenkönigin im Mauerspalt eines Bauerngehöftes, das ist das stolzeste im Land gewesen. Der Bauer war reich, und sein Kind war das pausbäckigste von allen Kindern in Pälitzhof. Jeden Sommernachmittag stellte ihm die Mutter einen Napf mit warmer Milch und eingebrockter Semmel auf den Tritt. Sobald das Kind löffelte, kam die Krönleinnatter aus dem Schlupfwinkel gekrochen. Sie nahm sich ihr Teil aus der Schüssel, und das Kind kreischte vor Vergnügen, weil ihm die Natter ihr goldenes Krönlein zuwarf, damit es spielen konnte. Eines Tages kam der Bauer dazu. Er gönnte dem Tier die Milch nicht oder fürchtete, es wolle seinem Kinde Böses tun. Er griff nach einem Holzscheit, holte aus und erschlug die Natter. Von diesem Tag an kränkelte das Kind. Des Nachts rief der Totenvogel, und ehe es Herbst wurde, lag es bleich auf der Bahre. Der Hof verkam, und das Haus verfiel. Niemand weiß mehr, wo es gestanden hat, das Gehöft, in dem die Schlangenkönigin hauste.
    Ich wollte wissen, wo das goldene Krönlein geblieben war. Meine Großmutter sagte: »Ich glaube, das Natternvolk hat nach ihm gesucht. Es mußte ja die nächste Königin krönen.«
    Die Ringelnatter lag immer noch auf dem Feldstein und sonnte sich. Jetzt war ich froh, daß Moritz und Zottel ausgegangen waren. Womöglich hätten sie die Schlange in ihrer Ruhe gestört. Ich getraute mich einen Schritt näher an sie heran. Da erkannte ich zwei Halbmonde an ihrem Kopf, sie schimmerten wie Gold. Sie hat auch eine Krone, dachte ich, und wenn es mir auch gegen den Strich geht, wie sie sich ernährt, ich will versuchen, ihre Freundin zu sein.

Sabrina im Wohnmobil

    Dann kamen die reichen Leute aus Sachsen. Sie hießen Teichmüller. Die Frau war lang und dünn, hatte ein Schafsgesicht mit langen Wimpern und einen Pferdeschwanz, der ihr bis ins Kreuz fiel. Der Mann war kleiner. Er streckte angeberisch seinen Hintern heraus und trug bei jedem Wetter eine Sonnenbrille. Am schönsten war das Kind, ich glaube, fünf Jahre alt, angezogen wie nach dem Versandhauskatalog mit vielen Rüschen und Bändern. Es sah wie eine Puppe aus, die mit den Augenlidern klappern kann. Das Kind hieß Sabrina.
    Teichmüllers kamen mit einem Wohnmobil, so groß wie ein Omnibus. Das stellten sie auf unserer Bleiche ab, und ein paar Zelte stellten sie dazu. Bald sah es bei uns aus, als hätte sich ein Zirkus breitgemacht. Herr Teichmüller lief mit einem Holzfällerhemd herum, und seine Frau hatte einen Strohhut auf dem Kopf,

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