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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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war eine Sensation und hat sogar im Nordkurier gestanden: »Dramatische Rettungsaktion in Pälitzhof. Verstiegene Kater geborgen.«
    Meine Großmutter seufzte, als sie es las. »Wir werden Ärger kriegen, Katja Henkelpott.«

Ein Brett vorm Kopf

    Wegen des Überfalls von Moritz und Zottel ließ Herr Teichmüller einen übermannshohen Bretterzaun aufbauen, um sein Grundstück abzugrenzen. Ich habe so etwas schon einmal neben der Stadtautobahn gesehen. Dort errichtet man solche Bauwerke gegen den Krach, den tausend Autos machen. Herr Teichmüller richtete sein Bollwerk gegen eine Oma, ein Kind, das noch nicht zur Schule geht, gegen einen Kater und einen Hund, die sich manchmal einen Spaß erlaubten.
    Herr Teichmüller verstand keinen Spaß. Er ließ Lastwagen heranfahren, die Balken und Bretter geladen hatten, stand wieder einmal da wie das angeberische Denkmal mit dem vorgeschobenen Fuß und wies die Arbeiter nach da und dort.
    Meine Großmutter protestierte: »Das war nicht ausgemacht, Herr Teichmüller.«
    Er hat ihr nicht mal das Gesicht mit Sonnenbrille zugekehrt, sondern nur den Hintern herausgestreckt und gesagt: »Mit wem reden Sie, gute Frau? Hier ist niemand, der Ihnen zuhört.«
    Und dann hat er weiter herumkommandiert: »Die Planken nach da und die Pfähle nach dort.«
    Am Abend war unsere kleine Welt vernagelt. Meine Oma saß traurig am Tisch. Sie sagte: »Einmal wollte ich ein Schnäppchen machen, wenigstens soviel Geld haben, daß es für eine Wasserspülung und eine bessere Heizung reicht. Was hab ich davon? Ein Brett vor dem Kopf.«
    Sie ballte die Faust. Sie war ärgerlich.
    »Du mußt die Leute zurückärgern«, sagte ich.
    Ich nahm mir vor, jeden Tag den Mund aufzureißen, meine furchtbaren Zahnlücken vorzuzeigen und Teichmüllers mit meinem Lächeln einzuschüchtern. Wie lange ich das noch konnte, wußte ich nicht genau. Leider wuchsen meine Zähne langsam nach. Bald würde es vorbei sein mit den Zauberkräften.
    Der Blick aus unserem Küchenfenster war einmal so schön gewesen, daß er beinahe für die Mecklenburgisch-Neustrelitzer Landeszeitung abfotografiert worden wäre. Jetzt kann ich ihn mit wenigen Sätzen beschreiben: Wir haben keinen Durchblick mehr. Hinter dem Hof steht der Bretterzaun, darüber fängt der Himmel an, er ist klein geworden.
    »Einen Vorteil hat es«, sagte meine Großmutter. »Wir haben ihren Zirkus nicht mehr vor den Augen.«
    Die ersten, die sich einen Überblick verschafften, waren zwei dicke schwarzweiße Elstern. Sie landeten auf der Oberkante des Bretterzaunes, hoben den Schwanz in die Höhe und blickten in die Tiefe. Dabei gaben sie keckrige Laute von sich. Ich glaube, Elstern lachen so. Vielleicht hatten sie Frau Teichmüller im Bikini auf der Hollywoodschaukel herumliegen sehen. Und wahrscheinlich haben sie andere Vögel gerufen. Bald flog der Eichelhäher herbei. Er ist sehr klatschhaft und muß weitergetratscht haben, was bei Teichmüllers zu sehen ist, denn nun kamen die Schwalben herbeigesegelt. Sie saßen im Dutzend auf dem Zaun, und es hörte sich an, als ob sie kicherten.
    Bald lernte es Moritz, über den schmalen Grat des hohen Zaunes zu balancieren. Er machte seine Runden hoch oben so selbstverständlich, wie es früher die Wächter getan hatten, wenn sie auf der Stadtmauer Wache schoben, um die Bürger vor Gefahr zu warnen. Aber nun war es ja leider nicht unsere Mauer, auf der er die Runden drehte, sondern die von Herrn Teichmüller.
    Ich nehme an, daß Moritz als erster bemerkt hatte, wie gefährlich dieser Mann geworden war. Er trug nicht nur ein Holzfällerhemd und Edelholzpantinen wegen des Landaufenthaltes, sondern schob sich neuerdings eine Pistole in den Hosenbund. Gar nicht lange, da hat er das erste Mal auf Moritz geschossen, aber zum Glück nicht getroffen. Vielleicht ist der Schuß nach hinten losgegangen. Seine Fettkater flüchteten nämlich auf einen Obstbaum, der längst nicht so mächtig wie die Akazie war. Diesmal mußten sie heruntergeschüttelt werden wie zwei reife Pflaumen.
    Da hat es sich meine Oma Habenicht nicht verkneifen können und hinter dem Zaun laut gelacht. Seitdem grüßen Teichmüllers nicht mehr, obwohl meine Oma siebzig ist und jeder weiß, daß man das Alter ehren muß.

Die Prinzessin mit dem Gipsbein

    Vorn an der Straßenseite hatten Teichmüllers den alten Jägerzaun stehen lassen. Man konnte ihn überblicken. Manchmal stand Sabrina hinter dem Zaun und machte ein trauriges Gesicht. Wahrscheinlich verstand sie gar

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