Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
warf Hansi jetzt ein. »Ich habe eine viel bessere Idee .«
17
Rita Schmitt nahm den Telefonhörer vom Ohr, hielt mit der Handfläche die Muschel zu und blickte zu Halverstett hinüber, der am Schreibtisch saß und im Zwei-Finger-Such-System den Bericht über den Mordversuch an Kai Rutkowski in den Computer hämmerte.
»Hans Meister ist verschwunden .«
»Hä?« Halverstett blickte verwirrt auf. »Was heißt verschwunden ?«
»Verschwunden eben. Nicht zu Hause, nicht in der Redaktion aufgetaucht, keiner weiß, wo er steckt. Fahndung?«
»Ja, natürlich. Oder soll der etwa ungehindert weitermorden ?«
Rita Schmitt verzog das Gesicht. Seit Halverstett mit Katrin Sandmann gesprochen hatte, war er übelster Laune. Und sie wusste auch warum. Er gab sich jovial, scherzte über weibliche Intuition und Anfängerglück, aber die Tatsache, dass diese junge Fotografin schon zum zweiten Mal einen Fall für ihn gelöst hatte – und so sah es zumindest im Augenblick aus – kratzte doch ein wenig an seinem Selbstbewusstsein. Eigentlich war er, Halverstett , der ungekrönte König der Düsseldorfer Polizei, der Beamte mit der höchsten Aufklärungsquote, eigenbrötlerisch und genial. Und dann tauchte plötzlich diese Frau Sandmann auf und stahl ihm die Show. Rita Schmitt beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen.
»Also, wenn Frau Sandmann Recht hat, dann gibt’s keine Morde mehr. Offensichtlich geht es doch um die Kinder auf diesem alten Foto, das sie uns gegeben hat. Er hat sie alle durch, bis auf Kai Rutkowski , natürlich, den hat er nicht richtig erwischt. Aber der steht ja jetzt unter Polizeischutz .«
»Wollen Sie die Verantwortung dafür übernehmen, dass Frau Sandmann Recht behält ?« , schnauzte Halverstett .
Dann fasste er sich.
»Dieser Mann hat drei Morde begangen und einen vierten versucht. Egal, was der weiter vorhat oder nicht, ich habe erst Ruhe, wenn er hinter Schloss und Riegel ist .«
Halverstett fixierte seine Kollegin.
»Und glaub ja nicht, dass ich deine Spielchen nicht durchschaue, Rita .« Er grinste schwach. »Du willst mich provozieren. Glaubst du etwa, ich merk das nicht ?«
Rita Schmitt lächelte. So war ihr der Chef viel lieber. Sie nahm die Hand von der Muschel und sprach wieder ins Telefon. »Großfahndung. Das volle Programm, und zwar so schnell wie möglich.«
Katrin setzte die schweren Tüten vor der Wohnungstür ab und fingerte den Schlüssel aus der Hosentasche. Es war elf Uhr vormittags. Der Samstag hatte wolkenverhangen begonnen, doch der Regen wollte immer noch nicht einsetzen. Trotzdem war es merklich kühler als an den Tagen zuvor.
Roberta saß in der Küche und studierte die Tageszeitung.
»Die haben dich glatt unterschlagen in diesem Artikel. Hier wird in allen Einzelheiten über den Mordversuch an Kai Rutkowski berichtet, und dann heißt es nur: Eine Passantin bemerkte die Motorengeräusche, die aus der Werkstatt drangen, und konnte den 39-Jährigen rechtzeitig aus der tödlichen Falle befreien .«
»Das hat Halverstett absichtlich so an die Presse weitergegeben. Schließlich haben sie Hansi Meister noch nicht erwischt, soviel ich weiß. Er wollte mich nicht unnötig in Gefahr bringen. Auch von dem Zusammenhang mit den anderen Morden sollte noch nichts in der Zeitung stehen, damit er nicht gewarnt ist. Ich darf auch eigentlich mit niemandem darüber reden. Streng genommen, nicht einmal mit dir .«
»Aber Hansi scheint ja wohl doch gemerkt zu haben, dass sie ihm auf der Spur sind, sonst wäre er nicht untergetaucht«, warf Roberta ein.
Sie nahm Katrin eine der Tüten ab und half ihr dabei, die Lebensmittel im Kühlschrank zu verstauen.
»Ich habe eben aus dem Fenster geguckt und einen Streifenwagen gesehen«, fuhr sie fort, während sie ein Apfelsaftpaket aus der Tüte zog. »Das war schon der Zweite heute. Glauben die denn echt, dass du in Gefahr bist ?«
Katrin warf einen neugierigen Blick aus dem Fenster. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht«, meinte sie vage, »Eigentlich dürfte er gar nichts von mir wissen. Allerdings kennt er mich. Er hat mich einmal kurz in der Redaktion gesehen. Und wenn er gestern noch in der Nähe war, als ich ankam, dann kann er leicht zwei und zwei zusammengezählt haben; und dann weiß er auch, wo er mich findet .«
»Dass du aber auch immer so einen Blödsinn machen musst .«
Roberta schloss die Kühlschranktür.
»Ach, da ist noch etwas. Da war ein Anruf für dich. Ein Verlag. Ich hab den Namen
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