Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
Vom Netzwerk:
Treffen in Traunstein einschieben, weil wir quasi auf dem Weg nach – was weiß ich: Hongkong? – sind und nicht wissen, wann die Geschäfte uns wieder nach Deutschland führen werden. Das Ganze muss sich etwas dringlich, eine Spur arrogant, ziemlich wichtig und, vor allem, nach ordentlich viel Knete anhören.«
    »Weiß schon Bescheid«, sagte Sonia, setzte sich auf die Schreibtischkante und griff zum Telefonhörer. Wie ich sie da so sitzen sah, zweifelte ich keine Sekunde mehr daran, dass wir beide heute noch einen bevorzugten Termin bei der »MediConsult« bekommen würden.
    Ich streckte ihr die geballte rechte Faust mit emporgehobenem Daumen als Zeichen meines grenzenlosen Zutrauens entgegen und machte mich mit meinen neuen Business-Klamotten auf den Weg ins Bad, um mich umzuziehen. Eigentlich verschwand ich in Sonias Anwesenheit reichlich oft im Bad, um mich umzuziehen, dachte ich noch, war dann aber zu beschäftigt, den psychologischen Aspekten dieses Sachverhalts weiter auf den Grund zu gehen.
    Der abschließende Blick in den Spiegel bestätigte es: »Udo-Schpatzerl« hatte einen ausgezeichneten Geschmack, keine Frage! Und Sonia einen erschreckend präzisen Blick für meine Körpermaße. Ich spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, mir noch etwas Gel ins Haar zu schmieren. Ließ es dann aber doch sein. Schon deshalb, weil ich im Moment gar keins da hatte. Das heißt, ich hatte eigentlich noch nie welches besessen. War aber eigentlich jetzt auch total egal.
    Völlig verändert, ins Edle mutiert, so schön wie nie trat ich schließlich mit spiegelnden Budapestern vor Sonia hin, und ich bildete mir ein, ein kurzes, anerkennendes Flackern in ihren Augen zu bemerken.
    »Keine Krawatte?«, fragte sie.
    »Nee, nur das Edelhemd und offener Kragenknopf. Ist lässiger, glaube ich.«
    »Stimmt!«, sagte sie.
    Ich steckte Papiere, Geldbörse und meine kleine Digitalkamera in die diversen Taschen meines Edel-Sakkos.
    »Mit dem Termin alles klar?«
    »Natürlich!«
    »Wunderbar! Dann machen wir uns mal auf die neuen Seidensocken, würde ich vorschlagen. Traunstein und die ›MediConsult‹ warten auf uns.«

    Hinter Grünwald kam die Sonne heraus und strahlte uns an. Ich hielt am Straßenrand und zwinkerte Sonia zu. Sie zwinkerte zurück. Wahrscheinlich fand ich deshalb, dermaßen ermutigt, auf Anhieb den richtigen Schalter für das Klappverdeck. Dann ging es unter freiem Himmel weiter. Sonias lange, dunkelblonde Haare fächelten glänzend im Wind. Und ihre Beine erst, ihre Beine! Ich hatte da so eine Theorie über Frauenbeine aus meinem reichen Fundus an theoretischen Betrachtungen über die wichtigen Dinge des Lebens: Auf den Oberschenkeln einer Frau gibt es so etwas wie eine unsichtbare Demarkationslinie, die zentimetergenau aufregende Anregung von ungebührlicher Erregung abgrenzt. Sonias Rocksaum hielt sich exakt auf dieser Linie, und zwar mit der geradlinigen Präzision eines feucht gekämmten Mittelscheitels. Ein bisschen länger, und es wäre schade gewesen. Ein bisschen kürzer, und es wäre nicht mehr ganz anständig gewesen. Auf jeden Fall war es aber ein ausgesprochenes Vergnügen, ihre seidig schimmernden Beine zu betrachten, die sich auf dem schwarzen Leder des Beifahrersitzes in Szene setzten.
    Auf den ersten Blick sahen wir beide aus wie zwei gut geölte Banker auf dem Weg zur nächsten Provision. Auf den zweiten dann erheblich sympathischer. Aber es war der erste Blick, auf den es heute ankommen würde, und der zweite war sowieso nur für uns.
    Wir genossen es, gemeinsam, die milde Brise des sonnigen Tages in den Gesichtern, durch die frisch gewaschene Landschaft zu fahren. Und das Verrückteste: Die ganze Zeit lang sprachen wir kein einziges Wort miteinander und fühlten uns sehr wohl dabei. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, bis nach Apulien durchzufahren. Wer weiß, vielleicht würden wir dort noch rechtzeitig die Fähre nach nirgendwo erreichen!
    In Amerang bekamen wir Hunger. Wir hielten an einem Restaurant, in dem es dermaßen urig zuging, dass einem angst und bange werden konnte. Sonia bestellte etwas Vegetarisches. Mit Salat. War schon klar, denn Frauen bestellen sich mittags immer etwas Vegetarisches mit Salat. Ich bestellte mir ein »Kalbsfilet mit dreierlei Sorten Nudeln an einer Variation aus Gemüsen der Saison«. Es schmeckte sehr gut, und deshalb reklamierte ich auch nicht, dass Fleisch und Gemüse der Saison nicht aneinander, sondern aufeinander gelegen hatten.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher