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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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zahlte die Rechnung oder besser: Ich beglich sie. Mit Kreditkarte. Ich zahle überhaupt sehr gerne mit Kreditkarte, weil das irgendwie die lässigste und unblutigste Art ist, Geld auszugeben, das man eigentlich nicht hat.
    Dann ging es weiter Richtung Traunstein, durch eine Landschaft, die immer heimeliger wurde, mit Bergen, die uns langsam entgegenkamen wie müde Wanderer. Ich fragte mich, ob sie wirklich so gewaltig waren oder ob sie heute nur ein bisschen angeben wollten.
    »Und wie gehen wir nachher vor?«, fragte Sonia reichlich unvermittelt.
    »Wie wie?«, fragte ich zurück. Nach einem guten Mittagessen war ich nämlich meistens sprühend geistesgegenwärtig, dass es nur so funkte.
    »In Traunstein, bei der ›MediConsult‹, meine ich.«
    »Ach so, bei der ›MediConsult‹, ja, ja, schon klar. Ich würde folgende Arbeitsteilung vorschlagen: Ich gebe den Wohlhabenden, vielleicht auch einen Hauch Weltfremden. Auf jeden Fall wohlhabend genug, um über Geld nicht weiter nachdenken zu müssen, aber nicht weltfremd genug, um es nicht gut anlegen zu wollen. Und Sie sind die hübsche Sekretärin, die so adrett Termine macht. Und bei der man nicht so genau weiß, ob sie ungeheuer intelligent oder ungeheuer doof ist. Den Rest müssen wir dann halt improvisieren. Wichtig ist nur, dass wir irgendwie an Infos über die Geschäftsverbindung zu Lappé herankommen.«
    »Alles klar. Wird bestimmt interessant. Freu’ mich schon!«
    »Fein. Und ich erst!«
    Wir näherten uns Traunstein durch eines jener ausgedehnten Gewerbegebiete, in denen jede Menge Autos angeboten, Hobby-Heimwerker glücklich gemacht und ortsansässige Kaufleute in die Pleite getrieben werden. Und in denen die Vorfreude auf bewohntes Gebiet ins Unermessliche steigt.
    Auf dem Marktplatz von Traunstein fand ich sofort einen freien Parkplatz, direkt vor dem blassrosa Gebäude, in dessen zweitem Stock die ›MediConsult‹ residierte.
    »Wie hieß der Geschäftsführer noch gleich?«, fragte ich Sonia.
    Sie überlegte nicht eine Sekunde.
    »Neumayer, Franz-Josef Neumayer. Nennt sich aber Franjo. Ist ja auch irgendwie cooler, was?«
    »Alles klar. Also: Söckchen hochziehen, Röckchen glatt streichen und auf geht’s!«

33
    Wie immer Sonia unseren Besuch in Traunstein auch eingeflogen hatte, sie hatte ganze Arbeit geleistet: Wir wurden empfangen wie eine Delegation saudischer Ölscheichs.
    Franjo Neumayer begrüßte uns mit routiniertem Lächeln, dazu mich mit einem festen Händedruck und Sonia mit einem über die Reling seiner etwas zu wulstigen Unterlippe gehauchten Handkuss. Seine Haare waren schwarz gefärbt, da war ich mir bombensicher, und seine Augen weigerten sich mitzulachen. Weder routiniert noch unroutiniert, weder während der Begrüßung noch danach. Ansonsten sah er im Prinzip eigentlich aus wie wir auch: edles italienisches Tuch, feinste Schühchen für den schlanken Fuß, Krawatte in Schweinchenrosa, gekonnt lässig geknotet. Dresscode der Erfolgreichen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass man für solche Lässigkeit ungefähr drei Anläufe und vierzehn Minuten brauchte. Deshalb trug ich ja auch keine Krawatte.
    In Neumayers Büro war alles grau, schwarz und silbern, aus Edelstahl, Glas und Holz.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Eine kleine Erfrischung oder einen Kaffee, vielleicht?« fragte er, noch bevor wir uns gesetzt hatten. Seine Stimme klang in Frauenohren vielleicht »weich und einfühlsam«. Ich fand sie schleimig .
    »Nein, danke. Wir haben schon unterwegs eine Kleinigkeit gegessen und etwas getrunken«, sagte Sonia. Sie hatte die perfekt-verbindliche Sekretärinnen-Tour auf Anhieb drauf. Und himmelte ihn an, dass sein Herzchen hüpfte. Nahm ich zumindest an. Ich schwieg hingegen bedeutungsvoll, wie es uns Wohlhabenden so zukommt.
    Wir setzten uns und Sonias Business-Outfit entfaltete seine subversive Wirkung. Franjo Neumayer konnte seinen Blick nicht von ihren Beinen lassen.
    »Nun, was kann die ›MediConsult‹ für Sie tun?« fragte er. Entgegen jeglichem Anschein vermutete ich, dass diese Frage nicht an Sonias Beine gerichtet war.
    »Wie mein Sekretariat Ihnen ja schon mitgeteilt hat, suchen wir eine lukrative Anlagemöglichkeit und sind in diesem Zusammenhang auf das Privatsanatorium Lappé beziehungsweise auf Ihr Unternehmen, die ›MediConsult‹, aufmerksam gemacht worden.«
    »Ein guter Ratschlag, wenn ich das bemerken darf. Wir sind in der Tat ein dynamisches, aufstrebendes Unternehmen mit enormem

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