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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Personal und außerdem stehen wir bezüglich der neuen Leitung bereits in Verhandlungen mit mehreren namhaften Spezialisten. Was die Perspektiven betrifft, kann ich Ihnen schon jetzt Folgendes versprechen: Unsere, und Ihre, Investition wird sich dank unseres neuen Geschäftsmodells innerhalb kürzester Frist amortisieren. Ansonsten kann ich Ihnen, wie bereits gesagt, über die weiteren Details momentan leider keine Auskunft geben. Sie verstehen?«
    Er ließ das Dokument wieder in der Schreibtischschublade verschwinden.
    »Selbstverständlich!«, sagte ich und nickte verständnisvoll. Dabei war es natürlich genau dieses »streng Vertrauliche«, das mich interessierte: Um wie viel Geld ging es? Wann genau würde Jüjü es bekommen? Und wie: per Überweisung, per Scheck, in bar oder in Briefmarken? Und in welcher der steueroptimierten Oasen würden die vielen glänzenden Taler, diese Heerschar scheuer und verletzlicher Rehlein, Zuflucht und neue Heimat finden? Durfte man sich ja wohl mal fragen als potenter Investor!
    Sonia hatte sofort begriffen, dass ich mir Franjos signalroten Schnellhefter gerne mal etwas genauer angeschaut hätte. Ich wusste, dass sie das wusste, dazu kannten wir uns mittlerweile schon zu gut. Und das war auch der Grund dafür, dass ich nicht sonderlich verblüfft, sondern einfach nur absolut fasziniert war von der schauspielerischen Glanzleistung, die sie jetzt aufs Parkett legte. Ihre Rolle: das Dummchen, das aus nichts weiter bestand als aus einem spärlich, wenn auch designermäßig eingerichteten Köpfchen und zwei ganz und gar nicht spärlichen, äußerst adrett übereinandergeschlagenen Beinen. Und die begann sie jetzt neu zu sortieren, weil wohl auch das untere Beinchen mal oben liegen wollte. Dabei rutschte zunächst mal der Rock ein gutes Stück höher und die Reibung von schimmerndem Nylon erzeugte jene knisternde Frequenz, wie sie nur erotisierte Männer und fliegende Fische in Seenot wahrnehmen können. Dann stellte sie ihre Beine zuerst nebeneinander, und zwar ein rasiermesserscharfes Stück zu weit – uuppps! –, machte dann eine Pause, die gefühlte zweihundert Jahre zu kurz andauerte, und schlug sie anschließend wieder übereinander. Andersherum als vorher, um genau zu sein. Aber das war in diesem Moment so egal wie nur was.
    Ganz und gar nicht egal war die Wirkung dieser erotischen Choreografie auf Franjo Neumayer. Er hatte etwas gesehen, was er nicht hätte sehen dürfen, dachte er. Er hatte genau so lange so viel gesehen, wie er sehen sollte, um zu glauben, dass er etwas gesehen hätte, was er nicht hätte sehen dürfen, wusste ich.
    Ich hörte förmlich, wie sich in seinem Kopf der kleine Kanister mit den Vorsichts-Hormonen leerte, dafür der andere, weitaus größere, auf dem in roten Druckbuchstaben »Testosteron« stand, sich bis über den Rand füllte – schwapp, schwapp. Franjo war soeben von der Verheißung auf eine Verheißung geküsst worden, eiskalt und siedend heiß, feucht-warm züngelnd an blankliegenden Nervenenden.
    »Ich, ähm, würde gerne mal ... könnten Sie vielleicht so nett sein ...«, stammelte Sonia in die schwangere Stille, und zwar in einem so dämlich piepsend-unbeholfenen Tonfall, dass ich mir das Lachen verkneifen musste. War aber eigentlich egal, denn mich beachtete momentan sowieso keiner.
    Sie hätte Neumayer in diesem Augenblick um alles bitten können, außer um seine Autoschlüssel wahrscheinlich. Aber auch das war nicht sicher. Er sprang jedenfalls aus dem Stuhl wie eine entfesselte Spiralfeder.
    »Aber selbstverständlich, meine Gnädigste! Warten Sie, ich zeige Ihnen den Weg.«
    Meine Gnädigste, auweia! Das Affenmännchen war also auch noch höflich, bevor es das Weibchen den Baum hochscheuchte.
    Sonia erhob sich, um sich auf den weiten und gefährlichen Weg zu machen. Geheimnisvoll lächelnd und unter gekonntem Einsatz ihrer statischen Gegengewichte. Franjo dagegen grinste einfach nur anzüglich. Dann verließen beide den Raum.
    Kaum hatte Franjo die Tür hinter sich geschlossen, machte ich mich an die Arbeit. Digitalkamera aus der Jackentasche geholt, rüber auf die andere Seite des Schreibtischs, Schublade auf, Vertrag gegriffen und dann im Schnelldurchgang durchgeackert.
    Die ersten Seiten waren nicht sonderlich interessant: »Präambel, Blablabla, Blubblub, Pipapo«. Dann wurde es schon besser: Lauter Paragrafen mit lauter Zahlen, Daten und Fakten. Das war schön, ich liebe nämlich Zahlen, Daten und Fakten!
    Ich überflog jede

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