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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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oberen Ecke des Fotos winkten sie mir zu wie alte Bekannte. Wusste ich‘s doch! So weit, so gut. Aber was war mit den anderen Zahlen auf dem Umschlag?
    Ich schob die leere Kaffeetasse beiseite, griff in den Humidor, zündete mir genüsslich eine Zigarre an und – um die Liste der Laster zu vervollständigen – schenkte mir einen Cognac ein. Dann wartete ich darauf, dass mit dem Alkohol die Inspiration in mich fließen möge. Eines war klar: Schon vor dem Mittag an der Flasche zu hängen, das konnte sich nur ein Junggeselle leisten, der alleine in seinem Büro herumhing. Zu Hause, im Beisein der Ehefrau, die sich um alles sorgte, was dem lieben Arno schaden könnte, wäre das undenkbar. Jedenfalls nicht ohne gehörigen Zoff. Und genau dieser Gedanke, nämlich an Zoff, brachte mich auf die Idee, mir den Ehevertrag aus Jüjüs Tresor noch mal genauer anzuschauen und sämtliche Zahlen sämtlicher Dokumente miteinander abzugleichen. Irgendwie musste dieses Puzzle doch zu lösen sein!
    Die entscheidenden Fragen waren: Was gab es für einen Grund, verschiedene Szenarien zu berechnen? Und worauf bezogen sich diese Szenarien?
    Fest stand zumindest eines: Hans-Jürgen Lappé wollte oder musste sein Sanatorium in Starnberg an die »MediConsult« verkaufen. Und dafür würde er insgesamt 5,2 Millionen Euro bekommen. Nicht schlecht. Allerdings nur dann, wenn, ja wenn er dieses viele schöne Geld auch wirklich für sich behalten konnte. Und da wurde die Sache interessant, denn: Wenn ich die diversen Posten aus dem neuen Ehevertrag zusammen addierte, dann schmolz die verbleibende Summe doch um ein Beträchtliches zusammen: 60.000 EUR per anno für Maria bis zum Abschluss von Vanessas Ausbildung in elitären Internaten und Universitäten. Das würde, über den Daumen gepeilt, ungefähr 14 oder 15 Jahre dauern. Machte summa summarum: 900.000 EUR. Dazu kam der Ausbildungsfond, der ja auch erst mal aufgefüllt sein wollte: 450.000 EUR. Plus die Summe der Negativposten, die sich auf 750.000 EUR addierten. Blieb also, wenn Jüjü nicht noch anderweitige Schulden oder Verpflichtungen hatte, die nette Summe von 3,1 Millionen EUR übrig, vor Steuern natürlich. Falls der Schlingel welche zahlen würde. Aber wie auch immer: Mit gut drei Milliönchen konnte man schon etwas anfangen, oder? Das allerdings galt nur, solange der alte Ehevertrag mit Gütertrennung noch gültig war. Mit dem neuen, von Maria angestrebten und von Jüjü noch nicht unterzeichneten, sah die Sache allerdings ganz anders aus: Hier schmolz Jüjüs Anteil auf die klägliche Summe von 500.000 Euro, und das würde ihn doch wohl zu erheblich mehr Bescheidenheit zwingen. Seine Unterschrift unter den neuen Ehevertrag war also satte zweieinhalb Millionen Euro wert! Kein Wunder, dass statt dieser Unterschrift auf dem Dokument nur weißes, unschuldiges, unbeschriebenes Papier zu sehen war! Aus seiner Sicht stellte sich deshalb die interessante Frage, wie diese Unterschrift zu vermeiden wäre. Mir kam der nicht weniger interessante Gedanke, dass Lappés Enttäuschung über meine Ermittlungen vielleicht, oder sogar ziemlich wahrscheinlich, mit genau dieser Frage zu tun hatte, denn: Angenommen, es hätte sich tatsächlich etwas Belastendes über seine Frau ermitteln lassen, dann wären diese Erkenntnisse ein willkommener Vorwand gewesen, um seine Unterschrift verweigern zu können. Und gleich darauf kam mir ein weiterer Gedanke, der fast noch interessanter war: Hatte andererseits vielleicht Maria etwas in der Hand, mit dem sie Jüjüs Unterschrift unter den Ehevertrag erzwingen konnte? Und hatte dieses Druckmittel vielleicht mit diesem Passus im Kaufvertrag, beziehungsweise mit dieser handschriftlichen Notiz von Franjo Neumayer zu tun?
    Heilige Quadratwurzel – meine Fantasie sauste schwindelerregend durch die Windungen des Gehirns wie ein Rennrodel auf gut gewachster Kufe! So langsam begriff ich, worum es eigentlich ging und, witzigerweise, glichen meine Rechnereien im Großen und Ganzen den diversen finanziellen Szenarien, die der Herr Doktor auf dem leeren Umschlag auch schon notiert hatte. Ich bedauerte es fast, dass ich wohl nie erfahren würde, ob meine Gedanken und genialen Schlussfolgerungen tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Andererseits: Der Fall war abgeschlossen, meine Neugier erst mal gestillt und es wäre vielleicht angebracht, sich nicht weiter in theoretische Betrachtungen zu ergehen, sondern endlich den noch ausstehenden Abschlussbericht für Jüjü zu

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