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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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verfassen.
    Ich öffnete das Textverarbeitungsprogramm und schrieb nun also meinen ersten Schlussbericht meines ersten Falls an meinen ersten Kunden. Eine Kopie davon würde ich mir einrahmen und an die Wand meines Heims hängen. Für später. Es machte sich nämlich immer gut, wenn man eines fernen Tages, die gut geratenen Enkel auf den Knien, auf eine Wand deuten und sagen konnte: »Hat Opi gemacht!«
    Der Bericht wurde nicht allzu lang. Oder, um es vielleicht treffender auszudrücken: knackig und informativ. Maria Lappés Kindheit in Prutting kam darin vor, allerdings ohne die sexuelle Misshandlung durch ihren Vater, ihre Jugend, allerdings ohne Schwangerschaft und Geburt eines behinderten Kindes, und natürlich die Tatsache, dass sie als Jugendliche ihren Vater bei einem Unfall verloren hatte, allerdings ohne weiteren Hinweis darauf, welcher umstrittenen Art dieser Unfall gewesen war. Verschwiegen wurde dagegen keineswegs, dass sie einen Jugendfreund namens Toni Mooseder hatte, zu dem sie, allem Anschein nach, auch heute noch eine Beziehung – welcher Art auch immer – unterhielt. Der krönende Abschluss war dann das Geständnis von Vanessa, dass sie die Urheberin des »Erpresserbriefs« gewesen war, und zwar aus den Gründen, die ich Jüjü ja schon neulich geschildert hatte. Im Grunde stand in dem Text nichts, über das ich nicht schon gesprochen hatte.
    Ich druckte den Bericht aus, unterschrieb ihn, faltete ihn, steckte ihn in einen Umschlag und machte dann den Fehler, diesen Umschlag eigenzüngig zu verschließen: Heilige Schleimspur – was hatten die bloß in diesen Leim gemischt? Schweißdrüsen-Extrakt? Ich bedauerte, dass ich keine selbstklebenden Umschläge angeschafft hatte. Und ich bedauerte noch viel mehr, dass ich von diesen Scheißdingern zum Selberlutschen noch ungefähr dreitausend Stück auf Lager hatte. Günstiger Restposten! Andererseits – so hat eben alles seine zwei Seiten – eine gute Begründung, sich noch einen klitzekleinen Cognac zu gönnen, denn mit diesem Geschmack im Mund konnte man weder sich selbst noch der Welt gegenübertreten.
    Ich machte den Rechner aus, legte Sonia den Umschlag zwecks Versand ins jungfräuliche Postkörbchen und war ziemlich zufrieden mit mir und der Welt: einiges detektivisch zusammen kombiniert, einiges erledigt, erster Fall abgeschlossen, erstes Geld auf dem Konto. Immerhin!

    Ich verließ das Büro und fuhr kreuz und quer durch die Stadt. Natürlich mit offenem Dach, konnte man sich dran gewöhnen. Dann kam der Hunger und mit ihm eine, wie ich fand, glänzende Idee: Warum nicht mal so richtig schön angeberisch einen Abstecher in den Biergarten machen. Und ich wusste auch schon, in welchen.
    In der »Waldwirtschaft Großhesselohe« bekam ich tatsächlich noch einen Parkplatz. Fing schon mal gut an. Dann holte ich mir eine Radler-Maß, dazu eine Portion Pommes frites und ein halbes Hähnchen. Genau genommen aber war es kein Hähnchen, sondern ein Hendl, also die bayerische Variante dieses unglücklichen Vogels, dessen Leben eine Kette ebenso unglücklicher Missverständnisse gewesen war: Hatte Flügel, aber konnte nicht richtig fliegen, war dafür gut zu Fuß, aber auch wieder nicht schnell genug, um dem Kochtopf zu entkommen, musste sein Futter nicht selber suchen, sondern wurde gefüttert, aber auch nur, um selbst gefuttert zu werden. Er war halt dumm und unbegabt, der Hahn, und das war sein Problem. Deshalb wurde er vom Menschen gefressen und nicht umgekehrt. Wenn er wenigstens hätte singen können, ja, das wäre etwas anderes gewesen! Denn was singen kann, das essen Deutsche nicht, dazu sind sie zu gefühlvoll veranlagt und überhaupt auch zu empfänglich für die Kunst.
    An der Kasse zahlte ich ein Schweinegeld für diesen halben Hahn. Ging also nicht ganz so gut weiter, wie es angefangen hatte. Meinen geplanten Festschmaus in »Selims Döner-Oase« konnte ich jedenfalls glatt vergessen, denn so viel an verschwenderischem Luxus war nun auch wieder nicht drin.
    Ich setzte mich zu einer Familie an den Zaun, direkt am Hochufer des Isartals, und lauschte der Musik der Band, die in ihrem kleinen Pavillon fröhlich vor sich hin musizierte. Der Klang von Klarinette, Saxofon und Schlagzeug vermischte sich mit der Musik, die von weit unten zu uns nach oben drang, von der Isar her, auf der sich im Minuten-Takt die Flöße aus Wolfratshausen drängten, besetzt mit Scharen von angeheiterten über angetrunkenen bis besoffenen Ausflüglern. Dazu auf jedem eine

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