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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Züge von Maria Lappé, mit »ihren glänzenden, braunen Haaren und der geraden Nase, der, um perfekt zu sein, ein wenig Breite fehlte«. Dann gab es da auch noch den netten Chef, den die Protagonistin sehr gut leiden konnte, weil der sie akzeptierte, wie sie war. »Und der, auch wenn es fast nicht zu bemerken war und sie kein bisschen störte, ein ganz klein wenig humpelte«. Holla!
    Ab Seite 36 zogen langsam und bedrohlich dunkle Wolken auf und warfen Schatten auf Annegret Bahmanns neues Glück. Ihr Traummann hatte plötzlich öfter keine Zeit und war, wenn sie sich endlich wieder trafen, so ungewöhnlich distanziert und schweigsam, als hätte er Probleme, die er allein nicht lösen konnte. Sie litt. Dann forschte sie nach. Die Antwort war so, wie Männerantworten nun mal sind: Nein, nein, es gäbe kein wirkliches Problem, sie solle sich bloß keine Sorgen machen, er schaffe das schon ... irgendwie. Und, als sie nicht locker ließ: Na ja, da gäbe es schon etwas, aber er könne sie darum keinesfalls bitten, nein, wirklich nicht, sie solle das lieber ganz schnell wieder vergessen.
    Nach weiteren zwei Wochen tat sie ihm schließlich die Gefallen, um die er sie keinesfalls bitten mochte. Zuerst kleine, schließlich größere. Zuerst sporadisch, schließlich regelmäßig. Sie öffnete den Panzerschrank mit den geheimsten Firmengeheimnissen und machte davon Fotokopien, »die er erst zögerlich, dann mehr und mehr bereitwillig und schließlich fordernd in Empfang nahm«. So nahm das Verhängnis schließlich seinen Anfang – und Sonias Manuskript sein Ende.
    Mist, verdammter!
    Ich war ehrlich beeindruckt, stand auf, holte mir einen Kugelschreiber und schrieb auf das Deckblatt: »Exzellent, Sonia! Spannend und gut geschrieben. Bin ganz schön neugierig, wie es weitergeht. Ein treuer Leser, schon jetzt.«
    Den Rest des Tages verbrachte ich mit Hausarbeit. Abwaschen, Staubsaugen, Bügeln – mein absoluter Favorit in der Palette hausmännischer Erniedrigungen! – und natürlich: Bett frisch beziehen. Sachsen-Anhalt musste dringend in die Wäsche!
    Zwischen Vor- und Hauptwaschgang dachte ich noch ziemlich lange über Annegret Bahmann, die Perfekte, nach, die für mich so lebendig war wie irgendjemand, den ich auf der Straße traf. In was war sie da bloß hineingeraten? Was verbarg der Mann, der vorgab sie zu lieben? Warum musste sie sterben? Und warum auf diese schreckliche Art?
    Ich ertappte mich bei dem Gedanken, wie der Mord an Annegret zu lösen wäre und konsultierte im Geiste meinen Kollegen Philip Marlowe. Der aber war mir nicht eben behilflich, im Gegenteil: Saß nur gelangweilt in der Ecke und nahm mich nicht richtig ernst. Das war eben der kleine Unterschied: Arno Katz musste zwischen all seinen Abenteuern und Heldentaten und Frauengeschichten auch mal seine Socken und Unterhosen in die Waschmaschine stecken, abwaschen und den Boden putzen. Marlowe dagegen, dieser alte Sack, hatte das alles überhaupt nicht nötig. War mir schon klar!

36
    Die Zeit des Abschieds war gekommen, das musste man einfach mal ganz nüchtern festhalten. Ich öffnete und schloss ein letztes Mal das Faltdach, spielte wie ein kleiner Junge mit der Fernbedienung herum, dass es überall nur so sauste, sirrte, knackte und rumpelte, schloss den mintgrünen Leih-Schönling schließlich ab und begab mich in die Filiale des schwedischen Autohauses.
    An der Rezeption begrüßte mich der Meister meines Vertrauens. Er beäugte die Plastiktüte in meiner linken Hand. Entweder hatte er noch nie ein so schickes Exemplar von Kunststoff-Tragetüte gesehen oder er war einfach nur neugierig. In der Plastiktasche war Sonias Krimi-Manuskript, verriet ich ihm aber natürlich nicht, ging ihn nämlich gar nichts an.
    »Wagen wieder in Ordnung?«, fragte ich in sein noch unverbrauchtes Lächeln des Wochenanfangs hinein.
    »Selbstverständlich, lieber Herr Katz!«, sagte er mit einem brummenden Unterton, der wohl beruhigend wirken sollte. Vielleicht auch beschwichtigend, denn die namentliche Ansprache – und dann auch noch mit dem Zusatz »lieber« – verhieß erfahrungsgemäß nichts Gutes. Rechnungsmäßig.
    Dann drückte er mir mit einer Feierlichkeit, als hätte ich gerade eine komplette Fahrzeugflotte geordert, den Schlüssel für meinen betagten Schuhkarton in die linke Hand und zum Abschied meine rechte.
    »Bis zum nächsten Mal dann«, sagte ich und hoffte, das würde nicht mehr in diesem Jahrhundert sein. Dann ging ich zur Kasse.
    Das Lächeln der

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