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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Kassiererin war noch vom letzten Freitag.
    Sie gab mir die Rechnung: »Lichtmaschine austauschen« stand drauf. Ersatzteile und Arbeitszeit summierten sich zu einem Betrag von 562,50 Euro. Wusste ich’s doch!
    »Wie möchten Sie zahlen?«, fragte die Kassiererin.
    »Am liebsten gar nicht.«
    Sie konnte darüber nicht lachen, nicht mal schmunzeln. Wahrscheinlich hörte sie diesen blöden Witz ziemlich oft, und womöglich blieb es des Öfteren auch nicht beim Witz.
    Ich reichte ihr meine Kreditkarte über den Tresen. Ein paar Sekunden später war ich um 562,50 Euro ärmer, dafür um eine neue Lichtmaschine reicher. Das war sie, des Lebens süße Vielfalt!
    Mein Sorgenkind stand ganz hinten in einer Ecke des Geländes. Da, wo ein Stückchen weiter überhaupt keine vollständigen Autos, sondern nur noch abgeschweißte Ersatzteile standen. Das fand ich nicht richtig. Ich klopfte dem Auto aufmunternd aufs Dach, bevor ich es aufschloss und einstieg. Ein kurzer Dreh am Zündschlüssel, und der Motor schnurrte los. Nach und nach verloschen die diversen Warn-, Kontroll- und Hinweislämpchen, und zwar alle! Hebel auf »D« und los ging’s. Dem ungeduldigen Scharren der Vorderräder entnahm ich, dass mein Volvo es noch eiliger hatte als ich, hier wegzukommen.
    Auf der Fahrt ins Büro unterhielten wir uns ein bisschen. Sein letzter Freitag war noch aufregender gewesen als meiner, dafür sein Wochenende noch langweiliger. Aber jetzt waren wir ja wieder zusammen, und das war die Hauptsache.
    »Wenn du wieder mal Probleme mit der Verdauung hast, dann mach’s nicht so teuer!«, sagte ich mit der fürsorglichen Strenge des erleichterten Vaters.
    Er versprach‘s. Und – wahrscheinlich zur Bekräftigung seines Versprechens – ruckelte dabei ein wenig.

    Wir bekamen einen Parkplatz, direkt vor der »Detektei Katz«. Ich führte das auf die neue Lichtmaschine zurück und war versöhnt.
    Sonia saß im Vorzimmer hinter ihrem Schreibtisch und begrüßte mich dermaßen strahlend, dass ich fast eine Sonnenbrille brauchte.
    »Schönes Wochenende gehabt?«, fragte ich und hoffte, sie würde verneinen, weil ihr dazu etwas ganz Entscheidendes gefehlt hätte ...
    »Klar, bei dem tollen Wetter! Ich war eigentlich die meiste Zeit am Eisbach im Englischen Garten. Und wie war Ihr Wochenende? Auch schön?«
    »Ganz in Ordnung«, log ich und deutete lässig auf den Ausgangskorb für die Post. »Habe ein bisschen gearbeitet. – Apropos, bevor ich es noch vergesse ...«. Ich nahm Sonias Manuskript aus der Plastiktüte und hielt es ihr entgegen. »... Was ich davon halte, habe ich aufs Deckblatt geschrieben.«
    Sonia nahm das Manuskript, schaute mir dabei prüfend in die Augen, als könne sie ihnen schon mal vorab ein Urteil entnehmen, überflog dann meinen Kommentar und lächelte mich an. Für ein paar Sekunden legte sich ein Hauch von Rouge auf ihre Wangen, aber eben von innen heraus, Naturkosmetik quasi. Und das sah so reizend aus, dass ich ihr von nun an am liebsten jeden Tag ein Manuskript inklusive dickem Lob auf den Schreibtisch gelegt hätte.
    »Nichts als die reine Wahrheit«, sagte ich, deutete dabei auf das Manuskript und verzog mich dann nach nebenan in mein Büro. Dort setzte ich mich erst mal in aller Ruhe hinter meinen Schreibtisch.
    Zwei Minuten später brachte mir Sonia einen dampfenden Kaffee, mit viel Milch und etwas Zucker, ganz so, wie Arno es gerne hatte. Dann verschwand sie wieder in ihrem Vorzimmer.
    Der erste Schluck ging, wie immer, in die Luftröhre. War also alles beim Alten. Irgendwie beruhigend.
    Ich überlegte, ob mir jetzt vielleicht eine Zigarre gut täte. Beim Öffnen des Humidors musste ich feststellen, dass meine wichtigste Büroausstattung bedrohlich zur Neige ging. Auch das noch! Statt dieser übel schmeckenden Briefumschläge hätte ich lieber Zigarren anschaffen sollen. Und für den Postversand alternativ eine bis zwei Brieftauben.
    Im Vorzimmer hörte ich Stimmengemurmel. Ich schloss den Humidor und erweckte mit einem Räuspern den Detektiv in mir.
    »Frau Lappé möchte Sie sprechen«, klang Sonias Stimme aus der Gegensprechanlage.
    »Soll bitte hereinkommen!«, sagte ich und hoffte, dass meine Stimme nicht allzu überrascht geklungen hatte.
    Maria Lappé betrat das Büro. »Betrat« war eigentlich nicht das richtige Wort, sie marschierte eher ein. So viel Energie schon vormittags machte mich nervös. Fehlte nur noch der schmissige Klang von Fanfaren.
    Als ich sie in ihrem dunkelgrauen Hosenanzug sah, der

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