KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
herum, stieg ein und brauste davon. Natürlich hatte er wieder in der zweiten Reihe geparkt. Mit Chauffeur ging das. Eigentlich sollte jeder einen haben, fand ich.
Einen Augenblick dachte ich darüber nach, ob ich meine schriftstellernde Assistentin mit auf die Reise nach Zürich nehmen sollte. Das Ergebnis war negativ. Leider. Erstens gab es keinen wirklich stichhaltigen Grund mich von ihr begleiten zu lassen, zweitens konnte die Sache eventuell hässlich werden. War nicht auszuschließen.
Ich ging ins Vorzimmer und informierte Sonia über den neuen Auftrag und das Gespräch mit Frau Lappé. Oder vielmehr: Ich hob dazu an. Aber schon nach dem dritten Satz deutete sie mit einem unverschämten Grinsen auf die Gegensprechanlage. Sollte heißen: Sie hatte herausgefunden, wie man das Ding nicht nur von meinem, sondern eben auch von ihrem Platz aus zur Abhöranlage umfunktionieren konnte. Und wusste deshalb schon alle Details. Im ersten Moment verschlug es mir die Sprache und ich war kurz davor, böse zu werden. Dann aber dachte ich, dass sie genau genommen nichts anderes mitgehört hatte, als das, was ich ihr eh gerade brühwarm erzählen wollte. Sparte mir Zeit und Mühe.
»Werden Sie denn die vielen Stunden alleine im Büro, so ganz ohne mich, auch heil überstehen?«, fragte ich übertrieben teilnahmsvoll.
»Kaum. Ich werde einsam am Telefon sitzen und weinend Wache halten. Und wenn ich nichts weiter zu tun habe, mit Hochdruck an meinem Manuskript arbeiten, motiviert, wie ich jetzt bin.«
Na, da war ich aber beruhigt! Dementsprechend wohlgemut ging zurück an meinen Schreibtisch. Einsame Reise vorbereiten.
37
In Zürich regnete es Bindfäden. Ich stellte meinen Wagen in einem Parkhaus in der Nähe des Limmatquais ab, nahm meine alte Aktentasche vom Beifahrersitz und verzog mich, mit der Tasche als Regenschutz über dem Kopf, ins nächstgelegene Café.
Die plüschige Einrichtung war aus den Siebzigern, ebenso wie die nette Bedienung mit dem langen schwarzen Zopf und einem Busen, der nicht von Pappe war.
Mit diesem singenden und gleichzeitig harten Akzent, mit dem die Schweizer die deutsche Sprache in eidgenössische Betulichkeit tunken wie Mandeln in flüssige Schokolade, fragte sie mich nach meinen Wünschen und brachte mir kurze Zeit später den bestellten »Kaffee fertig«, also im Glas und mit einem ordentlichen Schuss Kirschwasser. So befeuert versuchte ich die wichtigste Frage zuerst zu klären: Wie könnte ich Jüjü am schnellsten aufspüren?
Die Anschrift des Kongress-Hotels nützte mir dabei wenig. War schließlich nicht anzunehmen, dass Lappé dort Angaben über seinen neuen Aufenthaltsort hinterlassen hatte, oder? Als nächstliegende Möglichkeit hätte ich sämtliche Luxushotels der Stadt abklappern können. Aber davon gab es in Zürich eine ganze Menge. Und was, wenn sich Jüjü in einem billigeren Hotel und außerhalb der Stadt einquartiert hatte? Dann hätte ich suchen können, bis ich schwarz wurde, dabei jede Menge wertvoller Zeit vergeudet und womöglich völlig unverrichteter Dinge wieder nach München zurückfahren müssen. Kam überhaupt nicht in Frage! Ich brauchte eine effizientere und elegantere Lösung.
Nach einem weiteren Schluck Kaffee fiel mir auf, dass der erste gar nicht wie sonst in der Luftröhre gelandet war! Lag wahrscheinlich am Kirschwasser. War aber in diesem Moment auch nicht so wichtig. Ich musste Jüjü finden. Und zwar schnell.
Wo könnte er stecken? Ich fragte mich, ob Lappé seine außereheliche Begleitung für die Dauer des Kongresses »versteckt« hatte. Hielt ich aber für wenig wahrscheinlich. Wäre er dann gemeinsam mit ihr ganz offiziell im Marriott abgestiegen? Und das, obwohl anzunehmen war, dass er während des Kongresses den einen oder anderen Kollegen treffen würde? Man kannte sich ja schließlich in der Branche, oder? Und dann gäbe es natürlich Gerüchte (»Wisper, wisper, haben Sie die Frau gesehen, mit der Dr. Lappé hier aufgetaucht ist?«, »Ja, scharfer Zahn, was?«, »In der Tat, würde zu gerne wissen, was seine Frau dazu meint.«, »Ich auch, ha, ha, ha!«). Der Klatsch wäre unvermeidlich gewesen. Jüjü war das sicher genauso klar, wie mir.
Ich fragte mich, warum ihm das offensichtlich so völlig egal war. Eigentlich hatte ich dafür nur eine Erklärung: Es war ihm schnuppe, weil er praktisch mit seiner Existenz in München, inklusive Ehe, abgeschlossen hatte. Und wenn ich mit dieser Vermutung richtig lag, dann konnte ich mir einen Anruf
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