KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
in seinem Starnberger Sanatorium – ebenfalls eine der naheliegenden Möglichkeiten, um ihn zu finden! – glatt sparen. Er würde wohl kaum das Sekretariat über seinen Verbleib informiert haben, nach dem Motto: »Falls etwas sein sollte, Frau Schneiderhahn: Ich bin mit meiner Geliebten im Hotel XY«.
Wenn also meine Überlegungen stimmten und er schon fleißig dabei war sich abzusetzen, dann fehlte ihm aus meiner Sicht, nur noch ein einziger Baustein zur Vollendung der Aktion – der Verkauf seines Sanatoriums! Und den musste er in den nächsten Tagen über die Bühne bringen. Und damit war Arno Sherlock Katz bei der ›MediConsult‹ gelandet! Wenn jemand wusste, wo der Doktor sich aufhielt, dann war ich hier sicher an der richtigen Adresse.
Ich war so beseelt von meiner Kombinationsgabe, dass ich gleich noch eins draufsetzte und mir einen zünftigen Decknamen zulegte. Schließlich kannte man bei der ›MediConsult‹ meinem Namen – wenn auch nicht in Verbindung mit einem Detektiv, sondern mit einem potenten Investor. Aber trotzdem, sicher ist sicher. Ich suchte in meiner Aktentasche nach der Visitenkarte von Franjo Neumayer, fand sie schließlich, nahm mein Handy und wählte die Traunsteiner Nummer.
»›MediConsult‹, Sie sprechen mit Barbara Schmitz. Was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag, Heribert Caspar mein Name, Caspar mit ›C‹, von der Sozietät ›Caspar, Melchior & Balthasar‹. Ich bin der Rechtsbeistand von Herrn Dr. Hans-Jürgen Lappé und rufe aus Zürich an. Herr Dr. Lappé wollte mir noch den exakten Termin und den endgültigen Treffpunkt für das Meeting mit der ›MediConsult‹ durchgeben, hat mich aber anscheinend nicht erreichen können. Vielleicht sind Sie so liebenswürdig, mal eben nachzuschauen? Das wäre überaus freundlich von Ihnen!«
»Selbstverständlich, Herr Caspar. Kleinen Augenblick bitte.«
Durch die Leitung dudelte Warteschleifen-Gleich-sind-wir-wieder-für-Sie-da-Musik und ich hoffte sehr, die liebe Frau Schmitz würde mein Anliegen nicht hinterfragen, sondern einfach nur nach dem gewünschten Datum schauen. Glück gehört eben einfach zum Erfolg. Vor allem beim Bluffen.
»Hören Sie, Herr Caspar?«
»Ja, bitte?«
»Laut meinen Unterlagen findet das Meeting zwischen Herrn Dr. Lappé und Herrn Neumayer am Mittwoch dieser Woche im Hotel Baur au Lac statt, und zwar am Nachmittag gegen 15:00 Uhr.
»Vielen Dank. Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Dann bleibt mir eigentlich nur noch, Ihnen einen schönen Tag zu wünschen!«
»Den wünsche ich Ihnen auch, Herr Caspar, auf Wiederhören!«
»Auf Wiederhören.«
BINGO! Ich konnte mir gerade noch verkneifen, einen Tarzan-Schrei auszustoßen und mich an einer Liane durchs Café zu schwingen. Aber das hätte sich nicht gehört, und außerdem war dazu gar keine Zeit, denn Mittwoch, das war schon morgen, und bis dahin blieb noch eine ganze Menge zu erledigen. Wenn Lappé diesen Termin mit der MediConsult nachmittags um drei hatte, dann sollte ich meine Angelegenheit mit ihm am besten schon am Vormittag regeln.
Als Nächstes musste ich mich um den Notar kümmern. Hatte ich in München schon vorbereitet: Termin heute um vier Uhr. Ich sah auf die Uhr: Zwanzig nach drei, also noch ein bisschen Zeit, denn der Notar meiner Wahl residierte praktisch gleich um die Ecke.
Ich bezahlte bei der Bezopften. Blöderweise hatte ich glatt vergessen, ein paar Franken einzutauschen. So war das eben: Man konnte mittlerweile fast bis zum Hindukusch mit Euros bezahlen, aber eben nicht in der Schweiz. Beziehungsweise konnte ich das schon, aber der Wechselkurs in diesem Kaffeehaus war recht individuell und verteuerte Kaffee samt Zwetschgenwasser nicht unerheblich. Na ja, egal – Spesen. Und ich gab sogar noch ein üppiges Trinkgeld, denn die Bedienung sollte auch etwas davon haben, dass Arno bis jetzt in Zürich seine Sache doch recht gut gemacht hatte.
Als ich aus dem gemütlich-nostalgischen Kaffeestübchen auf die Straße trat, regnete es immer noch. Allerdings waren die Bindfäden mittlerweile erheblich spärlicher geworden, dem Himmel ging anscheinend das Garn aus.
Mit der Aktentasche über dem Kopf eilte ich um drei Ecken, zwei Mal links, ein Mal rechts, und stand vor der gewünschten Adresse: »Urs Plümeli, Notar, 2. Etage« las ich auf dem messingfarbenen Firmenschild. Ich musste grinsen. Wahrscheinlich waren diese Namen der eigentliche Grund dafür, warum die Schweiz stets neutral geblieben war und sich aus allen
Weitere Kostenlose Bücher