KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
spülte.
Jetzt hatte ich also noch etwas Zeit für mich. Ich beschloss, selber auch einmal shoppen zu gehen. Kleines Mitbringsel von der Geschäftsreise für Sonia eventuell? Warum nicht! Aber was? Ich verwarf den Gedanken an Smaragde und Diamanten – Sonia hätte das sicherlich als leicht übertrieben empfunden. Parfüm vielleicht? Na ja, war so eine Sache. Konnte man missverstehen, zum Beispiel als Hinweis, dass mit dem Geruch etwas nicht stimmte. Es sei denn natürlich, man kannte das Lieblingsparfüm einer Frau und schenkte ihr lässig ein Flacönchen von dem Duft, den sie gern trug. Kannte ich aber nicht, und hier lag das Problem. Andererseits: Wir Detektive kennen keine Probleme, sondern nur Lösungen! Und meine Lösung befand sich unübersehbar auf dem Paradeplatz: das Stammhaus der »Confiserie Sprüngli«!
Ich betrat den Schokoladentempel und ließ mich von einer der überaus hilfsbereiten Verkäuferinnen beraten. Auf ihren fachfraulichen Rat hin erstand ich die »Herzbonbonnière Rot«, eine Mischung feinster Pralinen, die »jedes Herz höher schlagen ließen«. Genau das Richtige für mich. Pralinen aus der Schweiz, in Herzform verpackt – ich fand das ziemlich subtil.
Mit meiner »Herzbonbonnière Rot« in der Aktentasche bummelte ich weiter durch die Zürcher Altstadt. Als ich an einem Geschäft mit dem Namen »La Casa del Habano« vorbeikam, entschloss ich mich, auch für mich etwas zu tun. Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk quasi. War zwar noch Monate hin bis Weihnachten, aber das war ja genau der Pfiff an der Sache, denn: Wer konnte schon wissen, ob ich Weihnachten genügend Kohle haben würde, um mir etwas zu schenken? Eben!
Im Zigarrenladen ließ ich mich in den begehbaren Humidor führen. Ein begehbarer Humidor, das ist für Männer, die Zigarren mögen, so etwas wie ein begehbarer Kleiderschrank für Frauen, die Klamotten mögen. Alles würde man so gern probieren, endlose Stunden hier verbringen, bevor man dann doch eine Entscheidung treffen und wieder hinaus muss in die böse, kalte Welt.
Ich entschied mich für eine Zehnerpackung »Partagas 8-9-8«, weil für eine ganze Kiste mit 25 Stück mein Übermut nicht reichte, ließ mir die Zigarren aber dafür schön verpacken – war ja schließlich mein Weihnachtsgeschenk! – und verließ glücklich und mit der Aktentasche voller Schätze den Laden.
Der Blick auf die Uhr zeigte: Arnos Freistunde war vorbei, es wurde Zeit, erst den Vertrag bei Plümeli und dann den Volvo abzuholen, der immer noch in der Tiefgarage des »Continental« vor sich hin schnarchte. Und das tat ich dann auch, und zwar in genau dieser Reihenfolge.
Auf der Rückfahrt geriet ich gleich zu Beginn in mehrere Staus, und die waren in Zürich auch nicht exklusiver, mondäner oder weniger nervig als anderswo.
Hinter Zürich wurde es mit dem Verkehr erheblich besser. Ich kam jetzt gut voran und würde meinen Zeitplan einhalten können, sogar mit einer kleinen Pause zwischendurch.
Nach dem Passieren der Grenze wurde die Landschaft allmählich auf eine subtilere, melancholischere, eben deutsche Art schön. Sanfte Hügel, gesprenkelt mit idyllischen Dörfern, in denen das Leben sein Unwesen trieb.
Der Rest der Fahrt verlief so reibungslos, wie man es sich auf einer deutschen Autobahn nur wünschen konnte. Bei Memmingen schnitt mich ein Idiot in einem dunkelgrünen Audi A8, dass er und ich fast in die Leitplanke rasten, hinter Bad Wörishofen war ich der Einzige, der in der Baustelle tatsächlich 80 fuhr, bei Buchloe überholten sich im Überholverbot zwei Lkws gefühlte 15 Kilometer lang, bei Landsberg fuhr ich ab und nahm ein Abendbrot zu mir, das nicht der Rede wert war, bei Gilching nickte mir die Wiedersehensfreude vom Beifahrersitz aus erleichtert zu und auf Münchens Mittlerem Ring lud jede Ampel mich zum Verweilen auf ein kleines Schwätzchen ein. Ich war wieder zu Hause. Und das sogar ziemlich pünktlich.
Eine Viertelstunde noch, wenn alles glatt ging, bis nach Harlaching. Fünfzehn Minuten bis zum endgültigen Abschluss des »Falls Lappé« inklusive dickem Scheck. War alles doch ganz gut gelaufen, oder? Konnte mich auf jeden Fall nicht beklagen. Aber es gab auch noch ein paar wichtige Dinge, die zu regeln waren. Vor allem privat.
Ich lehnte mich zufrieden in den Fahrersitz, schließlich: Was sollte jetzt noch groß passieren?
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Das Anwesen der Lappés war hell erleuchtet, angestrahlt von einem halben Dutzend Scheinwerfern, wie man das von Kathedralen, Schlössern
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