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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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souverän-gelassen, als hätte er nicht dieses Zimmer gemietet, sondern das Hotel drum herum gekauft.
    Ich machte ihn mit Plümeli bekannt und umgekehrt, wie sich das eben so gehört. Dann nahmen Plümeli und ich auf dem hellbraunen Sofa mit den dicken Kissen und Jüjü auf einem der ockerfarbenen Sessel Platz. Ich schob das Blumen- und Früchtearrangement auf dem Tisch beiseite, nahm den Ehevertrag aus der Aktentasche und überreichte ihn Plümeli. Der nahm ihn entgegen, setzte sich, etwas umständlich, eine goldumrandete, zierliche Lesebrille auf die Nase und waltete seines Amtes. Das hieß: Er las das Vertragswerk vor, Wort für Wort, Paragraf für Paragraf, Seite für Seite, langsam, deutlich und mit vielen Pausen. Eine dieser Situationen, in denen man, wenn man nicht höllisch aufpasste, sich selbst beim Nasenbohren erwischte. Vor lauter Langeweile. Wo war eigentlich Honigmelönchen? Wahrscheinlich shoppen, nahm ich an.
    Nach einer knappen Stunde voller Fragen und Antworten, Anmerkungen, Erklärungen, aber glücklicherweise keinerlei wesentlicher Änderungen, kam der große Moment: Plümeli las die letzten Worte vor, setzte seine Brille ab und reichte Jüjü einen edlen Füllfederhalter zur Unterzeichnung. Jüjü zögerte kurz, runzelte noch einmal nachdenklich die Stirn und – setzte endlich mit schwunghaftem Elan seine Unterschrift neben die seiner Gattin. Oder Noch-Gattin? Oder schon Ex-Gattin? Eigentlich egal, wichtig war die Unterschrift. Und die war noch nicht ganz trocken, als ich zu meinem Handy griff und, wie versprochen, bei Maria Lappé anrief, um ihr die soeben erfolgte Unterzeichnung des Ehevertrags mitzuteilen. Sie wirkte ziemlich zufrieden. Kunststück.
    Ob ich denn heute noch bei ihr vorbei käme, fragte sie.
    Ja, hätte ich eigentlich so geplant, sagte ich.
    Ob ich schon wüsste, wann?
    Noch nicht genau, könnte aber später werden. Vielleicht erst so gegen halb zehn oder zehn.
    Das machte nichts. Sie wäre auf jeden Fall zu Hause und würde sich auf meinen Besuch freuen.
    Wie schön! Das erfreute wiederum mich, weil es mich immer freute, wenn sich jemand auf mich freute.
    Ich nahm den Vertrag an mich, Plümeli nahm den Füllfederhalter an sich, Jüjü nahm Haltung an. Dann erhoben wir uns, um uns zu verabschieden.
    »Herr Plümeli wird Ihnen spätestens morgen Vormittag eine beglaubigte Kopie des Vertrags zukommen lassen«, sagte ich zu Lappé. »Ist das in Ordnung für Sie?«
    »Hat keine Eile, ich bin noch für mindestens drei Tage in der Stadt, bevor es weiter geht«, antwortete Jüjü.
    »Sehr schön!«, sagte ich, obwohl ich überhaupt nicht wusste, was daran sehr schön sein sollte. »Dann bleibt mir nur noch, Ihnen alles Gute für die Zukunft zu wünschen.«
    »Danke!«, sagte Jüjü. »Apropos Zukunft: Sollten Sie irgendwann einmal in die Gegend kommen ...«
    »... nach Brasilien, meinen Sie? ...«
    »... genau, ist ja ein beliebtes Reiseziel. Also, wenn Sie mal zufällig in die Gegend von Rio de Janeiro kommen sollten, dann tun Sie mir bitte einen Gefallen, ja?«
    »Gerne, welchen denn?«
    »Melden Sie sich nicht, okay?«
    Ich musste lachen und versprach es ihm. Plümeli und ich verabschiedeten uns formvollendet, verließen Hans-Jürgen Lappé und seine »Deluxe Junior-Suite« und gingen durch den Flur zum Lift.
    Der Fahrstuhl hielt, die Tür surrte zur Seite und mein Blick fiel auf – Honigmelönchen. In den Armen Tragetaschen mit lauter schicken Labels. Wahrscheinlich so das Nötigste für die Reise, dachte ich. Sie ging, nein schritt, erhobenen Hauptes an uns vorbei und würdigte uns keines Blickes.
    »Schade, sie hätte wenigstens ›Guten Tag‹ oder ›Leben Sie wohl‹ sagen können!« sagten meine Ohren, während der Lift ins Erdgeschoss glitt.
    »Schämt euch, ihr seid ja direkt süchtig!«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Plümeli.
    »Ach, nichts!«, sagte ich und verkniff mir den Zusatz, dass ich nur mit meinen Ohren gesprochen hätte.
    »Ich dachte, Sie hätten etwas gesagt.«
    »Nein, nein, nur laut gedacht. Übrigens: Es ist Mittagszeit. Was würden Sie davon halten, wenn ich Sie zum Essen einlade? Gleich hier in einem der Hotelrestaurants, wenn Sie möchten.«
    »Na, da sage ich nicht Nein, od’rr?«
    Unsere Wahl fiel auf das Restaurant »Rive Gauche«. Wir setzten uns an einen der dunklen Holztische mit den einladenden Ledersitzen. Um uns herum war alles auf eine rustikale Art edel. Oder auch umgekehrt, traf genauso zu.
    Aus meiner Aktentasche nahm ich den

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