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Katz und Maus

Katz und Maus

Titel: Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Grass
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Askese vermittelt, hatte man Dir oder hattest Du Dir geschnitten. Dennoch Erlösermiene: der Hoheitsadler an einer wie genagelt im Lot sitzenden Feldmütze spreizte sich über Deiner Stirn als Taube des Heiligen Geistes. Deine dünne lichtempfindliche Haut. Mitesser in fleischiger Nase. Die oberen Augenlider, durchwirkt von rötlichen Äderchen, hieltest Du gesenkt. Und als ich vor Dir schnell atmete und die ausgestopfte Katze hinter Glas im Rücken hatte, wurde Dein Blick kaum größer.
    Erster Scherzversuch: »Tag, Unteroffizier Mahlke!« Der Scherz mißlang: »Warte hier auf Klohse. Gibt irgendwo Mathematik.« »Na, der wird sich freuen.« »Will wegen des Vortrages mit ihm sprechen.«
    »Warst Du schon in der Aula?« »Mein Vortrag ist ausgearbeitet, Wort für Wort.« »Hast Du die Putzfrauen gesehen? Die seifen schon die Bänke ab.« »Werde nachher mit Klohse kurz hineinschauen und die Anordnung der Stühle auf dem Podest besprechen.« »Der wird sich freuen.«
    »Werde mich dafür einsetzen, daß der Vortrag nur für Schüler von der Untertertia aufwärts gehalten werden soll.« »Weiß Klohse denn, daß Du hier wartest?« »Fräulein Hersching vom Sekretariat hat es ihm gemeldet.« »Na, der wird sich freuen.«
    »Werde einen sehr kurzen aber konzentrierten Vortrag halten.« »Ja, Mensch, erzähl doch, wie haste das hinbekommen, und in so kurzer Zeit?«
    »Mein lieber Pilenz, Geduld, sage ich: in meinem Vortrag werden so ziemlich alle Probleme, die mit der Verleihung zusammenhängen, berührt und behandelt werden.« »Na, da wird sich Klohse aber freuen.«
    »Ich werde ihn ersuchen, mich weder einzuführen noch vorzustellen.«
»Soll Mallenbrandt etwa?«
»Der Pedell kann den Vortrag ankünden und basta.« »Na der wird sich . . .«
Das Klingelzeichen sprang von Stockwerk zu Stockwerk und beendete die Unterrichtsstunden in allen Klassenzimmern des Gymnasiums. Jetzt erst öffnete Mahlke beide Augen ganz. Wenige Wimpern standen kurz ab. Seine Haltung sollte lässig wirken – aber er stand sprungbereit. Ich drehte mich, vom Rücken her beunruhigt, halb zum Glaskasten: war keine graue Katze, mehr eine schwarze Katze, die auf weißen Pfoten immerfort in unsere Richtung schlich und ein weißes Lätzchen zeigte. Ausgestopfte Katzen vermögen echter zu schleichen als lebendige Katzen. Auf gestelltem Pappschildchen stand in Schönschrift geschrieben: Die Hauskatze. Ich sagte zum Fenster hin, weil es nach dem Klingeln zu still wurde, auch weil die Maus erwachte und die Katze mehr und mehr Bedeutung bekam, etwas Scherzhaftes und noch etwas Scherzhaftes, und etwas über seine Mutter und seine Tante, sprach, um ihn zu stärken, von seinem Vater, von seines Vaters Lokomotive, von seines Vaters Tod bei Dirschau und seines Vaters posthum verliehener Tapferkeitsmedaille: »Na, Dein Vater, wenn der noch leben würde, der würde sich bestimmt freuen.«
Es trat aber, bevor ich den Vater beschworen und der Maus die Katze ausgeredet hatte, Oberstudienrat Waldemar Klohse mit hoher schlackenloser Stimme zwischen uns. Klohse sprach keinen Glückwunsch aus, sagte nicht Unteroffizier und Träger des Dingslamdei, auch nicht, Herr Mahlke, ich freue mich aufrichtig, sondern ließ so nebenbei, und nachdem er betontes Interesse für meine Arbeitsdienstzeit und die landschaftlichen Schönheiten der Tuchler Heide-Löns wuchs dort auf – gezeigt hatte, wohlgeordnete Wörtchen über Mahlkes Feldmütze marschieren: »Sehen Sie, Mahlke, nun haben Sie es doch noch geschafft. Waren Sie schon in der Horst-Wessel-Oberschule? Mein werter Kollege, Herr Studiendirektor Dr. Wendt, wird sich freuen. Gewiß werden Sie nicht versäumen, Ihren ehemaligen Mitschülern einen kleinen Vortrag zu halten, der geeignet wäre, den Glauben an unsere Waffen zu stärken. Darf ich Sie auf eine Minute in mein Zimmer bitten.«
Und der Große Mahlke folgte dem Oberstudienrat Klohse mit henkelartig gebogenen Armen ins Direktorzimmer und wischte sich in der Tür seine Feldmütze vom Stoppelhaar: Sein knubbliger Hinterkopf. Ein uniformierter Gymnasiast auf dem Wege zu einer ernsten Aussprache, deren Ergebnis ich nicht abwartete, obgleich ich gespannt war, was die bereits hellwache und unternehmungslustige Maus nach der Aussprache zu jener Katze sagen würde, die zwar ausgestopft war aber immer noch schlich.
    Kleiner dreckiger Triumph: wieder einmal bekam ich Oberwasser. Na warte! Aber er wird nicht nachgeben können wollen können. Werde ihm behilflich sein. Kann mit Klohse

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