Katzen jagen nachts
Sie, hat sie überhaupt bei Ihnen angefangen? Wissen Sie übrigens, daß sie eine ausgezeichnete Sekretärin ist? Vielleicht war Ihnen nicht bekannt, daß sie vor fünf Jahren im Sekretärinnen-College den ersten Preis in Maschineschreiben und Stenographie eingeheimst hat? Danach war sie als Propagandistin für Lebensmittel tätig — mit einem noch höheren Gehalt als im Büro. Und jetzt taucht diese sehr attraktive junge Dame in Ihrem Haus auf. Als Dienstmädchen!
Warum?
Gibt es vielleicht Gründe, die sie veranlassen, freiwillig grobe Hausarbeit zu verrichten?
Ich würde Ihnen raten, diese Fragen einmal an Sally zu richten, und zwar so, als wüßten Sie bereits die Antworten. Lassen Sie sich nicht anmerken, daß Sie Zweifel oder nur Mißtrauen hegen. Sagen Sie ihr einfach, sie sollte Ihnen alles gestehen.
Ich kann Ihnen eine hübsche Überraschung garantieren.
Und das, Mrs. Belder, wär’s für heute. Wenn aber alles nach Plan verläuft, kann ich Ihnen vielleicht später einige interessante Einzelheiten verraten.
Vielleicht rufe ich Sie sogar am Mittwochvormittag so gegen elf an, um zu fragen, ob Sie sich mit Sally unterhalten haben und sich mir anvertrauen wollen. Falls das Gespräch zustande gekommen ist und Sie Weiteres von mir hören wollen, sollten Sie Ihren Wagen vor dem Haus zu einer kleinen Spazierfahrt bereitstellen.
Zweifellos sind Sie überrascht, daß jemand sich so intensiv für Sie interessiert, der Ihnen völlig unbekannt ist. Aber für mich ist es sehr wichtig, wenn Sie mir Glauben schenken — auch wenn Sie mich noch nie gesehen haben.
Wenn Sie wüßten, was ich mit der Geschichte zu tun habe, würden Sie staunen. Vielleicht kann ich es Ihnen später einmal sagen. Ich habe schwerwiegende Gründe für mein Verhalten.«
Die Unterschrift lautete: »Jemand, der es gut mit Ihnen meint.«
Bertha warf über ihren Brillenrand hinweg Belder einen Blick zu. »Was ist Wahres an der Sache?«
»Mrs. Cool, ich schwöre Ihnen bei allem, was mir heilig ist...«
»Die Schwüre heben Sie besser für Ihre Frau auf. Für mich zählen nur Fakten.«
»Ich sage Ihnen, Mrs. Cool, das ist eine heimtückische, lügnerische Unterstellung, eine...«
»Was meinen Sie eigentlich?« fragte Bertha harmlos.
»Daß das Dienstmädchen in mich verliebt sein soll oder ich in sie. Und daß sie die Stellung nur angenommen hat, um in meiner Nähe zu sein.«
»Hübsch?«
»Ja.«
»Haben Sie mit ihr über diesen Brief gesprochen?«
»Nein. Ich habe sie seitdem nicht gesehen.«
»Wieso nicht?«
»Sie ist nicht im Haus. Ich weiß nicht, wo sie steckt. Gestern abend war sie noch da. Jetzt ist sie verschwunden.«
»Weiß Ihre Frau, wo sie ist?«
»Ich habe sie noch nicht gefragt. Wir — wir haben getrennte Schlafzimmer, und sie schläft morgens meist lange. Ich hielt es für besser, erst mit Ihnen zu sprechen.«
»Wie heißt das Dienstmädchen?«
»Sally.«
»Und mit Nachnamen?«
»Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, Mrs. Cool, Beggoner oder Bregner oder so ähnlich. Ich habe es mir die ganze Zeit schon überlegt, seit ich den Brief gelesen habe. Aber ich kann mich wirklich nicht genau erinnern.«
»Seit wann ist sie bei Ihnen?«
»Seit etwa zwei Monaten.«
»Kannten Sie sie schon vorher?«
»Natürlich nicht.«
»Was haben Sie getan, nachdem Sie den Brief gefunden haben?«
»Ich habe ihn gelesen, dann habe ich mich aus dem Eßzimmer geschlichen und bin direkt zum Zimmer des Mädchens gegangen.«
»Sie haben geklopft?«
»Ja.«
»Die Tür aufgemacht?«
»Ja.«
»Niemand da?«
»Nein. Aber sie hatte offensichtlich in ihrem Bett geschlafen.«
»Und dann?«
»Dann ging ich in die Küche, suchte im ganzen Haus. Ich habe sie nicht finden können.«
»Vielleicht ist heute ihr freier Tag?«
»Nein.«
»Glauben Sie, Sally weiß von dem Brief?«
»Das weiß ich nicht. Ich befürchte, meine Frau hat den Brief gelesen und ist, der Anregung des Schreibers folgend, schnurstracks zu ihr gegangen. Daraufhin hat Sally die Wut gepackt, und sie hat Knall und Fall gekündigt. Heutzutage braucht sich eine gute Hausangestellte so etwas nämlich nicht bieten zu lassen.«
»Wem sagen Sie das«, seufzte Bertha verständnisvoll.
»Was sollen wir nun tun?« fragte Belder. »Etwas muß geschehen.«
»Wieso eigentlich?«
»Um die Sache aus der Welt zu schaffen.«
»Vielleicht hat uns Sally das schon abgenommen. Nehmen wir an, Ihre Frau hat mit ihr gesprochen, festgestellt, daß es sich um ein
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