Katzen jagen nachts
biß die Spitze ab, fischte ein Streichholz heraus. »Davon bin ich nicht so überzeugt. Was haben Sie in den Kamin geworfen, Carlotta?«
»Nichts! Sie sind verrückt!«
»Nicht sehr geschickt, es glattweg abzuleugnen. Denn daß Sie etwas ins Feuer geworfen haben, ist mir sonnenklar.«
»Ach so, ja — warten Sie mal... Jetzt erinnere ich mich. Ich hatte ein Werbeschreiben in der Hand, das mit der Post gekommen war. Das habe ich weggeworfen.«
Sergeant Sellers grinste sie durch den blauen Zigarrenrauch hindurch an. »Sehr liebenswürdig, daß Sie so brav in die Falle getappt sind«, meinte er. »Sie geben es also zu?«
»Ja, aber es war dieser Werbebrief. Ich...«
»Wie erklären Sie sich dann, daß laut Gutachten des Handschriftenexperten das letzte, was im Kamin verbrannt wurde, das Testament von Mabel Belder war?«
»Ich...« Carlotta wandte sich in ihrer Hilflosigkeit nicht an Mrs. Goldring, sondern an ihre Mutter, Mrs. Croftus .
»Ich glaube, du solltest dich mit ihm nicht in eine Auseinandersetzung einlassen, Liebling«, sagte diese würdevoll. »Es wird wohl besser sein, wenn wir uns wegen der Strafanzeige gegen Mrs. Cool erst einmal mit einem Anwalt in Verbindung setzen.«
Sergeant Sellers betrachtete Mrs. Croftus mit Respekt. »Alle Achtung, das nenne ich geschicktes Taktieren. Mit anderen Worten: Halt den Mund, Mädchen, bis wir uns juristische Rückendeckung geholt haben.«
»Ja, meinen Sie denn, wir lassen uns so ohne weiteres beleidigen?«
»Ich meine«, erklärte Sergeant Sellers gelassen, »daß Sie mich jetzt alle zum District Attorney begleiten und Ihre Aussagen zu Protokoll geben. Jemand dagegen?«
»Allerdings. Wir lassen uns nicht von Ihnen herumkommandieren.«
»Ganz meine Meinung«, sekundierte Mrs. Goldring. »Wir werden uns mit einem Anwalt in Verbindung setzen und...«
Sellers runzelte die Stirn und wandte sich an Bertha Cool. »So, wie es jetzt aussieht, steht die Anklage auf ziemlich wackligen Beinen«, meinte er. »Mehr haben Sie nicht zu bieten, was?«
»Das Loch in der Wand ist vom Schlafzimmer zur Garage gebohrt worden«, sagte Bertha. »Ich habe es zunächst einfach für ein Guckloch gehalten — aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Und zwar?« fragte Sellers.
»Ich bin nicht Donald«, entschuldigte sich Bertha. »Aber...«
»Aber Sie sind in Ihrer Art genauso einmalig, Bertha. Raus mit der Sprache!«
Bertha grinste. »Sie könnten sich mal den Auspuff von Mrs. Belders Wagen auf frische Kratzer hin ansehen. Warum ist eigentlich der Kater nicht mit seiner Herrin zusammen im Wagen erstickt? Weil Mabel Belder schon tot war, als ich die Verfolgung aufnahm. Darüber können Sie mal nachdenken.«
Sellers runzelte ärgerlich die Stirn. »Ich habe den Eindruck, Bertha, daß ich jetzt doch noch für Sie die Kastanien aus dem Feuer klauben muß.«
Bertha seufzte erleichtert. »Das, mein Freund, ist Musik in meinen Ohren.«
24
Bertha ließ sich zufrieden in den Sessel neben Elsie Brands Schreibtisch sinken. »Montag morgen. Und wieder beginnt eine funkelnagelneue Woche. Hol deinen Stenoblock heraus, Elsie. Fertig? Also: >Lieber Donald! Gerade habe ich einen höchst verzwickten Fall hinter mir, der genau Deine Kragenweite gewesen wäre. Beinah wär’s schiefgegangen — aber Du weißt ja, Unkraut vergeht nicht, und ich hab’ mich doch noch durchgeboxt. Sergeant Sellers hat gut geschaltet. Natürlich mußte ich ihn erst auf die richtige Fährte setzen...< Diktiere ich zu schnell, Elsie?«
»Nein, nein, es geht schon. Wollen Sie ihm alle Einzelheiten schreiben?«
»Ja. Meinst du nicht, daß ihn die interessieren?«
»Doch, bestimmt.«
»Wo war ich stehengeblieben? Richtig: >Mein Klient war ein Mann namens Everett Belder , der sein gesamtes Vermögen seiner Frau überschrieben hatte. Die weitere Familie bestand aus seiner Schwiegermutter, Mrs. Theresa Goldring, und deren Adoptivtochter Carlotta, die neuerdings versessen darauf war festzustellen, wer ihre leibliche Mutter war — was Mrs. Goldring und Mrs. Belder unter allen Umständen zu verhindern suchten. Mrs. Goldring war so gut wie bankrott, und eines Tages rief sie Mabel an und bat sie um Hilfe. Aber Mabel ließ sie glatt abfahren. Carlottas leibliche Mutter, Mrs. Croftus , wußte, wo ihre Tochter war, wagte es aber nicht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Sie hatte eine Gefängnisstrafe verbüßt, von der Carlotta nichts erfahren sollte, und dieses Wissen benutzte Mrs. Goldring als Druckmittel gegen
Weitere Kostenlose Bücher