Katzen, Killer und Kakteen
verärgert vor dem glücklichen Katzenpaar auf- und abmarschierte.
Die Katzen ignorierten Josephine unbekümmert.
Penelope wünschte, sie könnte dasselbe tun, als sie den Jeep anhielt und ausstieg. »Hallo, Josephine. Was ist los?«
»Er hat es schon wieder gemacht. Das ist los.«
»Was gemacht?«
»Sie sind durchgebrannt, und er hat Murphy Brown verführt. Sie ist wahrscheinlich schon wieder trächtig. Sie sollten ihn endlich kastrieren lassen.«
»Sie sind nicht durchgebrannt, denn sie sind ja schließlich noch hier. Und ich werde Mycroft nicht kastrieren lassen. Das ist nicht natürlich. Sie sollten besser auf Murphy aufpassen. Und überhaupt, schauen Sie sich das kleine Luder doch mal an. Sie ist schamlos, eine richtig kleine Jezabel. Wenn es überhaupt eine Verführung gegeben hat, dann hatte Murphy garantiert auch eine Pfote im Spiel. Und schließlich ist sie doch keine Jungfrau mehr oder so was.«
»Es war alles abgemacht«, jammerte Josephine. »Sie sollte sich mit einem Rassekater paaren. Die Jungen wären wunderschön geworden.«
»Der letzte Wurf war auch wunderschön«, protestierte Penelope.
»Es waren Straßenkatzen. Kein Stammbaum, keine Papiere, nichts.«
»Um es kurz zu fassen, richtige Katzen und nicht so überzüchtete, dumme Viecher, die nicht wissen, wo bei einer Maus hinten und vorne ist.«
»Wenn das so weitergeht, werde ich nie zu meinen Siegern kommen.«
»Nehmen Sie’s nicht so schwer, Jo. Wir werden für alle ein gutes Zuhause finden. Kommen Sie, wir trinken ein Glas Wein zusammen.«
»Naja…«
»Preise sind nicht alles«, sagte Penelope. »Wir müssen auch an ihr Glück denken.«
»Sie sehen ja wirklich ganz glücklich aus…«
»Ich hoffe, sie haben Safer Sex praktiziert«, sagte Penelope.
Nach zwei Glas Wein hatte sich Jo mit einem weiteren Wurf abgefunden, der keine Preise gewinnen würde, und fuhr, mit Murphy Brown unter dem Arm geklemmt, nach Hause.
Der zukünftige Vater rollte sich prompt zusammen und schlief ein, so daß Penelope ohne Gesprächspartner zurückblieb. Nach einigem Überlegen beschloß Penelope, Robert Sidney-Veines Sendschreiben aus Malawi zu beantworten. Das war längst überfällig.
Sie ließ Mycroft allein, damit er sich von seinem leidenschaftlichen Abenteuer erholen konnte, und ging in das kleine Schlafzimmer, das sie in ein Büro verwandelt hatte. Sie warf den Computer an, und nachdem sie eine Weile auf den Bildschirm gestarrt hatte, fing sie an zu tippen.
AN: Den alten Knaben VON: Dem alten Mädchen
Mycroft und ich haben mit Freuden Dein letztes Billet Doux erhalten. Natürlich hat es mir das Herz gebrochen, von Däner Liaison mit einer Professorin der klassischen Philologie zu erfahren. Bei der Vorstellung, Dich in den Armen einer anderen zu wissen, weine ich mich jede Nacht in den Schlaf. Als einziger Trost bleiben mir nur meine Träume von Sean Connery, dieser gutaussehenden Bestie. (Sag, konjugierst Du unter dem Moskitonetz in Deinem tropischen Heiligtume diese schrecklichen lateinischen Verben ?)
Dennoch, mit Hilfe meiner Arbeit und den beständigen Aufmerksamkeiten von Harrison Anderson III gelingt es mir, Leib und Seele zusammenzuhalten. Vor ein paar Tagen hat sich etwas sehr Seltsames zugetragen. Ein Mord ist vor meiner Türschwelle begangen worden. Man hat Louise Fletcher erstochen, eine Frau von enormen Reichtum und unstillbarer Neugier. Ihr Ehemann erbt alles und wäre ein Hauptverdächtiger, wäre da nicht ein unanfechtbares Alibi. Die Polizei ist schachmatt, daher habe ich die Verfolgung aufgenommen. Ich verdächtige jeden.
Das Telefon klingelte. Penelope hörte auf zu tippen und schaute es angewidert an. Sie war wirklich nicht in der Stimmung, mit irgend jemandem zu sprechen.
Es klingelte erneut.
Sie seufzte und hob ab. »Hallo?«
»Penelope Warren, hier spricht Louise Fletcher.«
»Was?« schrie Penelope.
Die Stimme am Telefon ignorierte Penelopes Frage.
»Sie werden diese Nachricht nur im Falle meines Todes hören. Sie sind die einzige Person, der ich vertrauen kann.«
Es dauerte einen Moment, bis Penelope begriff, daß sie einer aufgenommenen Nachricht zuhörte, und einen weiteren, bis sie eilig mitschrieb, während die verstorbene Louise Fletcher sprach.
»Silent Night. Seite dreihundertundsechsunddreißig. Schauen Sie sich den Umschlag an, Penelope Warren.«
Louise Fletcher verstummte.
Penelope hörte zu, bis der Wählton an ihr Ohr drang.
Ach du lieber Gott.
Sie wandte sich wieder den grünen Buchstaben
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