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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garrison Allen
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er das zerzauste Haar zerwuschelte, das ihr Gesicht umrahmte. Schließlich gab es im Leben eines jeden Katers, der auch nur einen Funken Selbstachtung besaß, einen Zeitpunkt, an dem essen und schlafen einfach nicht genug waren. Keine Antwort.
    Er drückte seine kalte Nase an ihre Wange. »Mmmm«, sagte Penelope.
    Wach ’auf, verdammt noch mal. Ich muß los, ich hab was vor.
    Er spazierte ihre Beine und ihren Bauch rauf und runter.
    Penelope schubste ihn im Schlaf von sich.
    Er stupste Penelopes Wange mit seiner großen rechten Pfote an. Seine Krallen waren natürlich eingefahren. Schließlich wollte er sie nur wecken, nicht verstümmeln.
    Das wirkte.
    »Verdammt noch mal, Mycroft«, rief sie. »Es gibt hier ein paar Leute, die würden gerne schlafen.« Sie setzte sich im Bett auf.
    Mycroft nickte. Wurde ja auch langsam Zeit.
    Mürrisch stolperte Penelope im Halbschlaf in die Küche, um den Kaffee aufzusetzen.
    Nach einem herzhaften Frühstück und einem ausgiebigen Bad wurde Mycroft zur Plage, rannte auf und ab, lief ihr zwischen den Füßen herum, beschwerte sich lauthals und wollte rausgelassen werden. Er war bereit für Abenteuer.
    Trotz ihres Bittens weigerte sich Mycroft, mit Penelope zur Arbeit zu fahren. Wenn einen der Hafer stach, dann blieb einem nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach Abenteuer zu begeben. Beim Menschen wurde dieser Charakterzug Sturheit genannt, bei Katzen jedoch Unabhängigkeit.
    Normaler weise jedenfalls.
    »Dieser verdammte sture Kater«, sagte Penelope, gab nach und fuhr alleine in die Stadt.
    Mycroft machte sich auf den Weg zu seiner Liebsten.
    Herbert Fletcher – holte ihn doch der Teufel!- hatte es sich schon wieder in dem großen Sessel vor dem Kamin von Mycroft äf Co bequem gemacht. Ein frischer Verband verbarg die Kratzer, die Mycroft ihm zugefügt hatte.
    Die zukünftige schöne Jungfer Kathy Allen stand hinter der Ladentheke – aus Sicherheitsgründen. »Guten Morgen, Mylady.«
    »Guten Morgen, Jungfer Allen«, antwortete Penelope höflich, obwohl ihr nicht klar war, was an einem Morgen, der mit Herbert Fletcher anfing, gut sein sollte. Er wurde genauso eine Plage, wie Louise eine gewesen war. Was nun?
    Fletcher erhob sich nervös, als Penelope den Laden betrat, und verrenkte sich beinah den Hals, als er versuchte, an ihr vorbeizusehen. Er rechnete scheinbar damit, daß ihn jeden Moment die Katze aus der Unterwelt anspringen würde.
    »Keine Angst«, sagte Penelope. »Mycroft hat sich heute freigenommen.«
    Ohne Einleitung fing Fletcher an, auf sie einzureden. »Diese verdammte Frau macht Jagd auf mich«, rief er. »Sie lauert mir auf, folgt mir überall hin, ruft mich zu jeder Tages- und Nachtzeit an, bedroht mich. Sie wird auch noch ausfallend. Die Frau ist besessen.«
    »Welche Frau? Freda?«
    »Natürlich Freda. Wer denn sonst?«
    »Haben Sie Beweise?«
    »Beweise? Was meinen Sie mit Beweisen? Ich habe Ihnen doch gerade erklärt, was sie macht. Ich fange an, um mein Leben zu fürchten. Ich glaube, sie hat eine Waffe.«
    »Wahrscheinlich eine Schrotflinte«, sagte Penelope.
    Kathy kicherte hinter dem Ladentisch.
    »Das finde ich gar nicht witzig«, sagte Fletcher.
    Penelope fand zwar die Vorstellung von Herbert Fletcher, wie er mit Fredas Schrotflinte im Rücken zum Altar geführt wurde, durchaus witzig, zuckte jedoch mit den Schultern und überging die Sache. »Haben Sie irgendwelche Zeugen?« fragte sie statt dessen.
    »Dafür ist sie zu schlau. Als ich anfing, die Telefongespräche aufzuzeichnen, hörte sie mit den Anrufen auf.«
    »Ich nehme an, Sie könnten eine richterliche Verfügung bekommen.«
    »Das würde mich zu einer Witzfigur machen. Bitte, Euer Ehren, hindern Sie diese Frau daran, mich zu quälen.«
    »Was kann ich tun?« fragte Penelope.
    »Lido Isle«, sagte Herbert Fletcher und gab damit dem Begriff non sequitur eine ganz neue Bedeutung.
    »Wie bitte?«
    »Überprüfen Sie Lido Isle. Ich glaube, das ist eine Aktiengesellschaft.«
    »Warum ich?«
    »Sie haben Erfahrung im Recherchieren.«
    »Ja, in Literatur.«
    »Das ist doch das gleiche. Alte, staubige Dokumente durchwühlen.«
    »Ich habe Allergien.«
    »Die habe ich auch.«
    Es stimmte. Penelope hatte praktische, wenn auch unechte Allergien für jede Gelegenheit. Die waren ganz brauchbar, wenn man unangenehme Situationen vermeiden wollte. Ein Niesen, ein entschuldigendes Lächeln und die Bemerkung: »Es liegt an deinem Rasierwasser«, wenn man bei einer Verabredung einen unerwünschten

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