Katzen, Killer und Kakteen
zu lesen. John Fowler würde die Schlagzeile nicht gefallen, aber es war eine treffende Beschreibung der beiden Detectives, die an dem Fall arbeiteten.
STADTRATVERORDNETE ERMORDET: POLIZEI RATLOS
von HARRISON ANDERSON III
»Lies laut vor«, verlangte Cassie. »Nein, laß mich lesen. Ich habe eine viel bessere Stimme als du.« Sie zog die Zeitung zu sich herüber und begann zu lesen.
»›Die Leiche von Freda Aisberg, der Stadtratverordneten von Empty Creek, wurde gestern auf Crying Woman Mountain gefunden. Aisberg scheint, laut Aussage von Detective Lawrence Burke von der Empty Creek Mordkomission, das Opfer eines Gewaltverbrechens zu sein.‹«
»Trottel! Also wenn ein Messer im Rücken kein Beweis für ein Gewaltverbrechen ist, dann weiß ich es nicht. Andy hat den Teil nicht geschrieben«, erklärte Cassie.
»Hätte er besser«, sagte Penelope.
»›Die Leiche wurde von der ortsansässigen Geschäftsfrau Penelope Warren, Kathy Allen, Warrens Aushilfe, Storni Williams, einem bekannten Filmstar‹ – war das nicht nett von Andy – >und John Bellows, Williams Chauffeur, gefundene«
»›Aisbergs Tod wurde am Tatort festgestellte Bläh, bläh, bläh.«
»>Die Polizei hat keine Verdächtigen.‹ Noch mehr bläh.«
»›Dieser neuste Mord folgt dem Tod Louises Fletchers, einer bekannten Bewohnerin Empty Creeks. Die Polizei ist der Meinung, daß ein und dieselbe Person für die Morde verantwortlich ist.‹ Ende von bläh.« Cassandra drehte die Seite um. »Sieh mal, der Haushaltswarenladen hat heute Mist im Sonderangebot. Da müssen wir aber schnell hin und ein oder zwei Viertelscheffel besorgen.«
»Das nennt man Dünger.«
»Das ist doch das gleiche. Ich gehe duschen.« Mycroft folgte ihr aus der Küche.
»Du Verräter. Das wirst du bereuen.«
»Er liebt seine Tante Cassie eben.«
Die wiederhergestellte, wenn auch nur vorübergehende Ruhe gab Penelope die Gelegenheit, Fredas Nachruf zu lesen, der neben dem Artikel abgedruckt war. Er gab Überblick über ein Leben, das im Alter von fünfundvierzig Jahren geendet hatte – Fredas Wahl in den Stadtrat vor acht Jahren, ihr Abschluß in Politikwissenschaften an der Universität von Arizona, ihre verheiratete Tochter, die in New Mexico lebte, ihre Karriere als Maklerin. Der Termin für die Beerdigung stand noch nicht fest. Der Nachruf enthielt wenig, was Penelope noch nicht wußte.
Fredas kurze Ehe mit einem Herumtreiber, der vor Jahren verschwunden war, oder die zahlreichen Affären, die man ihr nachsagte, wurden nicht erwähnt.
Die Vierundzwanzig-vierundzwanzig-Regel würde bald ablaufen. Sie bezog sich auf die letzten vierundzwanzig Stunden im Leben des Mordopfers und die ersten vierundzwanzig Stunden nach dem Auffinden der Leiche. Penelope wußte, daß dies die entscheidenden Stunden in jeder Morduntersuchung waren. Sie wußte außerdem, daß sie nicht darauf hoffen konnte, mit den Mitteln der Polizei konkurrieren zu können. Schließlich mußten Zwiddeldei und Zwiddeldum, trotz ihres abstoßenden Verhaltens, ja irgendwelche ermittlerischen Fähigkeiten besitzen. Aber sie mußte unbedingt etwas unternehmen. Sie starrte auf das Photo, das dem Nachruf beigefügt war. Es war ein gutes Photo von Freda. Sie lächelte in die Kamera und sah richtig glücklich aus. Sie hatte gar keine Ähnlichkeit mit dem zänkischen Fischweib, das Penelope noch vor ein paar Tagen beschimpft hatte. Obwohl sie sich bestimmt wieder wie eine Schnüfflerin vorkommen würde, beschloß Penelope, daß Zwiddeldei und Zwiddeldum die vierundzwanzig Stunden nach dem Auffinden der Leiche haben konnten. Penelope wollte die vierundzwanzig Stunden vor Fredas Tod, und genau das teilte sie der Kaffeekanne mit. »Vielleicht hatte Freda auch ein Geheimversteck«, fügte Penelope genau in dem Moment hinzu, als Cassie und Mycroft zurückkamen.
»Ein Geheimversteck«, rief Cassie aus. »Wie lustig. Kann ich es auch sehen?«
»Es kann gefährlich werden«, warnte Penelope. »Denk an George Bush und die Pennies.«
»Gefahr ist mein Leben.«
Genau in dem Moment läutete das Telefon. Penelope starrte es ein paar Sekunden an, bevor sie abhob, und rechnete schon beinahe damit, daß Louise Fletcher nochmal am Apparat war, oder vielleicht sogar Freda Aisberg, aber es war bloß Laney.
»Es ist aus«, heulte Laney. »Diesmal ist es endgültig aus.«
»Wein doch nicht, Laney. Was ist aus?«
»Wally. Ich habe ihn rausgeschmissen. Er hat sich einer jüngeren Frau zugewandt. Er hat sich in deine
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