Katzen, Killer und Kakteen
nicht damit einverstanden, daß ihre älteste Tochter auf Mörderjagd geht. Was würden die Nachbarn dazu sagen? Was machen die Robinsons überhaupt?«
»Die haben sich überhaupt nicht verändert.« Die Robinsons lebten schon seit ewigen Zeiten neben den Warrens.
»Natürlich nicht.«
Mycroft rülpste.
»Entschuldige dich, Mikey.«
Big Mike sprang auf die Tischplatte, um zu sehen, ob er ein paar Reste abstauben konnte.
Natürlich. Tante Cassie verwöhnte ihn immer unmäßig.
Bei dieser Gelegenheit jedoch stieß Tante Cassie einen Schrei aus, bevor sie mit dem Verwöhnen anfangen konnte. Völlig überrascht, da er eigentlich einen Leckerbissen erwartet hatte, machte Mycroft einen Satz in die Luft und versuchte, dort zu bleiben, bis er die Tischplatte nach gefährlichen Alienwesen abgesucht hatte. Die Erdanziehungskraft durchkreuzte jedoch dieses Vorhaben, also sprang er nochmal hoch, um auch sicherzugehen, daß er beim ersten Mal den Grund für Cassandras Verhalten nicht übersehen hatte.
Penelope sprang auf die Füße und warf dabei mit einem Poltern ihren Stuhl um. »Mein Gott, was ist los?«
Cassandra zeigte auf das Küchenfenster. »Da draußen ist jemand«, rief sie. »Er trägt eine George-Bush-Maske.«
Penelope stürzte zur Tür und schaltete das Außenlicht an.
»Geh da nicht alleine raus«, rief Cassie.
»Na, dann komm doch mit.« Penelope rannte hinters Haus.
George Bush war nirgendwo zu sehen. Auch keiner der anderen ehemaligen Präsidenten; nicht einmal ein Vizepräsident oder Minister.
»Kannst du ihn sehen?«
»Da ist niemand.« Penelope drehte sich um und sah sich Prinzessin Leogfrith gegenüber, die den Küchenbesen wie das Schwert der Verdammnis umklammerte. Mycroft, der Besen für viel gefählicher hielt als Präsidenten-Doubles, blieb vorsichtig zurück.
Cassandra kam langsam näher. »Er war jedenfalls hier. Ich habe ihn gesehen.«
»Es ist wahrscheinlich nur die Aufregung.«
»Aufregung, bei meinem wohlgeformten Hinterteil! George Bush hat durch dein Küchenfenster geguckt.«
»Der alte Spanner.«
Penelope drehte sich zum Haus um und entdeckte, daß sie sich geirrt hatte. Hinter dem Haus war doch ein ehemaliger Präsident. Na, nicht direkt im Garten. Ein glänzender, in Kupfer gegossener Abraham Lincoln klebte an der Tür.
Jetzt war Penelope an der Reihe, einen Schrei auszustoßen.
Sie drehte sich um und schrie in die Nacht hinaus. »Verdammt, George Bush! Das wirst du mir büßen!«
Mycroft, der undankbare Kerl, schlief den größten Teil der Nacht und des Morgens bei Cassandra. Penelope vermißte seine wollig-warme Anwesenheit, und als sie früher als gewöhnlich aufwachte, nahm sie an, daß seine Abwesenheit der Grund dafür war. Aber als sie in der Küche stand und das Aroma des Kaffees durch den Raum zog und sogar bis in ihr widerspenstiges Hirn vordrang, erinnerte sich Penelope langsam an den wahren Grund für ihre unruhige Nacht. Im Traum war sie von einem messerschwingenden Mörder verfolgt worden, der eine George-Bush-Maske trug. Ein wachsender Berg von rutschigen Kupferpennies hatte Penelopes Fluchtweg blockiert. Wie Sisyphus hatte sie sich abgeplagt, den Pennyberg hinaufzuklettern, aber jedesmal, wenn sie sich der Spitze näherte, rutschte sie aus und und schlitterte wieder auf George Bush und sein blutiges Fleischermesser zu.
In Anbetracht der unruhigen Nacht, die Penelope verbracht hatte, war es kein Wunder, daß sich Mycroft an Cassie gekuschelt hatte.
Penelope trank ihren Kaffe und gestand sich widerwillig die Wahrheit ein: Die letzten Ereignisse jagten ihr ein klitzekleines bißchen Angst ein. Es war keine richtige Angst, nicht wie die, die sie vor den Ausbildern bei den Marines gehabt hatte, aber so schlimm, daß sie niemandem mehr den Rücken zudrehen würde, besonders nicht George Bush.
Penelope nahm ihren Kaffee und wanderte durch das Haus. Es war furchtbar, so früh schon auf zu sein – es war erst zehn –, und das ohne ihre Spielgefährten Cassie und Mycroft. Sie blieb vor der Schlafzimmertür stehen und warf einen Blick auf die beiden. Mycroft war ein großer Knubbel unter der Decke, aber Cassie sah im Schlaf noch schöner aus als wach. Ihr goldenes Haar war so geschickt über das Kissen drapiert, daß sich Penelope fragte, ob sie das absichtlich vor dem Einschlafen tat für den Fall, daß jemand zufällig mit einer Kamera und einem Photoauftrag vorbeikam. »Hey, du, mach ein Photo von Storm Williams für ›Schlafstil der weniger Reichen
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