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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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deine Schuhe kommst. Die Zeit drängt.«
    Ich beeilte mich nun wirklich und folgte ihr hinaus auf den Flur.
    »Du nimmst den oberen Teil«, wies sie mich umgehend an. Sie hockte am Fußende des grauen Plastiksacks, umfasste die Leiche etwa in Höhe der Kniekehlen und hievte sie hoch. Den Spaten hatte sie genau in der Mitte des Sacks platziert. Auf mich wirkte er dadurch wie ein Schwert oder ein langes Szepter. Ein Insignium der Macht, das man nun dem Toten mit in sein Grab legte.
    Für einen Augenblick blieb ich unschlüssig vor diesem würdelosen Menetekel stehen. Obwohl ich in jener unheilvollen Nacht bereits schreckliche Dinge getan hatte, kostete es mich nun doch große Überwindung, die Leiche erneut zu berühren. Vor mir lag der mahnende, anklagende Beweis für die Verderbtheit unserer Beziehung, für unsere Todsünde. Ja, unsere Sünde. Ich war für den Tod dieser jungen Frau in gleicher Weise verantwortlich wie Mia. Schließlich war Bastet erst durch meine Hilfe zu ihrer neuen Sarx gelangt.
    »Was ist, worauf wartest du?« Verwirrung und gereizte Nervosität standen in Mias Gesicht.
    »Was? Nichts … gar nichts«, log ich. »Alles okay.« Ich holte zweimal tief Luft und fasste dann zu. Meine Finger gruben sich in erstaunlich festes, klumpiges Fleisch. Konnte es sein, dass der Körper bereits damit begonnen hatte, sich zu versteifen?
    Die Treppe stellte uns vor eine erste harte Prüfung; Joys Leichnam war nicht sonderlich schwer, doch die engen Windungen hätten einen weitaus biegsameren Organismus verlangt. Mehrere Male gab es ein schweißtreibendes ›Vor und Zurück‹, wobei der Spaten jedes Mal nur wie durch ein Wunder davon abgehalten werden konnte, laut scheppernd in die Tiefe zu stürzen. Ein Glück, dass dies hier nicht das ‘Beverly Wilshire’ ist , dachte ich. Der Nachtportier wäre sicher gespannt auf unsere Erklärung gewesen. So aber kamen wir stöhnend, jedoch unbehelligt, unten an. Da ich als Erster halb rückwärts schreitend die Treppe hinab gestiegen war, brannten meine Ober- und Unterschenkel wie Feuer. Nur zu gerne hätte ich mich für einen kurzen Moment ausgeruht, aber Mia trieb mich weiter an. Sie war es jetzt, welche die Führung übernahm. Ohne ein Wort der Erklärung zog sie unsere graue Last in Richtung Hinterhof, und ich musste ihr notgedrungen folgen.
    Seit ich den Spaten gesehen hatte, war mir klar, dass Mia die Leiche irgendwo auf dem Trümmerfeld begraben wollte. Ich fragte mich mittlerweile nur, ob es nicht dennoch riskant war, hier nachts eine Grube auszuheben. Dies war kein Job von wenigen Minuten; um auf Nummer sicher gehen zu können, musste man schon mehr als zwei Meter tief graben. Wenn uns nun doch jemand zufällig dabei beobachtete? Ein Arbeiter auf dem Weg zur Frühschicht, eine Witwe mit Schlafstörungen oder auch nur ein halbbetrunkener Penner? In der Annahme, dass auch Mia sich diese Gedanken gemacht hatte, verkniff ich mir eine kritische Frage. Warte es ab , sagte ich mir. Wenn sie dich bittet, das Loch im Vorgarten des Bürgermeisters auszuheben, kannst du noch immer deine Einwände vorbringen.
    Bevor wir das Haus durch die stets nur angelehnte Hinterhoftür verließen, bremste ich ab.
    »Stopp mal da vorne«, raunte ich ihr zu. Da wir uns nun nicht mehr durch das enge Treppenhaus zwängen mussten, erschien mir eine andere Transportweise sinnvoller. Ich ließ Mia die Beine absenken, drückte ihr den Spaten in die Hand und warf mir dann das ganze Paket über die Schulter. »Auf diese Weise kommen wir schneller voran. Du brauchst ohnehin etwas mehr Bewegungsfreiheit. Schließlich bist du hier der Scout.«
    Mia blickte mich mehrere Sekunden prüfend an und schenkte mir denn ein warmes Lächeln. »In Ordnung.« Sie nickte. Nach einigen Schritten drehte sie sich nochmals zu mir um. »Danke, Thomas.«
    Da ich vor nicht allzu langer Zeit eine ganz ähnliche Nachtwanderung unternommen hatte, war ich mit der bedrückenden Atmosphäre der Ruinen bereits wohl vertraut. Und doch war vieles anders. Die hauchdünne Sichel des Mondes verbreitete weniger Licht als ein glimmender Holzspan. Die Mauertürme, die ich erspähte, wirkten schwärzer als sonst, unwirklicher. Wie ausgeschnittene Pappschatten. Ohnehin schien der klägliche Rest des Mondes weniger Licht, als vielmehr Schatten auszusenden. Nur an einigen Stellen bewirkte das erste Erwachen des Tageslichts einen graugelben Schleier.
    In den Zonen der tiefen Schatten war ich regelrecht dazu gezwungen, mir den richtigen Weg

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